Bechtle: Analyst schickt Aktie in den Keller – zu Recht?
Die Aktie von Bechtle (WKN: 515870) gehörte am Montag mit einem Verlust von rund -7,5% zu den größten Verlierern im MDAX. Aktuell erholt sie sich wieder und steht bei 41,60 €. Grund für den starken Rückgang war eine Analystenherabstufung. Ist diese Herabstufung berechtigt und was ist jetzt zu erwarten?
Geringes Wachstum erwartet
Der Analyst Martin Jungfleisch von Exane BNP Paribas reduzierte sein Kursziel von 48 € auf 38 €. Er begründet diese Einschätzung damit, dass zukünftig mit einem sehr geringen Wachstum zu rechnen sei. Auf den wichtigsten Märkten von Bechtle mache sich die Konjunkturschwäche bemerkbar. Hierunter leide das Neckarsulmer Unternehmen auch weiterhin.
Die Bewertung der Aktie mit „Underperform“ sorgte bei den Marktteilnehmern für Unsicherheit. Die Folge war ein hoher Verkaufsdruck. Hier stellt sich die Frage nach der Berechtigung dieser Einschätzung.
Erfolgreicher Jahresauftakt
Nach der guten Entwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr setzte sich dieser Trend auch in den ersten drei Monaten fort. Hiervon ist der am 8. Mai veröffentlichte Quartalsbericht geprägt. Der Umsatz wurde gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,4% auf 1,95 Milliarden € gesteigert. Während in Deutschland ein Umsatzrückgang eintrat, stieg das internationale Geschäft um 14%.
Auch die Ertragslage verbesserte sich. Das operative EBT stieg um 2,8% auf 82 Millionen €. Die EBT-Marge verbesserte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 5,5%. Unterm Strich verblieb ein Konzernergebnis von 58,5 Millionen €. Besonders deutlich verbesserte sich der Cashflow. Durch den Abbau der Forderungen aus Leistung und Lieferung erhöhte er sich um rund 65 Millionen € auf einen Überschuss von 45,3 Millionen €.
Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung positiv zu beurteilen.
Dr. Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG, kommentierte die Entwicklung so:
Wir sind solide in unser Geschäftsjahr gestartet und sehen Anzeichen für eine steigende Wachstumsdynamik in den nächsten Quartalen.
Für das laufende Jahr wurde die Prognose bestätigt. Demnach wird mit einer überproportionalen Steigerung bei Umsatz und Ertrag gerechnet. Die EBT-Marge soll weiterhin bei dem Vorjahreswert von 5,8% liegen.
Abstufung ist unberechtigt
Wenn das geringe Wachstum sich nur auf Deutschland bezöge, wäre die Einschätzung des Analysten von BNP berechtigt. Aufgrund von Haushaltsbeschränkungen können öffentliche Institutionen die Digitalisierung nicht vorantreiben, wie es notwendig wäre. International sieht es jedoch besser aus, hier wächst das Geschäft dynamisch. Die Umsatzprognose zeigt ebenfalls ein anderes Bild gegenüber der Einschätzung von Exane BNP Paribas.
Meiner Meinung nach ist die Herabstufung in diesem Maße so nicht berechtigt. Auch für den schwachen deutschen Markt erwartet das IT-Unternehmen eine Verbesserung im Jahresvergleich. Den fairen Wert sehe ich bei 50 €.
Analysten positiv gestimmt
In der Mehrzahl sind die Analysten sehr zuversichtlich, deren mittleres Kursziel liegt bei 54,80 €. Besonders die Baaderbank mit 63 € und die Deutsche Bank mit 60 € sind sehr zuversichtlich. Hier steht die Verbesserung im Jahresverlauf im Vordergrund.
Barclays ist mit der Einschätzung von 38 € auf der gleichen Linie wie Exane BNP Paribas. Deren Begründung bezieht sich überwiegend auf das erste Quartal, hier wurde mehr erwartet.
Mein Fazit: Die Herabstufung ist unbegründet. Der Rückgang bietet wieder günstigere Einstiegschancen.
ℹ️ Bechtle in Kürze
- Die Bechtle AG ist Deutschlands größtes IT-Systemhaus und auch in Europa der führende Anbieter von IT-E-Commerce. Zum Kerngeschäft gehört der Handel mit Hard- und Software sowie IT-Dienstleistungen. Daneben verdient das Unternehmen auch mit der Wartung von IT-Infrastruktur Geld.
- Der Hauptsitz ist im baden-württembergischen Neckarsulm, zudem gibt mehr als 120 internationale Standorte.
- Die Aktie ist im MDAX gelistet und wird aktuell mit 5,2 Milliarden € bewertet.
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