Bayer-Aktie: Darum sind jetzt über 60% Kursplus drin

09.02.23

Die Bayer-Aktie (WKN: BAY001) ist am Mittwoch um über +6% hochgesprungen, nachdem der Aufsichtsrat des Mischkonzerns einen frühzeitigen Chefwechsel beschlossen hat. Anleger spekulieren auf eine baldige Unternehmens-Aufspaltung, die den wahren Wert des DAX-Papiers entfesseln würde. Wir rechnen vor, wie allein die Diskussionen über einen solchen Schritt den Kurs des Bayer-Titels auf über 100 € wuchten könnte.

Die Bayer AG mit Sitz in Leverkusen gehört mit rund 100.000 Mitarbeitern und einem Börsenwert von über 60 Milliarden € zu den größten Chemie- und Pharmakonzernen weltweit. Mit der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto 2016 hat das Unternehmen seine Marktposition ausgebaut, sich jedoch auch Rechtsrisiken ins Haus geholt.

Frühzeiger Chefwechsel beschlossen

Aktivistische Investoren haben den Druck auf den für den Monsanto-Deal verantwortlichen Konzernchef Werner Baumann zuletzt stark erhöht und sich nun durchgesetzt: Zum 1. Juni wird William Anderson, der Pharmachef des Schweizer Rivalen Roche, das Ruder bei den Leverkusenern übernehmen. Das hat der Bayer-Aufsichtsrat am Mittwoch beschlossen.

Baumann geht damit nach 35 Jahren im Konzern zwölf Monate früher als geplant in den Ruhestand. Anderson hingegen wird den Angaben nach bereits im April in den Vorstand des DAX-Unternehmens eintreten und mit dem scheidenden CEO zusammenarbeiten, um einen „reibungslosen Übergang sicherzustellen“.

Aufspaltungs-Fantasien treiben die Aktie nach oben

An der Börse ist die Nachricht auf Begeisterung gestoßen: Am Mittwoch sprang die Bayer-Aktie um über +6% und kletterte am Donnerstagmorgen weiter um gut +1% auf 63,16 €.

Der Kurssprung könnte erst der Anfang gewesen sein für ein nachhaltiges Comeback der Bayer-Aktie. Die Neubesetzung des Chefpostens ist schließlich nur der erste Schritt, wenn es nach den Investoren des DAX-Konzerns geht. Die bei den Leverkusenern beteiligten US-Hedgefonds Investor Bluebell und Inclusive Capital fordern bereits eine Konzernaufspaltung, die auch nach meinen Kalkulationen den fairen Wert des Papiers auf über 100 € hieven würde.

Und so kommt diese Bewertung zustande:

Das wahre Potenzial der 3 Bayer-Sparten

Bayer macht derzeit jährlich rund 20 Milliarden € Umsatz in seinem Pharmabereich, wobei die EBIT-Marge bei 25% liegt. Bei zwei umsatzstarken Medikamenten drohen in den nächsten Jahren zwar die Patente auszulaufen; der Wirkstoffentwickler ist jedoch mit neuen Präparaten am Start wie Nubeqa, Kerendia und dem Xarelto-Nachfolger Asundexian, die allesamt Blockbuster-Potenzial haben.

Aktien von Pharmaunternehmen wie GSK, Novartis, Roche und Merck & Co kommen derzeit auf eine 2- bis 5-fache Umsatzbewertung. Auf dieser Basis wäre für Bayers Pharma-Sparte angesichts der Marktposition, der Rendite und der Pipeline aus meiner Sicht ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 3 angemessen, was einen Börsenwert von 60 Milliarden € ergäbe.

Im Geschäft mit Saatgut und Agrarchemikalien dürfte Bayer im laufenden Jahr auf gut 22 Milliarden € Umsatz kommen und eine zweistellige EBIT-Marge. Der neugeformte US-Agrarchemie-Konzern Corteva ist ähnlich rentabel wie das DAX-Unternehmen und kommt an der Börse auf ein KUV von 2,4. Auf die Bayer-Sparte übertragen ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 53 Millionen €.

Natürlich müssen hierbei noch die Belastungen aus dem Monsanto-Dauerstreit berücksichtigt werden. Weitere Risiken halten sich meiner Ansicht nach jedoch in Grenzen: So haben die Leverkusener die Mehrheit der Glyphosat-Klagen schon mit Vergleichen beigelegt und mit weiteren rund 7,5 Milliarden € an Rückstellungen einen beträchtlichen Puffer gebildet. 10% Abschlag scheinen mir daher angemessen, was den Börsenwert von Bayers Agrarchemie-Abteilung auf rund 48 Milliarden € drückt.

Im Geschäft mit freiverkäuflichen Medikamenten wie dem Evergreen Aspirin dürfte der Mischkonzern im laufenden Jahr rund 6 Milliarden € Umsatz erwirtschaften sowie eine EBIT-Marge von 16%. Ein guter Vergleichswert in diesem Bereich ist die britische GSK-Abspaltung Haleon mit einer 2,5-fachen Umsatzbewertung. Übertragen auf Bayers Consumer-Health-Sparte kommen somit weitere 15 Milliarden € Börsenwert dazu.

+60% Kurspotenzial bei vorsichtiger Rechung

Vereint ergeben die Teilbereiche des Bayer-Konglomerats damit eine mögliche Marktkapitalisierung von (60+48+15=) 123 Milliarden € – praktisch genauso viel wie zu Glanzzeiten der DAX-Aktie im Jahr 2015 und doppelt so viel, wie das Papier derzeit kostet.

Finanziell stehen die Leverkusener jedoch deutlich schwächer da als vor der Monsanto-Übernahme. So haben sich die Nettoschulden des Unternehmens, die in Hochzinszeiten eine offene Flanke bilden, in dem Zeitraum auf über 35 Milliarden € verdoppelt. Abzüglich dieser Differenz steht unter dem Strich aber immer noch ein potenzieller Börsenwert von über 105 Milliarden €, was einem Aktienkurs von 102 € entspricht.

Angesichts dieses Aufwärtspotenzials von über +60% überrascht es nicht mehr, mit welcher Vehemenz aktivistische Investoren Bayer zum Chefwechsel und zu einem Konzernumbau gedrängt haben. Auch wenn mögliche Abspaltungen derzeit noch Zukunftsmusik sind, so dürfte die frühzeitige Ablösung von CEO Baumann neue Fantasien entfacht haben, die den Kurs des DAX-Titels in nächster Zeit weiter anheizen werden.

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