Bank-Aktien in Not – wiederholt sich die Krise von 2023?
Eine neue Gefahr schwappt aus den USA auf die deutschen Banken rüber. Es stellt sich daher die Frage, ob sich die Bankenkrise im Jahr 2023 wiederholt. Damals gerieten kleinere US-Banken in Zahlungsschwierigkeiten, letztendlich fiel auch die schweizerische Großbank Credit Suisse dieser Krise zum Opfer. In Deutschland leidet bereits die Aktie der Deutschen Pfandbriefbank (WKN: 801900) darunter – deren Kurs befindet sich in einem steilen Abwärtstrend und steht aktuell bei rund 3,80 €. Was bedeutet das für die Bankaktien?
ℹ️ Gewerbefinanzierungen vorgestellt
- Bis vor der Pandemie boomte der Bau von Gewerbeimmobilien, insbesondere von Bürogebäuden. Die Nachfrage nach Büroflächen war groß und die Zinsen waren extrem niedrig. Optimale Voraussetzungen für solide Gewerbekredite.
- Die Pandemie und damit das verstärkte Homeoffice änderten die Lage. Die Nachfrage nach Büroflächen ging drastisch zurück. Der letzte Sargnagel resultiert aus den stark gestiegenen Kreditzinsen.
- Das bisherige Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr, die Immobilienbetreiber geraten in Finanzprobleme und somit auch die finanzierenden Banken. Das Finanzierungsvolumen in den USA soll bei 1,4 Billionen US$ liegen.
Auswirkungen auf Kreditbanken
Bisher galten Immobilienkredite als sicher, hier dienen die zu finanzierenden Immobilien als Sicherheit. Sollte der Kreditnehmer in Zahlungsverzug oder gar insolvent werden, könnte die Immobilie zwangsversteigert oder verkauft werden. Soweit die Theorie.
Dieser Mechanismus funktioniert nur, wenn die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien hoch ist. Und das ist momentan die größte Gefahr. Auf dem Höhepunkt der Nachfrage wurden viele Neubauten begonnen und werden jetzt fertiggestellt. Somit stößt ein größeres Angebot auf eine geringere Nachfrage; die Folgen sind erhebliche Preisrückgänge für Gewerbeimmobilien, Zahlungsprobleme bei den Eigentümern und Kreditrisiken bei den Banken.
Momentan ist keine Entspannung in Sicht. Viele Betreiber dieser Gewerbeimmobilien hoffen auf Zinssenkungen im zweiten Halbjahr; die Wahrscheinlichkeit ist hoch, deren Rückgang jedoch ungewiss.
Auslöser US-Banken
Bei der Finanzkrise 2023 waren es ebenfalls US-Banken, deren Verluste zum Run der Anleger führten. Damals sorgte die Silicon Valley Bank für die größte Aufmerksamkeit. Aufgrund von gestiegenen Zinsen wurde deren Portfolio aus Staatsanleihen weniger wert und Notverkäufe erfolgten. Deren Kurs brach damals regelrecht zusammen.
Die Krise schwappte auf Europa über. Die Kurse der europäischen Banken gingen erheblich zurück. Letztendlich litten auch viele Aktien aus anderen Branchen darunter.
Jetzt traf es wieder kleinere US-Banken, die bekanntesten sind die New York Community Bankcorp sowie die M&T Bank. Die Gefahr, dass auch größere US-Banken oder europäische Banken trifft, ist groß.
Diese europäischen Banken sind betroffen
Das größte Risiko liegt bei der Deutschen Pfandbriefbank, kurz pbb. Deren Anteil dieser Finanzierungen am Gesamtkreditbuch beträgt 15%. Die Ratingagentur S & P stufte die Bank mittlerweile auf Ramschniveau ab. Die Aktie von pbb befindet sich in einem langfristigen Abwärtstrend – der Kursrückgang seit Jahresanfang beträgt insgesamt rund -40%. Mit weiteren Kursrückgängen ist zu rechnen. In diesem Artikel bin ich darauf eingegangen.
Die Deutsche Bank und deren Aktie (WKN: 514000) sind noch nicht von der Krise betroffen. Deren Anteil an US-Gewerbefinanzierungen soll bei 17 Milliarden € legen. Der Vorteil der Deutschen Bank ist, dass der prozentuale Anteil an gesamten Kreditbuch im unteren einstelligen Prozentbereich liegt. Von weiteren börsennotierten deutschen Banken sind keine Angaben über deren Volumen bekannt. Betroffen sind auch die Landesbanken LBBW sowie die Bayern LB.
Die EZB (Europäische Zentralbank) beobachtet derzeit eine Handvoll europäischer Großbanken, darunter auch die BNP Paribas und die niederländische Rabobank. Diese beiden Banken sollen mit erheblichen Volumina vertreten sein. Der Kurs der Aktie der BNP Paribas (WKN: 887771) verlor seit Jahresanfang rund -13% und steht aktuell bei 54,50 €. Die Rabobank ist im Besitz der niederländischen Genossenschaftsbanken – daher gibt es hier keine Aktien.
Auch wenn das nur die bekanntesten europäischen Großbanken sind, so dürften bei weiteren Instituten Risiken aus solchen Finanzierungen lauern.
Wiederholt sich die Krise von 2023?
Bankenkrisen resultieren meistens daraus, dass kleinere Ausfälle sich medial verstärken. Dies führt dazu, dass Kunden ihre Einlagen verstärkt abziehen (Bankenrun). Die Folgen sind Liquiditätsprobleme bei diesen Instituten. Solche Ausfälle kleinerer Banken schwappen auf die Großbanken über und daraus resultieren dann internationale Bankenkrisen.
Momentan ist die Gefahr aus meiner Sicht noch sehr klein. Die Banken sind heute robuster aufgestellt als in der Finanzkrise 2007/2008, deren Eigenkapitalausstattung ist jetzt deutlich besser. Sollte die Deutsche Pfandbriefbank zahlungsunfähig werden, dürfte das die Aktien von Großbanken erheblich belasten.
Betroffen sind nicht nur die Gewerbeimmobilien in den USA, sondern in Deutschland und Europa sind die gleichen Risiken vorhanden. Der Verband der deutschen Pfandbriefbanken (VDP) berichtete, dass hierzulande die Preise für Gewerbeimmobilien um 12,1% gefallen seien. Letztlich führte auch die Insolvenz der Signa Gruppe um den Immobilieninvestor René Benko zu Kreditausfällen bei europäischen Banken.
Mein Fazit: Die Gefahr der Wiederholung der Bankenkrise von 2023 sollte nicht unterschätzt werden. Anleger können sich gegen Kursverluste von Bankaktien dadurch schützen, dass sie ihr Depot breit streuen und der Anteil der Bankaktien überschaubar ist.
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