bet-at-home.com: Kaufenswert nach Dividenden-Schock?
Die heute veröffentlichten Geschäftszahlen der bet-at-home.com AG (WKN: A0DNAY) lassen die Anleger nicht jubeln. Vor allem die drastische Dividendenkürzung liegt diesen schwer im Magen.
Nach dem Kommunikationsdesaster über die überraschenden Körperschaftssteuernachzahlungen in Österreich kommt der Aktienkurs der eigentlich erfolgsverwöhnten Österreicher nicht mehr so recht vom Fleck.
Heute hat das Unternehmen die mit Spannung erwarteten endgültigen Zahlen veröffentlicht, welche letztendlich im Rahmen der Erwartungen lagen. Das EBITDA ging um 1 Million auf 35,2 Millionen Euro zurück sowie das Ergebnis vor Steuern (EBT) um 1,9 Millionen Euro auf 33,1 Millionen Euro.
Viel wichtiger war bei dieser Veröffentlichung allerdings sowohl der traditionelle Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sowie der Dividendenvorschlag für die kommende Hauptversammlung. Die dividendenverwöhnten Anleger müssen sich nun warm anziehen.
Dividende wird drastisch gekürzt
Durch den deutlichen Ergebnisrückgang in 2019 sowie zu erwartender weiterer Geschäftsverluste durch die Regulierung in der Schweiz sowie den möglichen Restriktionen in Deutschland, wurde der Dividendenvorschlag für die kommende Hauptversammlung drastisch reduziert.
Anstatt drei Euro plus Sonderdividende wird den Aktionären auf der kommenden Hauptversammlung lediglich eine Dividendenzahlung in Höhe von zwei Euro vorgeschlagen. Dieses Vorgehen ist eine Abkehr von der bisher kommunizierten Dividendenpolitik. Seit Jahren haben wir auf Konferenzen und Foren gehört, dass die Dividende in Höhe von 3 Euro stabil bleiben soll. Die Kürzung um rund ein Drittel dürfte daher einige Investoren auf dem falschen Fuß erwischt haben.
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Grundsätzlich begrüße ich diese Kürzung, da sie mit Weitblick durch den Vorstand erfolgt ist. Das Unternehmen benötigt für den Geschäftsbetrieb in etwa 50 Millionen Euro an liquiden Mitteln für das gesamte Jahr. Zum 31.12.2019 lagen die Finanzmittel bei rund 54,8 Millionen Euro. Durch die Dividendenzahlung in vorgeschlagener Höhe werden lediglich 14 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet.
Damit bleibt die bet-at-home.com weiterhin stark kapitalisiert, um den Herausforderungen durch die Restriktionen in der Schweiz begegnen zu können. Auch können mögliche Investitionen für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen durch den neuen Staatsvertrag in Deutschland locker aus eigener Tasche finanziert werden. Das ist in der jetzigen Marktphase schon ein stabiler Eckpfeiler für das laufende Geschäftsjahr.
Ich sehe derzeit dagegen ein latentes Risiko, dass die Werbebudgets nun Ende des ersten, Anfang des zweiten Quartals für die Großveranstaltungen Europameisterschaft 2020 sowie Olympia in Japan hochgefahren werden, aber diese Veranstaltungen im Rahmen der weltweiten Corona-Epidemie abgesagt werden könnten. Der Plan, im Nachgang dieser Veranstaltungen einen gewissen Anteil der Neukunden als langjährige Kunden monetarisieren zu können, dürfte dann fehlschlagen.
Aktie fair bewertet
Für das Geschäftsjahr 2020 erwartet der Vorstand ein EBITDA zwischen 23 Millionen und 27 Millionen Euro, wobei Veränderungen im deutschen Markt noch nicht berücksichtigt sind. Dieser deutliche Rückgang zu 2019 lädt gerade nicht zum Kaufen ein, auch wenn die Marktkapitalisierung nur noch schlappe 250 Millionen Euro betrifft.
Bist Du ein langfristig orientierter Investor, kannst Du langsam ein Abstauberlimit im aktuellen Marktumfeld setzen. Viele negative Nachrichten sind im derzeitigen Kurs berücksichtigt. Die Dividendenrendite beträgt auch bei der geringeren Ausschüttungsquote immerhin noch knapp 5,7 Prozent.