bet-at-home: „Kapitalvernichter“ wieder eine Wette wert?

06.04.22

bet-at-home.com (WKN: A0DNAY) gehört laut der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu den größten „Kapitalvernichtern“ im abgelaufenen Jahr. Am Montag hat der Sportwettenanbieter seine Jahresbilanz vorgelegt, die sich auf den zweiten Blick gar nicht so übel liest. Im laufenden Jahr rechnet der Vorstand jedoch mit hohen Einmal-Investitionen, die sich im Folgejahr schnell auszahlen könnten.

Die bet-at-home.com Entertainment GmbH mit Sitz im österreichischen Linz ist ein Online-Gaming- und Sportwettenanbieter. Die Holdingfunktion für die Börsennotierung übernimmt dabei die in Düsseldorf ansässige bet-at-home.com AG. Nach einer Klagewelle sah sich die Plattform im vergangenen Jahr dazu gezwungen, ihr Segment Online-Casino in Österreich einzustellen.

Geschäftszahlen gar nicht übel

Am Montag hat bet-at-home nun seine Bilanz für das abgelaufene Jahr vorgelegt. Die Zahlen machen den großen Einfluss der Einstellung des Online-Casino-Geschäfts im Heimatland deutlich. So wies der Sportwettenanbieter für 2021 Brutto-Wett- und Gaming-Erträge (BuG) von knapp 60 Millionen € aus.

Im Vorjahr lag der Wert mit 127 Millionen € zwar deutlich höher; vergleichbar sind die Zahlen aufgrund des aufgegebenen Segments jedoch nicht wirklich. Der angepasste Vergleichswert für 2020 entspricht nur rund 54,5 Millionen €. In der bereinigten Gegenüberstellung erhöhten sich die BuG somit um mehr als +10%.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) landete im vergangenen Jahr bei knapp 14 Millionen € – mehr als +6% höher als das bereinigte Vorjahresergebnis. Unter dem Strich verbuchte bet-at-home im vergangenen Jahr jedoch einen Nettoverlust von über 16 Millionen €. 2020 hatte das Unternehmen inklusive seines Online-Casino-Geschäfts in Österreich noch einen Gewinn von 23,3 Millionen € erwirtschaftet. Dass die Dividende für 2022 gestrichen wird, war zuvor schon bekannt.

Übergangsjahr 2022

bet-at-home hat das Aus für das österreichische Online-Casino im vergangenen Jahr offenbar ganz passabel verkraftet. Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand jedoch mit deutlichen Einbußen. So sollen die BuG nur noch zwischen 50 und 60 Millionen € liegen. Das EBITDA schätzt das Unternehmen in einer Bandbreite von -2 bis 2+ Millionen €.

Die geplante Ergebnisausbeute für 2022 ist auf den ersten Blick sehr überschaubar, das Management spricht aber von einem „Übergangsjahr“. So will der ehemalige SDAX-Konzern unter anderem in den Niederlanden und in Polen Online-Gaming- und Sportwettenlizenzen beantragen. Für die damit verbundenen Vorbereitungen und Prozesse plant das Unternehmen mit entsprechenden Einmalausgaben. Mit Lizenzerteilungen sei „frühestens im zweiten Halbjahr“ zu rechnen, heißt es im Geschäftsbericht.

Solide Bilanz

Alleiniger Vorstand bei bet-at-home ist seit Anfang März Marco Falchetto, der zuvor bei der Big-Data-Firma Zniper und beim Wettanbieter bwin tätig war. Warum sich Firmengründer Franz Ömer aus den operativen Geschäft zurückgezogen hat, ist nicht bekannt. Es bleibt für Investoren daher schwer einschätzbar, ob sich die strategische Ausrichtung des Unternehmens wesentlich ändern wird.

Nach dem Aus des österreichischen Online-Casinos sind die beiden wesentlichen Märkte für die noch übrig gebliebenen E-Gaming-Aktivitäten Deutschland und England. Auch wenn ein großer Umsatzanteil wegefallen ist, ist das Bilanzbild bei bet-at-home weiterhin intakt: Der Cash-Bestand liegt bei 42 Millionen € und die Eigenkapitalquote sank gegenüber dem Vorjahr von 53% auf immerhin noch 22%.

Eine riskante Wette

Seit einem Jahr hat die Flut schlechter Nachrichten die bet-at-home-Aktie auf Talfahrt geschickt: Der Titel verlor in dem Zeitraum zwei Drittel seines Werts und notiert zurzeit bei knapp 16 €. In einem aktuellen DSW-Ranking der größten „Kapitalvernichter“ 2021 belegte der Sportwettenanbieter Platz 3.

Sollte bereits 2023 jedoch wieder ein EBITDA auf Vorjahresniveau möglich sein, dann scheint der um das Cash-Polster verringerte Unternehmenswert von derzeit 111 Millionen € überaus moderat. Risikoerprobe Anleger können ihr Glück bei dem geschrumpften Online-Casinobetreiber versuchen, an mögliche Dividendenzahlungen – jahrelang eine Visitenkarte der bet-at-home-Aktie – sollte man vorerst jedoch keine Gedanken verschwenden.

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