BASF-Aktie: Das könnte ganz bitter enden
Der Chemieriese BASF (WKN: BASF11) wurde einmal mehr als einer der fleißigsten Patentsammler Europas ausgezeichnet. Obwohl der DAX-Konzern üppige Dividenden ausschüttet, gibt er auch Jahr für Jahr viel Geld aus für Innovationen und das Erreichen seiner ehrgeizigen Klimaziele. Eine schwache Jahresprognose und der Gaslieferstreit mit Russland setzen die Aktie zurzeit jedoch stark unter Druck. Wie ernst ist bei dem Unternehmen die Lage?
Die BASF SE mit Sitz in Ludwigshafen ist gemessen am Umsatz (2021: 79 Milliarden €) der größte Chemiekonzern der Welt. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 111.000 Mitarbeiter an über 390 Produktionsstandorten in mehr als 80 Ländern. An der Börse hat der DAX-Titel derzeit einen Wert von 47 Milliarden €.
Unter Deutschlands besten Patentsammlern
Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung zahlen sich für BASF einmal mehr in Form einer Vielzahl von Patenten aus. Das geht aus aktuellen Zahlen des Europäischen Patentamts (EPA) hervor. Der Chemieriese sicherte sich demnach im vergangenen Jahr 1.284 Schutzurkunden.
In Deutschland schnitten nur Siemens (1.720) und Bosch (1.289) besser ab. Im Europa-Vergleich, den Huawei (3.544) und Samsung (3.439) anführen, belegt BASF den elften Platz. Der DAX-Konzern ist auch hauptverantwortlich dafür, dass Ludwigshafen mit 1.089 Patenten zuletzt hinter München die „zweitinnovativste“ deutsche Stadt war. Noch nie hatte die EPA so viele Patentanmeldungen erhalten wie im Vorjahr.
Ehrgeizige Klimaziele
2,2 Milliarden € hat BASF für F&E-Aktivitäten im vergangenen Jahr investiert und auch in den Vorjahren viel Geld ausgegeben für Innovation und die Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie. So plant BASF eine konzernweite Kreislaufwirtschaft, um sein weiteres Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.
Zu diesem Zweck trennt sich das Chemieunternehmen nach und nach auch von Geschäftseinheiten, die nicht mehr in das neue Selbstverständnis passen – wie die Öl- und Gas-Tochter Wintershall Dea. Seit geraumer Zeit wollen die Ludwigshafener die Sparte für fossile Energieträger mit einem Börsengang loswerden, der russische Partner Letter One hat jedoch bislang sein Veto eingelegt.
Anfang des Jahres hat BASF angekündigt, zur Not ein IPO auf dem Rechtsweg zu erzwingen. Der Chemieriese ist gut beraten, sich von seinem Old-Economy-Bereich so bald wie möglich zu trennen. Da die Zinsen noch tief sind und die Rohstoffpreise immer weiter steigen, kann das Unternehmen dabei noch ordentlich Kasse machen.
Jüngst haben die Ludwigshafener ihre ehrgeizigen Klimaziele erneut bekräftigt: Im Vergleich zu 2018 will der Chemie-Spezialist seine CO2-Emissionen bis 2030 um 25% reduzieren und bis 2050 klimaneutral sein.
Große Sorge um Gasembargo
Auch wenn die langfristige Strategie von BASF stimmig ist; die derzeitige makroökonomische Lage gibt Anlass zu großer Sorge. Ende Februar hatte der Chemieriese seinen Kursrutsch mit einer schwachen Prognose eingeleitet: Aufgrund der weltweiten Materialknappheiten und anhaltend hoher Preise kündigte der Vorstand für 2022 rückläufige Einnahmen und Margen an.
Kurz darauf marschierte Russland in die Ukraine ein. Weil BASF in hohem Maße auf russisches Gas angewiesen ist, ist der Krieg und der daraus resultierende Gaslieferstreit eine starke Belastung für den DAX-Konzern. Beim jüngsten Investorentag hat der Vorstand zuletzt vor den dramatischen Folgen eines Gasembargos gewarnt. Es gebe laut CEO Martin Brudermüller keine Möglichkeit, russisches Gas kurzfristig zu ersetzen.
Würde der Kreml den Gashahn zur Hälfte zudrehen, drohe bereits ein Produktionsstopp im Ludwigshafener Werk – mit 40.000 Mitarbeitern der größte Chemie-Standort der Welt. Selbst wenn Russland die Gaslieferungen nur einschränke, wäre die BASF gezwungen, die Produktion wichtiger Basischemikalien und Folgeprodukte zu drosseln.
Ein hohes politisches Risiko
Nach einem Putin-Dekret sollen westliche Kunden die Gaslieferungen künftig nach einem komplizierten Mechanismus in Rubel zahlen. Der russische Staatschef hat offen gedroht, den Gashahn zuzudrehen, falls die neuen Regeln nicht beachtet würden. Die G7-Staaten haben der Forderung jedoch prompt eine klare Absage erteilt. Der Ball ist jetzt wieder bei den Russen und in wenigen Wochen wird die Stunde der Wahrheit schlagen – in der zweiten Aprilhälfte oder spätestens Anfang Mai, wenn die nächsten Zahlungen an den Staatskonzern Gazprom fällig werden.
Für ein Engagement in die BASF-Aktie sprechen derzeit viele Argumente: ein vergleichsweise niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (2022e: 9,5), ein üppiges Aktienrückkaufprogramm und eine der höchsten Dividendenrenditen im DAX (6%). Angesichts der hohen politischen Risiken für den Chemiekonzern rate ich Anlegern aktuell jedoch dazu, an der Seitenlinie zu bleiben.
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