Bayer: Ist der Weg jetzt endgültig frei?

Marco Messina
24.01.20

Können Bayer-Aktionäre (WKN: TUAG00) jetzt bald durchatmen? Eine Einigung mit den Glyphosat-Klägern in den USA scheint in greifbarer Nähe zu sein.


Der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer könnte im Streit um angebliche Krebsgefahren seines Unkrautvernichters mit dem Wirkstoff Glyphosat informierten Kreisen zufolge kurz vor einer Einigung stehen.

In Verhandlungen der Anwälte beider Seiten in den Vereinigten Staaten soll möglicherweise der Deal jetzt ausgehandelt worden sein, die Klagen für nur zehn Milliarden US-Dollar beizulegen. Das könnte einen endgültigen Befreiungsschlag für die Aktie bedeuten. Die erste Kursreaktion zeigte bereits, was möglich wäre, wenn eine Einigung offiziell verkündet wird.

Der Konzern sieht sich seit der Übernahme des Mitbewerbers Monsanto in 2018 für satte 63 Milliarden USD mit mittlerweile über 75.000 Krebsklagen alleine in den Vereinigten Staaten konfrontiert.

Seit sich Bayer in den ersten Prozessen mit Milliarden-Urteilen auseinandersetzen musste, da drei aufeinanderfolgende Jurys das umstrittene "Roundup"-Produkt des Unternehmens für krebserzeugend befanden, ist der Kurs der Bayer-Aktie seit dem ersten Urteil im August 2018 verständlicherweise eingebrochen.

Neuer Mammutprozess steht kurz bevor

Personen, die von den Verhandlungen wissen, sagten gegenüber dem Nachrichtensender Bloomberg, dass das Unternehmen kurz davorstehen könnte, einen Vergleich in Höhe von zehn Milliarden USD mit den Klägeranwälten abzuschließen.

Demnach sollen etwa acht Milliarden USD für die Beilegung aktueller Fälle und zwei Milliarden USD für zukünftige Ansprüche zurückgelegt werden. Die Kosten- und Klagerisiken würden damit im wichtigsten Land deutlich reduziert werden.

Eine Einigung zum jetzigen Zeitpunkt wäre extrem hilfreich. Nach den ersten drei verlorenen Verfahren muss sich Bayer in wenigen Tagen einem vierten US-Geschworenenprozess wegen des Vorwurfs stellen, dass ihr populärer Unkrautvernichter Krebs verursacht.

Vier Krebspatienten Fall ab diesem Freitag in St. Louis vor Gericht bringen. Das Verfahren vor dem 22nd Circuit Court of St. Louis ist auf mehrere Wochen angesetzt, wobei beide Seiten umfangreiche wissenschaftliche Beweise durch Sachverständige vorlegen werden.

Der Beginn dieses Prozesses mit der Einbindung vieler Sachverständiger könnte eine Einigung wieder deutlich in die Länge ziehen, weshalb ein schnelles Ende mit Schrecken jetzt besser wäre als ein Schrecken ohne Ende.

Der Kurs wurde zu Beginn der Klagen auf nahezu 53 Euro viel zu stark abgestraft. Auch jetzt notiert er nach Aufkommen der Gerüchte immer noch bei nur rund 76 Euro. Zwar wurde gestern ein neues 52-Wochen-Hoch erreicht, doch: Vor dem ersten Urteil, das negativ für die aktuell mit circa 75 Milliarden Euro bewertete Bayer AG ausgefallen war, handelten die Papiere noch bei über 100 Euro und bieten daher interessantes Kurspotenzial.

Zugehörige Kategorien: Dividenden