BayWa-Aktie: Ist das Schlimmste überstanden?

Die Aktie der BayWa (WKN: 519406) befindet sich im Modus der Stabilisierung. Nach dem Absturz auf knapp 11 € Ende Juli erholte sie sich zuletzt wieder aufgrund eines positiven Sanierungsgutachtens. Auch die Veröffentlichung des Halbjahresberichtes wurde mit einem Kursanstieg honoriert. Am Montag steigt sie um +8,4% steht aktuell bei knapp 14 €. Lohnt sich jetzt wieder ein Einstieg?

Abschreibungen verhageln Ertragslage

In einer Sanierungsphase ist es immer erforderlich, die einzelnen Assets neu zu bewerten (Impairment-Tests). Hier erfolgt ein vorsichtiger Ansatz, daher werden in der Regel hohe Abschreibungen vorgenommen. Die Abschreibungen auf die Beteiligungen betrugen insgesamt 222 Millionen €. Sie beeinflussen die Ertragslage, sind jedoch zahlungsunwirksam.

Das Rohergebnis reduzierte sich umsatzbedingt von 1,6 auf 1,4 Milliarden €. Beim operativen betrieblichen Gewinn führten diese Abschreibungen zu einem Verlust von 190,5 Millionen €. Zusätzlich verschlechtere sich das negative Finanzergebnis deutlich auf 219 Millionen €. Im Ergebnis wurde beim EBT ein Verlust von 409,5 Millionen € erzielt – ein Jahr zuvor wurde ein Gewinn von 32,7 Millionen € erzielt. Aufgrund von Erstattungen von Ertragssteuern reduzierte sich der Verlust auf 290,5 Millionen €. Die Abschreibungen betrafen mit 171 Millionen € insbesondere das Geschäftssegment der erneuerbaren Energien.

Der Umsatz reduzierte sich von 12,6 auf 10,7 Milliarden €. Auch hierfür ist der Rückgang im Segment der erneuerbaren Energien maßgeblich verantwortlich; der Umsatz reduzierte sich von 3 auf 1,8 Milliarden €.

Auch ohne diese einmaligen Sonderabschreibungen wäre die Ertragslage aufgrund höherer Zinszahlungen deutlich schlechter ausgefallen.

Sanierungsgutachten positiv ausgefallen

Das erste externe Sanierungsgutachten kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass das Unternehmen fortgeführt werden kann. Hierfür sind jedoch erhebliche Kostenanpassungen sowie Veräußerungen von nicht zum Kerngeschäft notwendigen Segmenten erforderlich.

Nach diesen Anpassungsprozessen sind die Chancen gut, dass der Konzern in seinen Kernsegmenten wieder wettbewerbsfähig und profitabel werden kann. Zurzeit arbeitet das bayerische Agrarunternehmen an einem Restrukturierungsgesetz. Positiv ist, dass mit Michael Baur ein erfahrener Sanierer in den Vorstand berufen wurde. Dies dürfte den Prozess beschleunigen.

Wie geht es mit der Aktie weiter?

Die finanzielle Situation wurde durch die Zugeständnisse der Haupteigentümer sowie der Gläubigerbanken vorerst stabilisiert. Damit erhält der Konzern die notwendige Zeit, um ein tragfähiges Sanierungskonzept auszuarbeiten und umzusetzen. Mit den einmaligen Sonderabschreibungen im zweiten Quartal dürften die zukünftigen Quartalsberichte besser ausfallen.

Meiner Meinung nach ist das Schlimmste überstanden, das externe Sanierungsgutachten bildete die Basis hierfür. In den nächsten Monaten dürfte mit den notwendigen Maßnahmen begonnen werden. Die Erfolge werden sich erst im nächsten Jahr zeigen. Die vollständige Restrukturierung wird sich über einen längeren Zeitraum hinziehen.

Vorerst erwarte ich eine volatile Seitwärtsbewegung. Je nach Nachrichtenlage kann es zu stärkeren Kursbewegungen kommen. Mittel- und insbesondere langfristig dürfte der Kurs sich wieder erholen.

Mein Fazit: Für risikoorientierte Anleger bietet das jetzige Kursniveau gute Einstiegschancen. Alle anderen Anleger sollten vorerst noch abwarten.