Bayer-Aktie: Anker-Investoren machen Druck
Die Hauptversammlung verlief recht ungemütlich für den Bayer-Vorstand um Bill Anderson. Der Tenor von wichtigen Anteilseignern war, dass spätestens in einem Jahr der Kurs höher stehen müsse. Die Bayer-Aktie startet am Montag etwas leichter und notiert aktuell bei 22,90 €. Was ist hier zu erwarten?
Harte Kritik der Anteilseigner
Auf der Hauptversammlung am 25. April wurde seitens der institutionellen Anleger harsche Kritik geübt. Der Kurs sei seit der letzten Hauptversammlung um rund ein Fünftel gefallen, während der DAX um rund ein Fünftel gestiegen sei. Das sei sehr unbefriedigend.
Im Vorfeld kündigte der CEO Anderson an, die Rechtsstreitigkeiten bis 2026 signifikant einzudämmen. Notfalls werde der Konzern das Glyphosat-Geschäft in den USA einstellen. Ebenfalls solle das Agrargeschäft deutlich profitabler werden und im Pharmageschäft neues Wachstum generiert werden.
Die Anteilseigner, allen voran die Deka und die Union Investment, übten scharfe Kritik an dem bisherigen Geschäftsverlauf. Bemängelt wurde, dass während der fast dreijährigen Amtszeit von Anderson kaum Fortschritte erzielt worden seien. So seien noch immer ca. 67.000 offene Verfahren anhängig. Von den versprochenen Synergien von Pflanzenschutz und Saatgut sei wenig zu sehen. Und beim Schuldenabbau komme das Unternehmen kaum voran.
Ingo Speich, Vertreter der Deka, benannte die Probleme wie folgt:
Aus Sicht des Kapitalmarktes hat Bayer drei große Herausforderungen: die Klagewelle, die Zukunft von Glyphosat und eine schwache Pharmapipeline. Bayer steckt in einer strategischen Sackgasse. Aber nächstes Jahr um diese Zeit sind Sie fast drei Jahre an der Spitze von Bayer. Bis dahin muss sich der Aktienkurs nach oben bewegt haben.
Das kann als klare Ansage verstanden werden. Entweder die Probleme werden kleiner und der Kurs steigt, oder zukünftig wird eine Entlastung des Vorstandes nicht mehr mitgetragen. Die Entlastung und die Zustimmung zur geplanten Kapitalerhöhung wurden dennoch erteilt.
Glyphosat-Probleme stehen weiterhin im Mittelpunkt
Trotz aller Bemühungen und getroffenen Einigungen sind noch immer viele Verfahren offen und mit hohen finanziellen Risiken für Bayer verbunden. Mal fallen Gerichtsentscheidungen für Bayer schlecht aus, mal wieder gut. Eine klare Tendenz ist jedoch nicht zu erkennen. Die US-Klagemaschinerie läuft weiterhin auf Hochtouren.
Bayer wandte sich erst jüngst abermals an das höchste US-Gericht, den Supreme Court, in der Hoffnung auf eine wegweisende Entwicklung zum Thema Glyphosat. Ob sich die Richter der Sache annehmen und wann mit einem Urteil zu rechnen ist, bleibt ungewiss. Hierbei geht es um die Frage, ob US-Bundesrecht vor dem Recht der Bundesstaaten geht.
Hohe Schulden belasten weiterhin
Der Abbau der Schulden wurde als eine der Prioritäten seitens des Managements genannt. Hierzu wurde die Dividende auf das Mindestmaß von 0,11 € gesenkt. Der nicht ausgeschüttete Gewinn sollte zur Schuldentilgung verwendet werden. Ebenfalls wurden rund 7.000 Stellen abgebaut und die Führungsebenen stark reduziert.
Von einem deutlichen Fortschritt der Schuldentilgung ist jedoch noch wenig zu merken. Zwar sind sie gegenüber dem Vorjahr um 6,6% gesunken, mit 34,5 Milliarden € sind sie jedoch weiterhin extrem hoch.
Keine Eile zum Einstieg
Von dem Kurseinbruch aufgrund der US-Zölle erholte sich die Aktie wieder relativ schnell. Entscheidend für den weiteren Kursverlauf sind jedoch die Geschäftsaussichten. Hier sieht es nicht besonders gut aus.
Die wichtigsten Segmente, Pharma und Agrar, entwickeln sich nur mäßig. Bayer benötigt weiterhin sogenannte Blockbuster; beim bisherigen Kassenschlager Xarelto lief der Patentschutz im April 2024 ab. Mit neuen Medikamenten soll diese Lücke geschlossen werden.
Zuletzt verlief auch das Agrargeschäft nicht besonders gut. Hier sank das operative EBITDA überproportional um 14,2% auf 4,3 Milliarden € im Vergleich zum Umsatzrückgang von 4,3% auf 22,2 Milliarden €.
Im Hinblick auf die wenig optimistischen zukünftigen Erwartungen ist das Kurspotenzial vorerst aus meiner Sicht begrenzt. Der faire Wert liegt meiner Meinung nach bei 26 €. Erst wenn im Glyphosat-Streit eine deutliche Lösung gefunden wird, ist der Weg nach oben frei. Vorerst ist weiterhin mit einer höheren Volatilität zu rechnen.
Dieser Ansicht sind auch die meisten Analysten, deren mittleres Kursziel liegt bei 25 €. Lediglich Bernstein Research mit 30 € ist deutlich zuversichtlicher.
Mein Fazit: Hier besteht momentan keine Eile zum Einstieg.
Passend dazu: Unser exklusiver Report „Die 200-Milliarden-Dollar-Pille“ stellt zwei kaum beachtete Aktien vor, die im lukrativen Markt der Gewichtskontrolle für erhebliche Kurssteigerungen sorgen dürften.
Bayer in Kürze
- Die Bayer AG ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in drei Geschäftsbereiche untergliedert: Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung).
- Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und unterhält weltweit Niederlassungen.
- Das Unternehmen ist im DAX gelistet. Bayer ist nach einem massiven Kursverfall, beträgt die Marktkapitalisierung rund 22,5 Milliarden € wert.
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