BayWa-Aktie: Ist das schon die Rettung?

Nach ihrem dramatischen Kurssturz Ende Juli, in dessen Zuge sich der Wert der BayWa-Aktie (WKN: 519406) mehr als halbierte, konnte sich das Papier des bayerischen Agrar- und Mischkonzerns Anfang August wieder deutlich erholen. In den letzten fünf Tagen ging es um über +15% mit der BayWa an der Börse bergauf. Gibt es Hoffnung auf eine Rettung des schwer angeschlagenen Konzerns?

Die Liquidität ist vorerst gesichert

Ja, die Hoffnung gibt es. Die BayWa hat sich am Donnerstag mit ihren kreditgebenden Banken und ihren Mehrheitseigentümern auf ein Finanzierungspaket in Höhe von ca. einer halben Milliarde € geeinigt, das dem Mischkonzern vorerst Luft zum Atmen verschafft.

Rund die Hälfte der Kapitalspritze kommt von Seiten der Banken. Sie haben der BayWa einen Überbrückungskredit in Höhe von 272 Millionen € zur Verfügung gestellt. Der Kredit läuft bis zum 30. September, kann aber bis zum Jahresende verlängert werden.

Die andere Hälfte des Kapitals steuern die beiden Mehrheitseigentümer der BayWa bei. Dabei handelt es sich um die Beteiligungsgesellschaften der Genossenschaften in Bayern (die Bayerische Raiffeisen Beteiligung BRB) und in Österreich (die Raiffeisen Agrar Invest RAIG).

Sie stellen der BayWa nachrangige Gesellschafterdarlehen in Höhe von insgesamt 125 Millionen € zur Verfügung. Zudem hat die BRB gemeinsam mit der DZ Bank die Beteiligung der BayWa an der BRB Holding für einen Kaufpreis von insgesamt 120 Millionen € und die RAIG die Beteiligung der BayWa an der BSV Saaten GmbH für einen Kaufpreis von ca. 10 Millionen € erworben.

Wie geht es nun weiter?

Die Liquidität der BayWa ist damit kurzfristig gesichert. Grundlage für die weitere Finanzierung des bayerischen Mischkonzerns wird allerdings ein bei der Unternehmensberatung Roland Berger in Auftrag gegebenes Sanierungsgutachten sein.

Laut einer Unternehmensmeldung geht der BayWa-Vorstand davon aus, dass auf Basis des wahrscheinlich im September vorliegenden Gutachtens ein Konzept für die nachhaltige Sanierung sowie Neuregelung der Konzernfinanzierung erreicht werden kann. Auch ich gehe davon aus, dass dies gelingen wird.

Der Grund: Die BayWa hat schlichtweg eine viel zu große politische Bedeutung. Für Abertausende Bauern in Süddeutschland ist der Konzern ein zentraler Bestandteil in der Landwirtschaft. Ein bedeutendes Agrarland wie Bayern kann es sich einfach nicht erlauben, die BayWa über den Jordan gehen zu lassen.

Ein deutlich aufgehelltes Chartbild

Das Chartbild der BayWa-Aktie hat sich in den letzten drei Wochen erheblich aufgehellt. Nach dem Kurssturz auf fast 10 € Ende Juli hat der SDAX-Titel eine deutliche Erholungsbewegung gezeigt. Inzwischen hat die Aktie rund 40% der im Juli angefallenen Kursverluste wieder wettgemacht.

Der Konzern muss komplett saniert werden

Die Rettung der BayWa scheint fürs Erste gelungen zu sein. Ob damit allerdings mittel- bis langfristig steigende Kurse der BayWa-Aktie einhergehen, wage ich zu bezweifeln. Eine nachhaltige Erholung des Aktienkurses wird davon abhängen, ob der BayWa in den kommenden Quartalen die operative Sanierung gelingt.

Ursache der massiven Verschuldung der BayWa war die zu schnelle und unkontrollierte Erweiterung der Geschäftsaktivitäten. Der einstige Agrarkonzern hat sich zu einem Mischkonzern mit zahlreichen neuen Geschäftsbereichen entwickelt und dafür viel zu viel Geld in die Hand genommen.

Diese Strategie wird voraussichtlich in Zukunft rückgängig gemacht werden. Ich gehe davon aus, dass das Sanierungsgutachten und die Gläubiger darauf drängen werden, viele Geschäftsbereiche wieder zu veräußern. Wie schnell und zu welchen Preisen das gelingen wird, wird die Zukunft zeigen.

Die BayWa-Aktie ist vor diesem Hintergrund ein riskantes Rebound-Play. Anleger mit hoher Risikobereitschaft können meiner Ansicht nach darauf setzen, dass die BayWa-Aktie in den kommenden Monaten wieder einen Teil ihrer massiven Kursverluste der jüngsten Vergangenheit aufholt. Für konservativere Anleger ist die Aktie meiner Meinung nach aber nicht geeignet.