Beyond Meat: Wenn diese Spekulationsblase platzt...

Marc Rendenbach
27.06.19

Die Aktie des Herstellers von veganem Fleischersatz, Beyond Meat (WKN: A2N7XQ), feierte vor wenigen Wochen einen fulminanten Börsengang. So schoss die Aktie, die zu 25,00 US-Dollar emittiert worden war, gleich in den ersten Handelstagen auf über 100,00 US-Dollar und bescherte Anlegern Zeichnungsgewinne, wie sie sie seit Platzen der "Dotcom Bubble" anno 2000 kaum noch gesehen haben. Dies veranlasste zwischenzeitlich viele Marktbeobachter bei Beyond Meat von einer ähnlichen Spekulationsblase wie seinerzeit zu sprechen.

Dies ist einerseits richtig, andererseits aber auch nicht. Ganz grundsätzlich – ich werde später noch ausführen warum – ist die Aktie von Beyond Meat massiv überbewertet. Das sollte allerdings jedem Anleger klar sein. Denn vor einem Börsengang bewerten die Banken, die die Neuemission begleiten, ein Unternehmen ja. Und diese haben vor wenigen Wochen das Unternehmen bei einem Ausgabepreis der Aktien von 25,00 US-Dollar als fair bewertet angesehen. Dabei agieren diese im Auftrag des Unternehmens – und setzen den Wert in der Regel eher etwas (zu) hoch an.

Man kann also davon ausgehen, dass 25,00 US-Dollar je Aktie das obere Ende dessen waren, was Profis im Rahmen des IPOs zu zahlen bereit waren. Zwar gab es nach dem Börsengang noch positive News, wie beispielsweise der Deal mit Lidl (denen der Beyond Meat-Burger regelrecht aus den Händen gerissen wurde), aber solche "Hypes" gibt es ja immer mal wieder. Ich erinnere in diesem Zusammenhang immer gerne an das Tamagotchi, dass seinerzeit auch 35,00 DM (ca. 17,90 Euro) kostete und heute kaum noch für 1,00 Euro verkauft werden kann.

Trotzdem würde ich den "Hype" noch nicht mit der damaligen "Dotcom Bubble" vergleichen wollen. Denn seinerzeit wurden zum Teil wirklich Kurs-Umsatz-Verhältnisse (KUVs) von 100 und mehr aufgerufen, so dass ein KUV 2019e von ca. 50 noch immer vergleichsweise moderat erscheint. Allerdings geht es natürlich in diese Richtung, so dass ich diese Spekulationsblase gerne mit der Spekulationsblase um Cannabis-Aktien vor rund einem Jahr vergleichen möchte. Zumal sich auch hier so manche Aktie inzwischen ja gedrittelt, geviertelt oder gefünftelt hat.

Ein veganer Beyond Meat-Burger mit ebenso veganen Pommes Frites...

Gute Idee zur richtigen Zeit, aber...

Ich gebe es unumwunden zu: Ich bin durchaus der Meinung, dass wir Menschen unsere Umwelt viel besser schützen sollten. Trotzdem kann ich mit der grünen Ideologie nicht viel anfangen. Zumal diese ja auch auf die Abschaffung des Kapitalismus zielt. Komischerweise waren und sind jedoch die ganzen antikapitalistischen Länder viel schlimmere Umweltsünder. Wer das nicht glaubt, kann sich ja mal die Umweltsünden in der ehemaligen Sowjetunion, der ehemaligen DDR oder dem heutigen China und heutigen Nordkorea ansehen.

Wenn jedoch jemand für sich selbst die Entscheidung trifft, dass er sich vegetarisch oder gar vegan ernähren möchte, soll er das gerne tun. Zumal das im Einzelfall durchaus auch gesünder sein kann. Da vegetarische bzw. sogar vegane Ernährung in den letzten Jahren im Trend liegt, ist auch die Geschäftsidee von Beyond Meat zu loben. Die Gründer sowie die hinter ihnen stehenden Venture Capital-Geber hatten die richtige Idee zur richtigen Zeit und sind daher nicht ganz zu Unrecht zuletzt reich geworden.

Allerdings sehe ich eben auch zwei große Gefahren auf die junge Company zukommen. Zum Einen nämlich können sich solche Modetrends – auch in Sachen Ernährung – durchaus schnell wieder ändern. Zum Anderen sind die Markteintrittsbarrieren relativ niedrig, so dass es schon heute viel Konkurrenz in diesem Bereich gibt. Dazu gehören, aus Sicht von Beyond Meat sowohl leider wie auch zum Glück – sogar Weltkonzerne wie der Schweizer Nahrungsmittelgigant Nestlé. Zum Glück, weil es zeigt, dass es wohl einen Markt gibt – leider, weil die Konkurrenz kaum härter sein könnte!

Fazit: Fundamentale Bewertung völlig absurd, Aktie ein langfristiger Short-Kandidat!

Kommen wir nun aber mal zu den Fakten. Beyond Meat setzte noch 2016 nur knapp 16,2 Mio. US-Dollar um und erzielte dabei einen Nettoverlust von gut 25,1 Mio. US-Dollar. 2017 stieg der Jahresumsatz dann schon auf knapp 32,6 Mio. US-Dollar (ca. +101,3%) bei einem Nettoverlust von ca. 21,4 Mio. US-Dollar. Im zuletzt abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 fuhr Beyond Meat schließlich einen Jahresumsatz von gut 87,9 Mio. US-Dollar (ca. +169,9%) bei einem Nettoverlust von knapp 26,5 Mio. US-Dollar.

Zwar ist das Umsatzwachstum beeindruckend und immerhin hielten sich die Verluste in Grenzen. Das kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Gesellschaft bis heute noch nie einen Nettogewinn erzielen konnte. Dies soll sich auch im laufenden Geschäftsjahr 2019e noch nicht ändern, denn bei einem Jahresumsatz von rund 210 Mio. US-Dollar wird erneut ein Nettoverlust, allerdings nur noch um die 20 Mio. US-Dollar erwartet. Nichtsdestotrotz errechnet sich daraus ein aktuelles KUV 2019e von ca. 44,6, was absurd hoch ist.

Angesichts der Tatsache, dass der "Hype" um die veganen Burger inzwischen schon wieder abzuebben scheint – im Edeka hier um die Ecke lagen gestern genug in der Tiefkühltruhe – und das Unternehmen mit Konkurrenten wie Nestlé (produziert den neuen, veganen Burger des Fastfoodgiganten McDonald's) zu kämpfen hat, würde ich hier – allen positiven Marktprognosen zum Trotz – bestenfalls ein KUV 2019e von ca. sechs als realistisch ansehen. Dies wiederum würde einen Kursziel von im Bereich des IPO-Preises entsprechen. Die Aktie ist daher ein mittel- bis langfristiger Short-Kandidat!

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