BayWa-Aktie: Das ist die richtige Entscheidung

Die Aktie der BayWa (WKN: 519406) reagierte am Dienstag auf die Meldung der Bestellung eines Sanierungsbeauftragten nur mit einem leichten Kursanstieg. Dieser positive Effekt setzt sich auch am Donnerstag leicht fort; aktuell steht sie bei 11,80 €. Was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?

Neuer Sanierer berufen

Das Unternehmen berief Michael Baur als CRO (Chief Restructuring Officer) und Generalbevollmächtigten in den Vorstand des Unternehmens. Bisher war er als externer Berater für den angeschlagenen Agrarkonzern tätig.

Offiziell ist er zwar nur als Vorstandsmitglied bestellt, dennoch dürfte die Erarbeitung der Sanierung sowie die Durchführung in seiner Verantwortung liegen. Mittelfristig könnte er sogar den Posten des derzeitigen CEO Marcus Pöllinger übernehmen.

Generell ist die Hinzuziehung eines externen Managers in solchen Phasen immer sinnvoll. Externe Personen gehen unvoreingenommen an die Aufräumarbeiten und setzen notwendige Sanierungsmaßnahmen effizienter um. Die bisherigen Vorstandsmitglieder waren an der eingetretenen Misere mitverantwortlich, somit sind sie auch befangener.

Die Berufung von Michael Baur dürfte auch auf Druck der bisherigen Eigentümer sowie der Gläubigerbanken erfolgt sein.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Gregor Scheller kommentierte die Bestellung so:

Michael Baur ist Experte für die finanzielle und operative Restrukturierung und Transformation von Unternehmen. Er hat schon viele Restrukturierungsprojekte bei mittelständischen Unternehmen und börsennotierten Konzernen erfolgreich geleitet. In der jetzigen Situation ist er die richtige Wahl.

Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes

Vorerst wurde das Beratungsunternehmen Roland Berger mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes seitens des Vorstandes beauftragt, das soll bis Ende September vorliegen. Dieses Konzept dürfte die Basis für das endgültige Strategiepapier sein.

Um das Unternehmen zu stabilisieren, wurde ein Gesamtpaket im Umfang von rund 550 Millionen € erarbeitet. Konkret wurden folgende Maßnahmen eingeleitet: Seitens der beiden Hauptaktionäre, die Bayerische Raiffeisenbeteiligung (BRB) und der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest (RAIG), stellen ein nachrangiges Gesellschafterdarlehen über 125 Millionen € zur Verfügung. Die BRB und die DZ Bank übernehmen für 120 Millionen € die 45,3%-Beteiligung an der BRB-Holding GmbH. Die RWA übernimmt die Beteiligung an BSV Samen für 10 Millionen €. Die RAIG bestellt Saatgut für 20 Millionen € und zahlt den Kaufpreis sofort.

Daneben erhält der Münchener Agrarkonzern einen Überbrückungskredit von 272 Millionen €, befristet bis Ende September, mit der Verlängerungsoption bis Ende Dezember 2024.

Mit diesen Maßnahmen ist vorerst die Zahlungsfähigkeit sichergestellt.

Zerschlagung des Konzerns wahrscheinlich

Um die Schulden von rund 5 Milliarden € deutlich zu reduzieren, dürfte kein Weg an einer Aufteilung bzw. einem Verkauf von bestimmten Konzernteilen vorbeiführen. Die BayWa baute in den letzten Jahren ein breites Leistungssortiment auf. Diese Diversifizierung war mit hohen Kosten verbunden, die dem Konzern jetzt als Mühlstein um den Hals hängen. Viele neue Sparten waren nicht so erfolgreich wie erhofft, insbesondere das Solargeschäft.

Es dürfte zu einer Reduzierung auf die Kerngeschäfte Agrar und Technik kommen. Die zusätzlichen Segmente Baustoffe sowie Energie könnten veräußert werden. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen der neue Sanierer ergreift.

Was bedeutet das für die Aktie?

Vorerst ist das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Aktie sehr gering. Erst nach der Bekanntgabe der endgültigen Maßnahmen kann eine objektive Analyse durchgeführt werden. Meiner Meinung nach sollten Anleger die Aktie vorerst meiden.

Eine weitere Möglichkeit bestünde in einer Kapitalerhöhung. Hierbei könnte das Bezugsrecht nur für die beiden Hauptaktionäre gelten. Dies würde zulasten der Kleinaktionäre gehen, diese dürften bei der Sanierung die größten Verlierer sein.

Mein Fazit: Finger weg von der Aktie.