Bayer-Aktie: Wie lange bleibt das freundliche Gesicht?

Nach dem Desaster im vergangenen Jahr zeigt die Bayer-Aktie in 2025 ein freundliches Gesicht und hat um rund +8% auf 21 € zugelegt. Ist das Tal der Tränen endgültig durchschritten? Und kann es sich lohnen, den Titel jetzt zu kaufen?

Schlechte Nachricht verpufft

Wenn selbst eine weitere schlechte Nachricht nicht mehr zu Kursrückgängen führt, dann ist das meist für die weitere Entwicklung der Aktie ein gutes Zeichen. So hat auch ein neuerliches negatives Gerichtsurteil in den USA, das am Mittwoch bekannt wurde, Anleger nicht mehr erschreckt.

Bayer wurde von einer Jury dazu verurteilt, 100 Millionen US$ an vier Personen zu zahlen, die behaupteten, sich in einer Schule in Monroe (Washington) mit giftigen Chemikalien infiziert zu haben. Es ging, wie könnte es anders sein, um die verflixte Tochter Monsanto, welche die ausgetretenen polychlorierten Biphenyle hergestellt haben soll.

Wie immer geht der Konzern in die Berufung mit dem Ziel, das Urteil aufheben zu lassen oder zumindest die hohen Schadenersatzzahlungen zu reduzieren. Dieser PCB-Berufungsprozess startet im Februar und wird für die weitere Entwicklung bei diesen Streitigkeiten wegweisend sein.

Optimistisch beim Pharma-Geschäft

Im Gegenzug zeigt sich der Konzern optimistisch für sein Pharma-Geschäft. So zeigte sich der zuständige Vorstand Stefan Oelrich am Dienstag bei der J.P. Morgan Healthcare Conference in San Francisco optimistisch in Bezug auf das Krebsmittel Nubeqa, das Nierenmedikament Kerendia, Elinzanetant für Wechseljahresbeschwerden sowie das Herzmedikament Acoramidis. Sie alle sollen Blockbuster-Medikamente werden, sprich einen Umsatz von mindestens einer Milliarde € im Jahr erwirtschaften.

Stefan Oelrich sagte laut der Nachrichtenagentur Reuters:

Wir setzen unsere ambitionierten Geschäftsziele trotz eines herausfordernden Marktumfeldes erfolgreich um. Gleichzeitig wächst der Wert unserer Entwicklungspipeline durch die Beschleunigung bahnbrechender Innovationen.

Der Pharma-Chef rechnet in dieser Sparte ab 2027 wieder mit Wachstum.

Chart sieht freundlicher aus

Das Chartbild der Bayer-Aktie sieht wesentlich freundlicher aus als am Jahresende 2024, als sie im Abwärtstrend steckte und viele Anleger enttäuscht das Handtuch warfen. So wurde die wichtige 50-Tage-Linie bei 20,28 € zurückerobert, ein klares positives Signal.

Aktuell schickt sich der Titel an, den wichtigen Widerstand bei 20,89 € nachhaltig zu überwinden. Sollte das gelingen, könnte die 100-Tage-Linie bei 23,94 € ins Blickfeld rücken. Support findet die Aktie bei 19,60 €.

Jetzt kaufen?

Aus meiner Sicht schweben über der Bayer-Aktie zu viele Damoklesschwerter, um ein Investment zu empfehlen. Da wären natürlich in erster Linie die weiter schwelenden Rechtsstreitigkeiten in den USA wegen Monsanto. Erst wenn sich hier tatsächlich einmal ein Ende abzeichnen würde, wäre das bahnbrechend.

Hinzu kommt aber auch die schwache geschäftliche Entwicklung, die mich vom Kauf der Aktie abhält. Für mich zeichnet sich noch nicht ab, dass der Konzern die großen operativen Herausforderungen in allen Geschäftsbereichen meisten kann.

Allenfalls für kurzfristig orientierte Trader könnte die Bayer-Aktie aktuell interessant sein, hat sie doch mit dem Ausbruch über die 50-Tage-Linie ein Kaufsignal generiert.

Wer nach aussichtsreichen Werten im Biotech-Sektor sucht, könnte sich unseren Evotec-Report ansehen.