Bayer-Aktie -14%: Milliardenschock – Panik oder Chance?

20.11.23

Ein US-Geschworenengericht verdonnert Bayer (WKN: BAY001) zur Zahlung von 1,5 Milliarden US$. Während sich Anleger von diesem Schock noch erholten, flattert am Montagmorgen eine weitere, noch verheerendere Hiobsbotschaft rein und verursacht einen Kursrutsch. Sollen Anleger antizyklisch zuschlagen oder lieber nicht?

ℹ️ Bayer vorgestellt

Die Bayer AG mit Sitz in Leverkusen gehört mit rund 100.000 Mitarbeitern und einem Börsenwert von rund 40 Milliarden € zu den größten Chemie- und Pharmakonzernen weltweit. Mit der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto 2016 hat das Unternehmen seine Marktposition ausgebaut, sich jedoch auch Rechtsrisiken ins Haus geholt.

Blockbuster, adé!

Die guten Neuigkeiten zum Dauerstreitthema Glyphosat von vergangenem Freitag währen nicht lang. Die große Hiobsbotschaft ereilte die Bayer-Anteilseigner am Montagmorgen. Der Konzern teilte mit, dass die Endphasen-Studie von Asundexian mangels Wirksamkeit abgebrochen wurde. Es geht ausgerechnet um das neuartige Blutgerinnungsmedikament, dem absolutes Blockbuster-Potenzial zugeschrieben wurde.

Die Entscheidung basiere auf der Empfehlung des unabhängigen Data Monitoring Committee (IDMC) im Rahmen der laufenden Studienüberwachung. Dabei habe sich eine unterlegene Wirksamkeit von Asundexian im Vergleich zum Kontrollarm der Studie gezeigt, heißt es in der Meldung.

Erst Anfang November haben die Leverkusener das Studienprogramm ausgeweitet. Bayer hatte große Hoffnungen in den Wirkstoffkandidaten gesetzt, den bisherigen Beststeller Xarelto 2026 ablösen zu können. Der Pharma-Riese war zuletzt davon ausgegangen, dass mit Asundexian jährliche Spitzenumsätze von über 5 Milliarden € erzielt werden könnten.

Schockurteil: 1,5 Milliarden € Schadensersatz

Ein Übel kommt jedoch selten allein: Bayer wird aufgrund des Unkrautvernichters womöglich nun saftig zu Kasse gebeten. Denn wie Nachrichtenagenturen am Sonntagnachmittag berichteten, hat ein US-Geschworenengericht den DAX-Konzern zu einer Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US$ verurteilt.

Geklagt hatten drei ehemalige Roundup-Anwender, die das Mittel für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen. Die Geschworenen am Bundesgericht in Jefferson City, Missouri, haben ihnen jeweils gut 60 Millionen US$ Schadensersatz zuerkannt, sowie je 500 Millionen US$ Strafschadensersatz.

Revision wahrscheinlich

Das letzte Wort in diesem Rechtsstreit ist jedoch noch nicht gesprochen. Fakt ist: Geschworene in den USA sprechen Klägern oft hohe Summen zu, die Richter später nicht selten wieder senken.

So zeigt sich Bayer in seiner Stellungnahme selbstbewusst, das Urteil revidieren lassen zu können. Der Konzern argumentiert, dass regulatorische und wissenschaftliche Fakten im Verfahren falsch dargestellt wurden und allein die Höhe des Strafschadensersatzes gegen die US-Verfassung verstoße.

Für den Fall von Verurteilungen hat der deutsche Agrar- und Pharma-Riese bereits Rückstellungen in Milliardenhöhe vorgenommen. Die jüngste Bilanz vor Gewicht ist jedoch positiv: 9 der letzten 13 Gerichtsverfahren haben die Leverkusener gewonnen und einen Großteil der Klagen – ohne Haftungseingeständnis – beigelegt.

Geschäfte liefen zuletzt robuster als befürchtet

Insbesondere die schlechten Nachrichten aus der Medikamenten-Pipeline haben Anleger bis ins Mark schockiert. Die Aktie brach am Montagmorgen um über -14% auf 35,75 € ein.

Das solide Gesamtbild bei Bayer ist damit ruiniert. Eigentlich konnte der DAX-Konzern mit seinem jüngsten Q3-Bericht zuletzt durchaus positiv überraschen. Die Quartalsergebnisse langen zwar leicht unter den Markterwartungen; wegen der schwachen Zahlen von Agrar-Wettbewerber Corteva hatte man kurzfristig jedoch mit Schlimmerem gerechnet. Zumal die Guidance für das laufende Jahr bestätigt wurde.

Darüber hinaus hat der neue CEO Bill Anderson gute Arbeit dabei geleistet, die trägen Führungsstrukturen zu verschlanken und die Gespräche zur geplanten Teilung des Konzerns voranzubringen. Letztere ist ein riesiger Hebel für die Freisetzung von Shareholder Value.

Gewaltiger Kurskatalysator passé

Mit dem Asundexian-Flop ist nun jedoch das mit Abstand wichtigste Asset in der Medikamente-Pipeline weggebrochen. Hinzu kommt jetzt noch die schlechte PR im Zusammenhang mit dem Glyphosat-Rechtstreit und weltweite Makrogegenwinde (verhaltener Ausblick 2024 wegen schwacher Agrarpreise), die kurzfristig für weitere Kursrisiken sorgen.

Auch wenn der Konzern mit seiner eigenen Zerschlagung seine Marktkapitalisierung in Zukunft verdoppeln kann: Anleger sollten sich aus meiner Sicht von dem DAX-Titel vorerst fernhalten, bis sich die Kurslage stabilisiert hat. Der Tag der großen Transformation wird noch eine Weile auf sich warten lassen.

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