Bayer-Aktie: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe?

Schlusslicht im DAX
19.12.24, 12:21

Im Fußball wird zum Saisonende abgerechnet. An der Börse jeweils am Jahresende – und 2024 steht die Bayer-Aktie im DAX mit einem Wertverlust von aktuell -45% abgeschlagen am Tabellenende. Ist die einstige Größe hoffnungslos verloren?

stock.adobe.com/Tobias Arhelger

Studienerfolg für Augenmedikament

Wenn nichts mehr zu gehen scheint, helfen oft gute Nachrichten abgestraften Aktien auf die Sprünge. Leider ist das bei der Bayer-Aktie nicht so. In den vergangenen Tagen wusste der Konzern mit guten News zu überzeugen, genützt hat es freilich nichts. Inzwischen notiert das Papier unter der Kursmarke von 19 €.

Am Dienstag vermeldete der Chemie- und Pharma-Riese einen Studienerfolg mit seinem Augenmedikament Eylea. In einer Phase-3-Studie, in der die Wirksamkeit und Sicherheit bei Patienten mit Makulaödem infolge eines retinalen Venenverschlusses (RVV), einschließlich Zentralvenenverschluss, Venenastverschluss und Hemizentralvenenverschluss untersucht wurde, sei der primäre Endpunkt erzielt worden.

Eylea ist das wichtigste Medikamente von Bayer neben dem Gerinnungshemmer Xarelto. Der Konzern darf sich nun berechtigte Hoffnungen machen, dieses perspektivisch in längeren Behandlungsintervallen bei Patienten mit einem Makulaödem infolge eines retinalen Venenverschlusses (RVV) einsetzen zu können.

Warum der jüngste Studienerfolg Investoren dennoch nicht zum Kauf verleiten konnte, liegt auf der Hand: Der Patentschutz des Augenmittels läuft Mitte des Jahrzehnts aus. Dann können Patienten auch zu günstigeren Nachahmerpräparaten greifen. Den Umsatzschwund seines Blockbustermittels könnte Bayer allenfalls mit höheren Dosierungen verzögern, aufhalten jedoch nicht.

Zulassungsempfehlung für Herzmittel

Auch eine zweite gute Nachricht der vergangenen Tage ist wirkungslos verpufft: Bayer hat vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine Empfehlung zur Zulassung seines Herzmedikamentes Acoramidis erhalten.

In den USA ist dieser Mittel des US-Unternehmens BridgeBio Pharma bereits zugelassen. Bayer hat die exklusiven Vermarktungsrechte für Europa erworben und hofft auf eine Zulassung der EU-Kommission für Anfang 2025. Das Umsatzpotenzial von Acoramidis wird für 2023 auf rund 260 Millionen € geschätzt.

Ein Kernproblem für Bayer

Hier zeigt sich bereits eines der Kernprobleme des Konzerns: Während die Umsätze der beiden Blockbuster Xarelto und Eylea sinken (werden), hat er schlicht aufgrund der schwachen geschäftlichen Entwicklung, einer hohen Schuldenlast und teuren Schadensersatzzahlungen für das Glyphosat-Desaster kaum Geld, um seine Pipeline durch Zukäufe zu erweitern.

Im dritten Quartal hat Bayer nur 9,97 Milliarden € Umsatz erwirtschaftet und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 1,25 Milliarden €. Entsprechend wurde die Prognose nochmals gesenkt auf einen Jahresumsatz zwischen 10,0 und 10,3 Milliarden €.

Desaströser Chart

Das Chartbild der Bayer-Aktie kann man nur mit einem Wort beschreiben: desaströs. Der Abwärtstrend seit Anfang Oktober ist ungebrochen, eine Unterstützung nach der anderen wird gerissen, es geht praktisch kontinuierlich tiefer. Zuletzt gab es vor 21 Jahren so tiefe Notierungen.

Besser nicht kaufen

Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe? Frei nach Wilhelm Busch muss man das wohl Stand heute leider so betrachten. Mir fehlt jedenfalls die Fantasie, woher nach der bitteren Talfahrt positive Kaufimpulse kommen sollten. Die Probleme türmen sich auf und es zeichnet sich nicht einmal ansatzweise eine Lösung dafür ab, vor allem nicht für das leidige Glyphosat-Debakel.

Allenfalls extrem risikofreudige Anleger könnten meiner Meinung nach auf einen kurzen Rebound der Aktie zu Jahresbeginn spekulieren, wenn das Tax-Loss-Selling beendet ist. Aber selbst dafür gibt es bessere Kandidaten.

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ℹ️ Bayer in Kürze

  • Die Bayer AG (WKN: BAY001) ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne.
  • Der Konzern ist in drei Geschäftsbereiche untergliedert: Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung).
  • Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und notiert sowohl im deutschen Leitindex DAX als auch im Index der größten europäischen Unternehmen EURO STOXX 50.
  • Bayer ist nach einem massiven Kursverfall nur noch ca. 18,51 Milliarden € wert.

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