Bayer: Darum explodiert die Aktie heute!

Marc Rendenbach
27.06.19

Die Aktie des Leverkusener Chemie- und Pharmagiganten Bayer (WKN: BAY001) explodiert heute regelrecht. So führt der Titel mit einem Kursplus von über +6% die Gewinnerliste im DAX an. Damit wird der zuletzt arg geschmolzene Börsenwert heute um mehr als drei Milliarden Euro gesteigert. Doch was steckt hinter dem aktuellen Kurssprung, ist dieser nachhaltig und somit der Beginn einer Trendwende oder am Ende doch nur ein Strohfeuer? Schauen wir es uns gemeinsam an!

Grund für die heutige Kursrally ist eine Meldung, die bereits gestern Abend veröffentlicht wurde. So gab der US-Hedgefonds Elliott Management des Milliardärs Paul Singer bekannt, dass er bei Bayer eingestiegen sei. Konkret hält Elliott Management Bayer Aktien im Volumen von rund 1,1 Mrd. Euro. Anleger haben diesen Einstieg als sehr positiv interpretiert, weil sie damit die Hoffnung verbinden, dass bei Bayer jetzt endlich aufgeräumt werden könnte.

Denn Elliott Management gilt als ein sogenannter aktivistischer Investor. Aktivistische Investoren sind Großanleger (in der Regel Hedgefonds), die sich an einer Firma beteiligen und dann versuchen mit Hilfe anderer Investoren das Management unter Druck zu setzen, so dass letztlich der Shareholder Value gesteigert wird – und gerade bei Bayer könnte diese Strategie – aus Sicht der unzufriedenen Aktionäre – natürlich erfolgversprechend sein.

Aktionäre haben CEO Werner Baumann als Hauptschuldigen ausgemacht...

Denn schließlich haben die Anteilseigner insbesondere CEO Werner Baumann und dessen Monsanto-Übernahme als Hauptschuldigen für den Kursverfall ausgemacht. Ich sehe das zwar bekanntlich ein wenig anders, aber letztlich ist meine Meinung nicht ausschlaggebend. Allerdings erlaube ich mir an dieser Stelle doch nochmal den Hinweis, dass im Rahmen der Due Diligence auch die Rechtsabteilung von Bayer gefragt wurde – und die Konzernjuristen wohl keine solchen Urteile, wie sie von US-Gerichten erstinstanzlich ausgeurteilt worden sind, gesehen haben.

Insofern müsste man in erster Linie eigentlich die Rechtsabteilung von Bayer brandmarken, was ich ja (in diesem Artikel) getan habe. Wobei man auch dies wieder relativieren muss. Denn wie gerade geschrieben, waren die bisherigen Urteile erstinstanzliche Urteile und dürften so keinen Bestand haben. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass wichtige US-Behörden dem Unkrautvernichter Glyphosat ja explizit keine krebserregende Wirkung bescheinigt haben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Am Ende dürften die bisherigen Urteile von höheren Instanzen gekippt werden. Damit dürfte diese ganze, sicherlich unappetitliche, Angelegenheit früher oder später doch noch ein versöhnliches Ende finden. Klar, diese ganze Geschichte wird Bayer sicherlich über die Jahre wohl um die 10 Mrd. Euro kosten (neben den Schadenersatzzahlungen werden ja noch Anwalts- und Gerichtskosten anfallen). Aber nichts wird so heiß gegessen wie gekocht.

Der Chempark von Bayer in Leverkusen (Hauptsitz)

Grundsätzlich war der Kauf von Monsanto strategisch richtig!

Insofern könnte am Ende auch die Rechtsabteilung von Bayer noch "entlastet" werden. Denn sollte es kommen, wie von mir erwartet, werden die juristischen Risiken letztlich ja doch überschaubar bleiben. Und das die Konzernjuristen den Schrecken, den die erstinstanzliche Urteile den Anlegern an der Börse eingejagt haben, unterschätzt haben, kann man ihnen nicht so wirklich vorwerfen. Denn hier waren ja auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Juristen am Werk und keine Börsenexperten.

Bleibt letztlich noch die Frage, wie der Kauf von Monsanto aus strategischer Sicht zu bewerten ist. Da bin ich hingegen ganz klar auf der Seite von CEO Werner Baumann. Denn Bayer hat mit Monsanto ja nicht irgendeine Firma übernommen, sondern immerhin den Weltmarktführer im Bereich Crop Science und grüne Biotechnologie. Dies wiederum ist mittel- bis langfristig, nach Einschätzung nahezu aller Experten, ein absoluter Wachstumsmarkt.

Insofern war es aus meiner Sicht durchaus auch ein wenig heuchlerisch, dass die Großaktionäre dem CEO auf der Hauptversammlung vor einigen Wochen die Entlastung verweigerten. Schließlich hatten sie ihn noch vor gar nicht allzu langer Zeit für diese Akquisition, die Bayer zu einem klar fokussierten Weltmarktführer in einer zukünftigen Wachstumsbranche avancieren ließ, regelrecht gefeiert. Mir wäre jedenfalls nicht bekannt, dass ein Großaktionär gegen den Deal gestimmt hätte.

Hat Bayer viele Milliarden an Börsenwert gekostet: Der von Monsanto entwickelte Unkrautvernichter "Roundup"

Elliott Management zeigt sich bisher (noch) friedlich

Interessant am Einstieg von Elliott Management ist daher auch, dass die als durchaus aggressiv bekannten Amerikaner sich bisher noch sehr friedlich und zurückhaltend geben. So sieht man das Bayer Management auf dem richtigen Weg und möchte das Management um CEO Werner Baumann bei der Lösung aller Herausforderungen konstruktiv begleiten. Insofern müssen wir mal abwarten wie die Pläne und Ziele von Paul Singer bei Bayer konkret ausschauen.

Ich könnte mir jedoch durchaus vorstellen, dass er hier deutlich zurückhaltender agieren wird als in anderen Fällen. Zumal aktivistische Investoren aus den USA normalerweise immer gerne sehen möchten, dass sich ein Unternehmen stark fokussiert und so in seinem Kerngeschäft zum absoluten Weltmarktführer wird. Bestes Beispiel hierfür war in der Vergangenheit sicherlich KUKA nach dem Einstieg von Guy Wiser-Pratte bei KUKA (damals noch: IWKA).

Der Gründer von Elliott Management, Paul E. Singer

Fazit: Bayer ist aus fundamentaler Sicht deutlich unterbewertet

Alles in allem bleibe ich daher bei meinem Fazit, das ich ja auch zuletzt schon mehrfach gezogen habe, nämlich das die Bayer Aktie derzeit fundamental unterbewertet erscheint. Grund hierfür sind die erstinstanzlichen Urteile in den USA, die wohl vielen Anlegern einen gehörigen Schrecken eingejagt haben. Am Ende dürfte Bayer jedoch weit glimpflicher davon kommen als viele Anleger dachten und immer noch denken.

Interessant ist auch, dass Bayer für Monsanto umgerechnet fast 60 Mrd. Euro auf den Tisch geblättert hat und die Marktkapitalisierung inzwischen um rund diese 60 Mrd. Euro gesunken ist. Somit erhalten Anleger wie Elliott Management, die jetzt Bayer Aktien einsammeln, Monsanto quasi kostenlos oben drauf. Schon dies zeigt wie absurd der Kursverfall zuletzt war. Denn selbst wenn Bayer etwas zu viel für Monsanto bezahlt hat, war und ist diese Company ja nicht wertlos.

Daher denke ich auch weiterhin, dass sich der eingeschlagene Kurs von CEO Werner Baumann auf lange Sicht auszahlen kann und wird. Oftmals wird ja Konzernlenkern vorgeworfen sich zu sehr auf den kurzfristigen Erfolg zu konzentrieren, was dann langfristig zum Desaster führt, siehe Daimler (Chrysler-Übernahme!) oder die Deutsche Bank unter CEO Josef Ackermann (und die Spätfolgen!). Werner Baumann dagegen hat mutig einen anderen Weg gewählt, wofür er Anerkennung verdient!

Zugehörige Kategorien: Dividenden