Bayer-Aktie: Ubben-Einstieg das Zünglein an der Waage?

09.01.23

Die Bayer-Aktie (WKN: BAY001) springt am Montag fast +5% hoch auf 52,75 €, nachdem ein aktivistischer Investor den Kauf eines beträchtlichen Aktienpakets bekannt gegeben hat. Nun brodeln Gerüchte hoch, dass sich die Großaktionäre gegen das Management des Mischkonzerns formieren. Wie stark ist der Druck auf die Führungsriege der Leverkusener nun wirklich? Und was bedeutet das für den Aktienkurs des Unternehmens im Jahr 2023?

Die Bayer AG mit Sitz in Leverkusen gehört mit rund 100.000 Mitarbeitern und einem Börsenwert von über 50 Milliarden € zu den größten Chemie- und Pharmakonzernen weltweit. Mit der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto 2016 hat das Unternehmen seine Marktposition ausgebaut, sich jedoch auch Rechtsrisiken ins Haus geholt.

Investment-Legende Ubben steigt im großen Stil ein

Die Bayer-Aktie ist am Montagmittag um +4,5% auf 52,75 € hochgesprungen, nachdem bekannt wurde, dass die US-Investmentgesellschaft Inclusive Capital Partners mit 0,83% beim DAX-Konzern eingestiegen ist, also mit einem Aktienpaket im Wert von rund 430 Millionen €.

Die Nachricht hat die 2020 von Hedgefonds-Veteran Jefferey Ubben gegründete Firma per Stimmrechtsmeldung selbst verkündet. Eine Stellungnahme seitens Bayer steht zur Stunde noch aus.

Wächst der Druck auf die Bayer-Führung?

Die Financial Times (FT) berichtete darüber hinaus, dass Ubben, der an der Wall Street als eher zurückhaltender aktivistischer Investor bekannt ist, bereits die Unterstützung von mindestens einem der größten Bayer-Aktionäre hat, um auf Änderungen bei dem Unternehmen zu drängen.

Zu diesem erlesenen Kreis gehört laut Refinitiv-Daten Harris Associates, mit knapp 3% der drittgrößte Anteilseigner des Mischkonzerns. David Herro, den Investment-Chef von Harris Associates, zitiert FT mit den Worten:

„Ubben ist jemand, für den wir auf jeden Fall stimmen würden, wenn er für den Aufsichtsrat von Bayer zur Wahl stünde“.

Herro verwies den Angaben nach zudem darauf, dass das Bayer-Management den Status quo nicht ändern wolle, obwohl das Unternehmen in jedem seiner drei Geschäftsbereiche mit Abschlägen zur Konkurrenz gehandelt werde. Der DAX-Konzern ist wie ein Konglomerat aufgebaut, was immer wieder von Brancheexperten kritisiert wird.

Der dritte im Bunde der Großaktionäre der Leverkusener ist der singapurische Staatsfonds Temasek mit knapp über 3% der Anteile, der offenbar ebenfalls direkten Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens nehmen will. Letztes Jahr hatte Temasek-Europachef Uwe Krüger dem Handelsblatt gesagt, dass man mit dem Bayer-Aufsichtsratschef in „konstruktivem Dialog“ stehe in Bezug auf die „strategische Fokussierung und die generelle Struktur des Unternehmens“.

Ein gutes Signal, mehr aber nicht

Die Bayer-Aktie wurde in letzter Zeit ziemlich preiswert gehandelt – mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis um 1,25 und einer 12-fachen Gewinnbewertung (KGV). Darüber hinaus ist zu beachten: Das Unternehmen hat in der jüngsten Vergangenheit die meisten seiner Monsanto-Gerichtsverfahren gewonnen und damit beträchtliche Prozesskosten eingespielt. Die jüngsten Q3-Finanzergebnisse haben zudem gezeigt, dass die Erträge der Leverkusener wieder wachsen.

Als Risiken sind auf der anderen Seite neben dem Glyphosat-Streit die beträchtlichen langfristigen Schulden von knapp 40 Milliarden € zu nennen sowie die schwierige makroökonomischen Situation in Europa. Dank der soliden Cash-Position, starker Cashlflows und einer gut diversifizierten Bilanz sollte hiervon jedoch keine akute Gefahr ausgehen.

Der Ubben-Einstieg ist zweifellos ein positives Signal. Das Zünglein an der Waage, um das Bayer-Management zu einer Aufspaltung der einzelnen Geschäftsbereiche zu bringen, ist die Investition aber nicht. Dafür ist die Positionsgröße zu klein. Veränderungen sind gewiss nicht vor 2024 zu erwarten, wenn Konzernchef Werner Baumann seinen Ausstieg bei den Leverkusenern plant.

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