Ballard Power: Klingt fast zu schön, um wahr zu sein
Nach der scharfen Korrektur im Wasserstoffsektor hat die Aktie von Ballard Power (WKN:A0RENB) zu Beginn des Jahres einen Boden gefunden. Nun meldet der Brennstoffzellenhersteller Fortschritte bei der Kommerzialisierung seiner Technologie für die Schifffahrt. Nachdem sich das Unternehmen zuletzt fast nur auf Pilotprojekte beschränken musste, rechnet der Vorstand im nächsten Jahr mit einer Auftragsflut. Setzt man beim Wasserstoff-Trend mit Ballard wieder auf das richtige Pferd?
Ballard Power Systems mit Sitz in Burnaby bei Vancouver, Kanada ist ein Hersteller von Brennstoffzellen. Seinen ersten Wasserstoff-betriebenen Bus hat das Unternehmen bereits vor über 30 Jahren vorgestellt, Anfang des Jahrtausends waren die ersten Produkte marktreif. Der Wasserstoff-Spezialist arbeitet mittlerweile auch an H2-Antrieben für Gabelstapler, Lkw, Züge und Schiffe. Der Börsenwert des Unternehmens liegt derzeit bei 3,5 Milliarden US$.
Europa-Zulassung für Schiffsmotor
Am gestrigen Mittwoch meldete Ballard Power einen „wichtigen Schritt“ bei der Kommerzialisierung seiner Brennstoffzellen-Technologie für die Schifffahrt. So hat der Wasserstoff-Spezialist die branchenweit erste Typenzulassung in Europa für sein Brennstoffzellenmodul FCwave erhalten.
Die Kandier arbeiten unter anderem mit der norwegischen Reederei Norled an der ersten wasserstoffbetriebenen Fähre. Ballard bestätigte, dass sein Schiffsmotor für die Installation „konzipiert, getestet und vorbereitet“ sei. Die Europa-Zulassung sei, so das Unternehmen, der Schlüssel zur Einbeziehung von Brennstoffzellen als Teil von emissionsfreien Lösungen für die Schifffahrtsindustrie.
Zahlreiche namhafte Partner
Ballard arbeitet mit namhaften Partnern an zahlreichen weiteren Pilotprojekten. Vergangenes Jahr haben die Kanadier einen H2-betriebenen Lkw vorgestellt – eine Zusammenarbeit mit dem norwegischen Wasserstoff-Unternehmen Hexagon Purus. Der Lastwagen soll mit einer Tankfüllung bis zu 650 Kilometer weit fahren können und genauso schnell auftanken wie herkömmliche Lkw. Einen Prototypen planen die beiden Partner diesen Sommer zu bauen.
Mit Siemens arbeitet der Brennstoffzellen-Experte an einem Nahverkehrszug mit H2-Antrieb, zudem gibt es ein Joint-Venture für Wasserstoff-betriebene Busse und Pkw mit Weichai Power. Der chinesische Motorproduzent ist zugleich auch der größte Ballard-Aktionär.
Da Peking jedoch seine Subventionspolitik in diesem Bereich überarbeitet hat, musste das Vorzeigeprojekt der Kanadier im vergangenen Jahr einen herben Dämpfer einstecken. Die Regierung hat den Förderschwerpunkt bei Wasserstoff vom Verkauf auf Technologiedurchbrüche verlagert. Das Weichai-Joint-Venture sitzt deshalb nun auf unverkauften Beständen und hat an Ballard seitdem keinen Auftrag mehr vergeben.
Herber Ergebniseinbruch
Der operative Rückschlag machte sich bei den Jahreszahlen 2021 deutlich bemerkbar: So blieb der Umsatz gegenüber dem Vorjahr zwar in etwa gleich bei 105 Millionen US$; mit einem Nettoverlust von -114 Millionen US$ rutschte das Unternehmen jedoch mehr als doppelt so tief in die roten Zahlen wie im Vorjahr.
Die Aussichten für das laufenden Jahr sind ebenfalls bescheiden: Ohne die Produktverkäufe aus dem Weichai-Joint-Venture muss sich Ballard Power auf absehbare Zeit fast ausschließlich auf Pilotprojekte beschränken. Der anhaltende Cash-Burn und die enttäuschende Margen-Entwicklung trüben das Bild zusätzlich ein. Analysten prognostizieren daher, dass der Brennstoffzellen-Spezialist in diesem Jahr erneut höhere Verluste anhäufen wird.
Paradigmenwechsel im Green-Tech-Sektor?
Im nächsten Jahr könnte sich das Bild für Ballard Power jedoch schon deutlich aufklaren. Die Kandier rechnen 2023 mit mehr als 100 Einzelaufträgen für Bus-Stacks aus Kooperationen mit Wrightbus, Van Hool und Solaris in Europa, New Flyer und anderen in den USA, Tata in Indien und Global Ventures in Neuseeland.
In der Branche sei ein Paradigmenwechsel dahingehend auszumachen, dass statt batteriebetriebenen Busses nun verstärkt Fahrzeuge mit H2-Antrieb bestellt werden, heißt es im Jahresbericht von Ballard. TC Transit aus den USA wollte demnach zunächst zu 70% auf Akkus setzen und zu 30% auf Wasserstoff, kehrte dieses Verhältnis jedoch um. Ein großer kalifornischer Busbetreiber hat sich sogar auf 100% H2 festgelegt. Dieser Trend zeige sich auch bei Lkw, Schiffen und auf der Schiene.
Bessere Optionen im Sektor
Ob diese Entwicklung nachhaltig ist und Ballard bereits im nächsten Jahr davon profitieren kann, vermag ich nicht einzuschätzen. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass das Unternehmen operativ zunächst weiter schwächeln wird.
Denjenigen, die grundsätzlich an einem Wasserstoff-Investment interessiert sind, lege ich daher eher den Einstieg bei Plug Power (WKN: A1JA81) nahe. Das US-Unternehmen hat eine marktführende Position, die Geschäfte liefen zuletzt schon sehr gut und die Aussichten sind noch besser. Für langfristig orientierte Investoren könnte zudem die Aktie des britischen Elektrolyse-Spezialisten ITM Power (A0B57L) eine interessante Option sein.
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