BayWa-Aktie: Das kam überraschend – was nun?

Hohe Zinsen belasten
16.07.24 um 9:03

Die BayWa-Aktie (WKN: 519406) musste vergangene Woche einen herben Verlust hinnehmen. Ursache hierfür war, dass der Konzern ein Sanierungsgutachten in Auftrag gab. Insgesamt sieht die Kursentwicklung sehr düster aus. Seit dem Hoch im November 2022 mit 48 € ist der Titel um rund zwei Drittel gefallen. Was ist hier noch zu erwarten?

baywa.de

Höhere Zinsen belasten

Der ursprüngliche Agrarkonzern expandierte in der Vergangenheit sehr stark. Dabei wurden die Übernahmen und Beteiligungen durch Kredite finanziert. Die Zinsbelastung war tragbar, solange die Zinsen niedrig waren. Mit dem deutlichen Anstieg der Zinsen sieht das anders aus. Lag die Zinsbelastung 2021 noch bei 122 Millionen €, so waren 2023 Zinsen in Höhe von 362 Millionen € zu zahlen. Insgesamt betragen die Schulden 5,6 Milliarden €.

Die Expansion ist kritisch zu sehen. Es ist immer sinnvoll, das Geschäft breit aufzustellen, jedoch sollten die Zusatzbereiche im Zusammenhang stehen. Dies wurde hier vollkommen missachtet. Der Energiebereich, insbesondere Solarparks, steht in keinem Zusammenhang mit dem Agrargeschäft.

Hier rächt sich, dass die Übernahmen durch kurzfristige Kredite finanziert wurden. So wird im September 2025 ein Konsortialkredit über 2 Milliarden € fällig. Lt. Unternehmensangaben laufen bereits Verhandlungen mit den Gläubigern über die Tilgung. Wahrscheinlich dürfte ein großer Teil davon prolongiert werden.

Sanierung eingeleitet

Unabhängig von dem angeforderten Sanierungsgutachten wurden bereits Maßnahmen zur Ertragsoptimierung eingeleitet. Es erfolgten bereits Verkäufe von nicht wesentlichen Konzernaktivitäten. Für das zweite Halbjahr wurden bereits weitere Verkäufe von Solarparks angekündigt. Zudem wurde bereits mit einem Personalabbau begonnen.

In dem noch zu erstellenden Sanierungsgutachten dürften die weiteren Maßnahmen konkretisiert werden. Das Sanierungsgutachten dürfte auch auf Druck der Gläubiger erforderlich sein.

Jahresauftakt misslungen

Umsatz und Ertrag sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gesunken, hiervon ist der am 8. Mai veröffentlichte Bericht des ersten Quartals geprägt. Der Konzernumsatz sank von 6,3 auf 5,2 Milliarden €. Bis auf das Segment Technik verzeichneten alle anderen Segmente Rückgänge. Besonders hoch war der Rückgang im Segment des Solarmodulhandels.

Die Ertragslage verschlechterte sich drastisch. Aus einem operativen Gewinn im Vorjahreszeitraum von 92 Millionen € wurde ein operativer Verlust von 61,3 Millionen €. Hauptverantwortlich hierfür ist der starke Volumenrückgang.

Insgesamt ist diese Entwicklung unbefriedigend, auch wenn das erste Quartal traditionell das schwächste ist.

BayWa-CEO Marcus Pöllinger hob dennoch das Positive hervor:

Was wir nach drei Monaten schon sehen: Wir sind auf dem richtigen Weg. Viele der Maßnahmen unserer Strategie 2030 werden in den Geschäftsbereichen und Beteiligungen unserer Gruppe erfolgreich umgesetzt.

Die Jahresprognose wurde bestätigt, demnach soll das operative EBIT bei 365 bis 385 Millionen € liegen. Ob diese Ziele erreichbar sind ist zu bezweifeln. Mit jeden Verkauf entfällt auch ein Ertragsanteil.

Weitere Rückgänge sind möglich

In einer solchen Situation zu investieren, ist wenig ratsam. Die Beauftragung eines externen Sanierungsgutachtens zeigt, dass die Gläubiger kein Vertrauen in die angestrebte Eigensanierung haben. Die „Strategie 2030“ dürfte so nicht erreichbar sein. Im Ergebnis dürften eine deutliche Konzentration auf die Kernaktivitäten sowie eine drastische Kostenreduzierung erforderlich sein. Eine Sanierung ist immer längerfristig angelegt.

Während dieser Phase kann es immer wieder zu Kurserholungen in Abhängigkeit von der jeweiligen Nachrichtenlage kommen, insgesamt ist dies jedoch keine verlässliche Basis für Anleger. Eine erste aussagefähige Kurseinschätzung lässt sich erst nach Vorliegen des Sanierungsgutachtens treffen.

Die Analysten dürften ihre Einschätzungen auch überarbeiten, sodass deren bisherigen Zielkurse wenig Aussagekraft bieten.

Mein Fazit: Hier ist ein Einstieg derzeit wenig ratsam.

ℹ️ BayWa vorgestellt

  • Die bayerische BayWa AG ist ein international tätiges Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Schwerpunkte der Handelsaktivitäten sind der Agrarbereich sowie der Handel mit Solarmodulen und Solarparks.
  • Der Münchener Konzern betreibt seine Geschäfte überwiegend in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Insgesamt hat der Konzern inklusive Franchise- und Partnerfirmen mehr als 3.000 Vertriebsstandorte in 16 europäischen Ländern. Die Marktbewertung liegt bei knapp 1,4 Milliarden €.
  • Die im SDAX gelistete Aktie wird aktuell mit rund 578 Millionen € bewertet.

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