Ballard Power +25% in 10 Tagen – Geht die Kursrallye weiter?

18.11.22

Die weltweite Nachfrage nach Wasserstoff-Bus-Stacks steigt. Am Donnerstag hat Ballard Power (WKN:A0RENB) einmal mehr einen Auftrag des europäischen Busherstellers Solaris erhalten. Für das kommende Jahr rechnen die Kanadier nun mit bis zu 100 solcher Einzelbestellungen. Seit das Unternehmen vergangene Woche endlich mal wieder solide Quartalszahlen vorgelegt hat, ist die Aktie um ein Viertel auf 6,20 US$ geklettert. War das der Startschuss für eine neue Rallye des Wasserstoff-Papiers?

Ballard Power Systems mit Sitz in Burnaby bei Vancouver, Kanada ist ein Hersteller von Brennstoffzellen. Seinen ersten Wasserstoff-betriebenen Bus hat das Unternehmen bereits vor über 30 Jahren vorgestellt, Anfang des Jahrtausends waren die ersten Produkte marktreif. Der Wasserstoff-Spezialist arbeitet mittlerweile auch an H2-Antrieben für Gabelstapler, Lkw, Züge und Schiffe. Der Börsenwert des Unternehmens liegt derzeit bei gut 1,8 Milliarden US$.

25 weitere Bus-Stacks gehen nach Europa

Am Donnerstag meldete Ballard einen Auftrag des europäischen Busherstellers Solaris Bus & Couch über 25 Wasserstoff-Brennstoffzellenmotoren. Zu den finanziellen Bedingungen des Deals mit dem Stammkunden hat sich der kanadische Hersteller bislang noch nicht geäußert.

Die 70-kW-Brennstoffzellen-Aggregate werden den Angaben nach in Solaris‘ Wasserstoffbusse des Modells „Urbino 12“ eingebaut, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 an den polnischen Nahverkehrsbetreiber MPK Poznań ausgeliefert werden sollen.

Die Busse werden teilweise aus dem Programm für umweltfreundlichen öffentlichen Verkehr des Nationalen Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft finanziert. Die örtlichen Behörden fordern, dass bis 2028 mehr als 30% der Bus-Flotte emissionsfrei sein soll. Mit den 25 neuen, von Ballard-Aggregaten angetriebenen Fahrzeugen wird sich der Anteil bereits von 18 auf 25% erhöhen.

Ballard-CEO David Mucciacciaro sagte, dass das Unternehmen eine steigende Nachfrage nach Wasserstoff-Brennstoffzellenbussen in Europa verzeichnet und sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Solaris freut, um diese wachsende Nachfrage zu decken.

Die große Trendwende?

Meldungen wie diese werden sich in den kommenden 12 Monaten wohl häufen. Für das Jahr 2023 rechnen die Kanadier mit über 100 Einzelaufträgen für Bus-Stacks – unter anderem aus Kooperationen mit Wrightbus, Van Hool und Solaris in Europa, New Flyer und anderen in den USA, Tata in Indien sowie Global Ventures in Neuseeland.

Nach einer offensichtlichen Geschäftsflaute für Ballard in den vergangenen 24 Monaten soll nun ein Paradigmenwechsel unter den Verkehrsbetrieben für einen kräftigen Aufschwung sorgen. Demnach werden statt batteriebetriebenen Bussen nun verstärkt Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb bestellt.

Beispiele, die die Kanadier anführen: TC Transit aus den USA wollte zunächst zu 70% auf Akkus setzen und zu 30% auf Wasserstoff, kehrte dieses Verhältnis jedoch um. Ein großer kalifornischer Busbetreiber hat sich sogar auf 100% H2 festgelegt. Dieser Trend zeige sich auch bei Lkw, Schiffen und auf der Schiene.

Solider Q3-Bericht, doch Belastungen bleiben bestehen

Ob sich im kommenden Jahr tatsächlich ein operativer Turnaround einstellt, wird sich zeigen. Sicher ist, dass die vergangene Woche vorgelegten Quartalszahlen die Markterwartungen im Großen und Ganzen erfüllt haben. Da Ballard mit seinen Finanz-Updates zuletzt bei Anlegern mehrfach für Entsetzen gesorgt hat, scheint der neue Zwischenbericht ein Indiz zu sein, dass es beim Wasserstoff-Experten wieder in die richtige Richtung geht.

Obwohl die soliden Q3-Zahlen die Aktie zuletzt wieder angetrieben haben, ist der Kurs seit Anfang des Jahres um fast die Hälfte eingesackt. Aufgrund des starken Kostendrucks und politischer Risiken (wie zuletzt in China) bleibt das Wasserstoff-Papier kurzfristig belastet.

Da die Kanadier über ausreichend Barmittel für mindestens 24 Monate verfügen, ohne den Kapitalmarkt anzapfen zu müssen, können Investierte dabeibleiben und die Entwicklung im kommenden Jahr in Ruhe verfolgen. Ich habe die Aktie aber nicht in meinem Depot und plane im Wasserstoff-Sektor vorerst auch kein Einzelinvestment.

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