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Barrick Gold: Shandong-Verkauf das Ende der China-Symbiose?

Andreas Lambrou / 18.06.20 / 10:14

Der Goldpreis hält sich bombenfest, inmitten der erneut heftigen Schwankungen am Aktienmarkt. Jetzt trennte sich Barrick Gold (WKN: 870450) vom Großteil seiner Aktien am China-Drachen Shandong Gold (WKN: A2N6V5) und keiner weiß warum?

Nur wenige Goldanalysten kennen die Gepflogenheiten in China so gut wie ich selbst, als jemand, der jahrelang in Asien lebte und deshalb wundert es mich, wie wenig in Anlegerkreisen über die führenden chinesischen Goldminenkonzerne gesprochen wird.

Shandong Gold, der mittlerweile größte Goldkonzern Chinas, schloss vor drei Jahren eine Strategiepartnerschaft mit Barrick Gold, die sich womöglich für beide Seiten lohnend entwickeln hätte können.

Jetzt steht diese Partnerschaft auf der Kippe

Mittlerweile sind die Gräben zwischen den USA als führende Weltnation mitsamt Vormachtstellung des US-Dollars und dem aufholenden China kaum noch überbrückbar.

China wurde im neuesten Focus-Magazin als „gefräßiger Drache“ betitelt. Was schon eine ungehörige Feststellung über ein Land ist, das Tausende Milliarden in den Aufbau ganzer Volkswirtschaften investiert, die ich so nicht treffen wollte.

Gleichwohl bestätigen diese Entwicklungen, dass die Symbiose zwischen einem der größten Goldproduzenten der USA, dessen Herz in Nevada schlägt, und China, dessen Appetit nach Gold immer größer wird, offenbar nicht funktioniert.

Barrick Gold entflechtet seine Symbiose mit China

Der zweitgrößte Goldminen-Konzern der Welt veräußerte vorgestern einen Großteil seiner Beteiligung an der chinesischen Shandong Gold Mining und erlöste dabei 210 Millionen USD, die man für die Tilgung seiner Nettoschulden verwenden möchte. Barrick verkaufte fast 90 Prozent seiner Shandong-Aktien zum Kurs von 20,50 HKD, die als sogenannte H-Aktien an der Börse Hong Kong notieren, und vollzieht damit einen weiteren Schritt in Richtung Entflechtung seiner China-Partnerschaften.

Barrick hält zwar symbolisch noch 10 Millionen Aktien von Shandong Gold, was einer Beteiligung von 2 Prozent entspricht und bekräftigte noch einmal sein Engagement für die starke bestehende langfristige strategische Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen.

Tatsächlich müssen sich insgeheim jedoch beide Seiten im Klaren darüber sein, dass sich eine künftige kooperative Zusammenarbeit, allein auf geschäftliche Interessen beziehen wird und der größere Strategieplan dahinter, der die USA und China ein kleines Stück weit vereint hätte, tatsächlich als gescheitert angesehen werden muss.

Wie kam es überhaupt zur Kooperation?

Es wirkt schon beinahe wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, als Barrick im Jahr 2017 eine Beteiligung an Shandong Gold einging. Obendrein trat Barrick damals das riesige Pascua Lama-Projekt an die Chinesen ab, die sich in chinesischer Tradition in großer Geduld übten, nachdem Barrick das Projekt in der vorangegangenen Dekade nicht wirklich voranzubringen vermochte.

Chinas Shandong Gold stieg durch den Kauf von 50 Prozent der Veladero-Goldmine von Barrick Gold in Argentinien in ein waghalsiges Geschäft ein, das der bekannte chinesische Minenkonzern Zijin Mining als zu gefährlich einstufte. Die Mine kann jährlich bis zu 500.000 Unzen Gold produzieren und galt davor als eine der fünf Kernminen Barricks.

Shandong Gold streckt seine Arme aus

Shandong Gold selbst befindet sich, wie alle chinesischen Rohstoffkonzerne, unter krassem Übernahmefieber. Noch im Herbst 2019 weihte das Management sein Büro in Toronto ein, von dem aus die kanadischen Projekte verwaltet werden.

Gleich darauf landeten die Chinesen einen Clou und gaben im Mai die Übernahme des kanadischen Junior-Miners TMAC Resources bekannt, der mit dem Hope Bay-Projekt ein gewaltiges Vorkommen in der kanadischen Provinz Nunavut besitzt, das vor 20 Jahren entdeckt wurde und durch hohe Goldgehalte über 5 Gramm pro Tonne und bisher über 5 Millionen Unzen an Ressourcen glänzt.

Allerdings sind die klimatischen Verhältnisse dort, vor allem im harten Winter, derart herausfordernd, dass die Förderkosten bisher bei rund 1.300 US-Dollar pro Unze lagen, was im Branchendurchschnitt relativ hoch liegt. Mittels zielgerichteter Investitionen und einer Erhöhung des Durchsatzes, sollten die künftigen Kosten aber in Richtung von 900-1.000 US-Dollar pro Unze fallen und sich für die Chinesen als lohnendes Geschäft herausstellen.

Gleichwohl dürften die Chinesen ein langfristiges Interesse verfolgen und setzen wie selbstverständlich auf wesentlich höhere Goldpreise. Damit wären die Ressourcen und weitere Vorkommen, die sich auf rund 1.000 km² Projektgebiet befinden sollten, wesentlich ertragreicher als heute. Darum bescheinige ich den Chinesen eine entsprechende Weitsicht, die darin besteht, wertlose Papier-Dollar gegen harte Goldunzen im Boden einzutauschen. Richard Tory, Leiter des kanadischen Investmentbankings bei Morgan Stanley, meint:

Chinesische Investoren sind bereit, auf diese Herausforderungen zu reagieren. Ein Unternehmen wie Shandong Gold hat die Vision gezeigt, das führende Goldunternehmen Chinas und ein aufstrebendes führendes Unternehmen weltweit zu werden.

Ökologisch führender grüner Goldkonzern Chinas

Weiterhin nimmt Shandong Gold seine ökologische Verantwortung ernst und betreibt in China 11 "grüne" Goldminen, die man gemäß der Doppel-Null-Strategie managt. Das bedeutet, dass das primäre Ziel darin besteht, das Unternehmen mit null Arbeitsunfällen und keinerlei schweren Umweltverschmutzung zu führen, um die stabile und sichere Produktion aufrechtzuerhalten.

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