BayWa-Aktie: Hoffen auf eine Rettung?
Die Erholungsphase der BayWa-Aktie (WKN: 519406) war nur sehr kurz. Nach dem gestrigen Verlust ist weiterhin keine klare Richtung zu erkennen, aktuell steht sie bei 12,50 €. Insgesamt zeigt sich, dass die Ungewissheit, wie es hier weitergeht, sehr hoch ist. Seit Jahresbeginn verlor die Aktie knapp -60%. Was ist hier noch zu erwarten?
Schuldentilgung aus Erträgen kaum möglich
Nachdem der Konzern im Juli seine Jahresprognose zurückgezogen und ein Sanierungsgutachten angefordert hatte, zeigte sich die dramatische Lage des bayerischen Agrarhändlers. Die hohen Schulden drohen den Konzern zu ersticken.
Die steigenden Kreditzinsen sowie die schwächere Ertragslage, insbesondere bei dem Verkauf von Solarmodulen, brachten den Konzern in Schieflage. Letztendlich fiel es dem Unternehmen immer schwerer, die Schuldentilgung aus eigener Kraft zu bewältigen.
Kapitalspritze?
Um den Konzern zu retten, soll es zu einer Einigung der Gläubigerbanken sowie die Mehrheitsanteilseigner aus dem genossenschaftlichen Bereich über eine Kapitalspritze von 400 Millionen € gekommen sein. Wie aus informierten Kreisen berichtet, soll ein Teil davon als Kredit und der restliche Teil als Eigenkapital zugeführt werden. Der bayerische Staat soll ebenfalls eine finanzielle Unterstützung angeboten haben, allerdings unter der Bedingung eines Austauschs der Führungsriege.
Im Gegenzug zu einem weiteren Gläubigerkredit soll die jetzige Konzernstruktur aufgehoben werden, was letztlich zu einer Zerschlagung führt. Derzeit besteht der Konzern aus diesen drei Segmenten: Landwirtschaft, Baustoff und Energie. Auch wenn sich seitens der Nachfrager Überschneidungen ergeben, gehört die Energie-Sparte nicht zum Kerngeschäft. Bei den Baustoffen dürfte es ebenfalls zu Verkäufen oder Teilverkäufen kommen.
Der Kernbereich des Handelskonzerns dürfte weiterhin bei der Landwirtschaft liegen. Hier verfügt das Unternehmen über eine hohe Kompetenz und eine breite Kundenbasis.
Diversifikation misslungen
Hier zeigt sich einmal mehr, dass Diversifikationen sowohl Fluch als auch Segen sein können. Die Idee war zu Beginn wahrscheinlich sinnvoll. Bayern und Österreich verfügen über eine ausgeprägte Landwirtschaft. Diese benötigen Baustoffe und schrauben viele Solarpaneele auf ihr Gebäude.
Der Fehler war allerdings, dass die Diversifikation zu weit ging und falsch finanziert wurde. Statt aus Eigenmitteln erfolgte die Finanzierung überwiegend durch Fremdmittel. Als die Zinsen sehr niedrig waren, konnte der Kapitaldienst gut aus den Erträgen finanziert werden. Dass die Zinsbelastung so stark gestiegen ist, zeigt, dass hier eine schlechte Finanzierungsstruktur vorlag.
Aktie meiden
Obwohl der Tiefststand von rund 10 € wieder überwunden wurde, ist die Sicherheit über die weitere Kursentwicklung sehr groß. Es kommt jetzt auf das Sanierungsgutachten an. Wahrscheinlich ist mit einem Rückbau auf das Kerngeschäft zu rechnen. Wie hoch der Schuldenabbau durch die Verkäufe ausfällt, hängt von den Verkaufspreisen der Tochtergesellschaften ab. Die schwache Konjunkturlage dürfte diesen Prozess erschweren.
Meiner Meinung nach wird es hier zu einer Rettung kommen. Dennoch sollten Anleger die Aktie meiden, hier ist mit weiteren Kursverlusten zu rechnen.
ℹ️ BayWa in Kürze
- Die bayerische BayWa AG ist ein international tätiges Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Schwerpunkte der Handelsaktivitäten sind der Agrarbereich sowie der Handel mit Solarmodulen und Solarparks.
- Der Münchener Konzern betreibt seine Geschäfte überwiegend in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Insgesamt hat der Konzern inklusive Franchise- und Partnerfirmen mehr als 3.000 Vertriebsstandorte in 16 europäischen Ländern. Die Marktbewertung liegt bei knapp 1,4 Milliarden €.
- Die im SDAX gelistete Aktie wird aktuell mit rund 449 Millionen € bewertet.
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