BASF-Aktie: Pläne für Wintershall-IPO doch nicht auf Eis?

04.05.22

Die Aktie von BASF (WKN: BASF11) ist derzeit stark belastet durch den Ärger mit der Öl- und Gastochter Wintershall Dea sowie durch den Gaslieferstreit mit Russland. Nun meldet Bloomberg, dass der Chemieriese entgegen seiner jüngsten Aussagen weiterhin daran arbeitet, ein Wintershall-IPO zu ermöglichen. Die Aktie klettert am Vormittag um +3,5% auf 49,15 €.

Die BASF SE mit Sitz in Ludwigshafen ist gemessen am Umsatz (2021: 79 Milliarden €) der größte Chemiekonzern der Welt. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 111.000 Mitarbeiter an über 390 Produktionsstandorten in mehr als 80 Ländern. An der Börse hat der DAX-Titel derzeit einen Wert von 43 Milliarden €.

Bloomberg: Wintershall-Assets stehen zum Verkauf

Laut eines Bloomberg-Berichts prüft BASF die Übertragung seiner russischen Vermögenswerte und der Aktivitäten seiner Öl- und Gastochter Wintershall Dea an den Co-Investor LetterOne. Der Verkauf könnte es dem DAX-Konzern ermöglichen, die Pläne für einen Börsengang des verbleibenden Wintershall-Geschäfts wieder aufleben zu lassen, erklärt die Nachrichtenagentur „unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen“.

Eine Stellungnahmen lehnt der Chemieriese bislang ab. LetterOne gab hingegen am Mittag bekannt, die Vermögenswerte nicht zu übernehmen und auch keine Gespräche mit BASF über eine solche Transaktion geführt zu haben.

Vergangene Woche erst hatte BASF bekanntgegeben, dass es die Bemühungen um ein Wintershall-IPO vorerst aufgegeben hat aufgrund des Engagements des Gemeinschaftsunternehmens in Russland. Der DAX-Konzern hatte dabei jedoch betont, sich weiterhin aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückziehen zu wollen.

Bei den BASF-Anlegern hat die Meldung spürbar für ein Aufatmen gesorgt: Die Aktie legte im frühen Handel um über +3,5% auf 49,15 € zu.

Ukraine-Konflikt hat ersten Tribut gefordert

In den vergangenen Jahren hat BASF Milliarden ausgegeben für Innovation und die Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie. Das Ziel ist eine konzernweite Kreislaufwirtschaft, die das Wachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt. Dafür trennen sich die Ludwigshafener konsequent von Geschäftseinheiten, die nicht mehr in das neue Selbstverständnis passen.

Auch Wintershall will das Unternehmen seit geraumer Zeit mit einem Börsengang loswerden. Der russische Partner LetterOne, der rund ein Viertel der Wintershall-Anteile hält, hat sich bislang jedoch gegen einen IPO des Joint-Ventures ausgesprochen. Anfang des Jahres hatte BASF angekündigt, die Ausgliederung notfalls auf dem Rechtsweg zu erzwingen. Aufgrund der Russland-Sanktionen scheint dieser Plan jedoch zunächst auf Eis gelegt – oder etwa doch nicht?

Seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts ist dem BASF-Vorstand die Sparte für fossile Energieträger erst recht ein Dorn im Auge. Vor vier Wochen musste der Chemie-Konzern für das Auftaktquartal aufgrund seiner Öl- und Gaseinheit einen unerwarteten Rückgang des Nettoergebnisses melden. Der Grund: Wintershall, das das Nord-Stream-2-Projekt mitfinanziert hatte, musste für die aufgegebene Ostseepipeline über eine Milliarde € abschreiben.

Angesichts der dramatischen Entwicklung des Russland-Geschäfts in den vergangenen Monaten würde es mich nicht wundern, wenn BASF weiterhin alle Möglichkeiten prüft, um sich von seinem Old-Economy-Bereich so schnell wie möglich zu trennen.

Risikofaktor Gasembargo

Auch über die übrigen Geschäftsbereiche des DAX-Konzerns wirft der Ukraine-Krieg dunkle Schatten, da das Unternehmen weiterhin in hohem Maße vom russischen Gas abhängig ist. Vorstandschef Martin Brudermüller hatte vor kurzem gewarnt, dass es im Fall eines Embargos keine Möglichkeiten gäbe, das Gas aus Russland zu ersetzen. Selbst wenn Moskau den Gashahn nur zur Hälfte zudrehen würde, drohe im Ludwigshafener Werk demnach bereits ein Produktionsstopp.

Nach einem Dekret aus dem Kreml müssen westliche Kunden die Gaslieferungen nun nach einem komplizierten Mechanismus in Rubel zahlen. Die nächsten Zahlungen stehen in diesen Tagen an. Bei Nichteinhaltung der neuen Regeln droht das russische Regime offen mit einem Lieferstopp.

Sollte BASF bald seine Wintershall-Assets veräußern und auch den Rest des Öl- und Gas-Geschäfts abstoßen, dürfte bei der DAX-Aktie eine kleine Erleichterungsrallye starten. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten hinsichtlich des Gaslieferstreits rate ich Anlegern jedoch weiter zur Vorsicht.

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