BayWa-Aktie: Kann sie das beflügeln?

Stühlerücken in der Chefetage
18.10.24 um 12:05

Die Aktie der BayWa (WKN: 519406) kommt nicht zur Ruhe. Nach einem kurzen Anstieg auf 13,50 € im September befindet sie sich im Rückwärtsgang. Am Freitag verliert -3% und steht aktuell bei 10,80 €. Kann der Austausch des Vorstands das Unternehmen stabilisieren?

baywa.de

Vorstandswechsel beschlossen

Am 17. Oktober teilte das Unternehmen mit, dass im Vorstand ein einvernehmlicher Wechsel stattfinden wird. Der jetzige Vorstandsvorsitzende Markus Pöllinger verlässt das Unternehmen Ende Oktober. Der Finanzvorstand Andreas Helber geht Ende März 2025. Er soll noch das laufende Geschäftsjahr bilanziell abschließen. Der bisherige Generalbevollmächtigte und für die Restrukturierung verantwortliche Michael Baur wechselt offiziell in den Vorstand. Der Nachfolgeprozess für die Vorstandskomplettierung ist laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Gregor Scheller eingeleitet worden.

Dieser Schritt ist richtig und war auch überfällig. Auch wenn die beiden Vorstandsmitglieder für die Misere nicht die Hauptverantwortlichen sind, so waren sie doch an der Expansion beteiligt. Pöllinger ist seit 2008 bei BayWa und Helber seit 2010. Somit tragen sie auch Mitverantwortung für das jetzige Debakel.

Gerade in Zeiten einer anstehenden Restrukturierung und Sanierung bedarf es neuer Vorstandsmitglieder. Diese sollten auch von externen Personen besetzt werden. Mit Michael Baur wurde dies erfolgreich praktiziert. Die Suche dürfte schwierig und längerfristig sein, es müssen Personen mit Expertise und Erfahrungen sein.

Wie kam es zu dieser Schieflage?

Hauptverantwortlicher ist der ehemalige Vorstandsvorsitzende Klaus Josef Lutz sowie die damaligen Aufsichtsratsmitglieder. Vor seinem Amtsantritt war BayWa ein regionaler Agrarkonzern mit dem Schwerpunkt des Agrarhandels. Die Hauptmärkte des bayerischen Unternehmens waren Deutschland und Österreich.

Das Unternehmen wurde bis dahin erfolgreich geführt, galt jedoch als langweilig und wenig profitabel. Der neue Vorstandsvorsitzender wollte dies ändern und expandierte beim Agrarhandel weltweit. Auch neue Geschäftsfelder wurden erschlossen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien. Mit BayWa r.e. wurde eigens eine eigene Tochtergesellschaft gegründet. Diese errichtete und betrieb Solar- und Windparks sowie Biogasanlagen.

Die damaligen Expansionen wurden über Kredite finanziert, oftmals sogar kurzfristige Finanzierungen. In den Zeiten niedriger Zinsen funktionierte dieses Modell, als die Kreditzinsen stiegen, verschlechterte sich die Ertragslage deutlich. Zuletzt wurde gerade so die schwarze Null geschafft.

Im laufenden Geschäftsjahr wird ein deutlicher Verlust anfallen. Hier werden hohe Abschreibungen auf die Tochterunternehmen vorgenommen.

Was bedeutet das für die Kursentwicklung?

Mit dem Abgang der beiden Vorstandsmitglieder ändert sich an der jetzigen Situation erstmal wenig. Dennoch ist es wichtiges Zeichen, dass jetzt auch im Management Veränderungen vorgenommen werden. Es kommt jetzt auch darauf an, welche neuen Manager gefunden werden.

Das endgültige Sanierungskonzept wird zeigen, wohin die Reise des Agrarkonzerns geht. Es wird zu einer deutlichen Verschlankung des Konzerns kommen. Diese ist auch dringend notwendig, um den Schuldenberg von rund 5 Milliarden € zu reduzieren. Ebenfalls muss eine langfristige Finanzstruktur erarbeitet werden. Die Notmaßnahmen der Haupteigentümer sowie der Kreditbanken dienten primär zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit.

Anleger sollten die Aktie vorerst weiter meiden. Erst wenn mehr Klarheit herrscht, kann die zukünftige Kursentwicklung genauer eingeschätzt werden. Kurzfristig sind größere Kursschwankungen, je nach Nachrichtenlage, zu erwarten. Wer jetzt investiert, muss sich über das hohe Risiko bewusst sein.

Mein Fazit: Die Maßnahmen sind richtig. Anleger sollten die Aktie jedoch weiter meiden.

ℹ️ BayWa in Kürze

  • Die bayerische BayWa AG ist ein international tätiges Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Schwerpunkte der Handelsaktivitäten sind der Agrarbereich sowie der Handel mit Solarmodulen und Solarparks.
  • Der Münchener Konzern betreibt seine Geschäfte überwiegend in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Insgesamt hat der Konzern inklusive Franchise- und Partnerfirmen mehr als 3.000 Vertriebsstandorte in 16 europäischen Ländern.
  • Die im SDAX gelistete Aktie wird aktuell mit rund 391 Millionen € bewertet.

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