BioNTech-Aktie: Was verunsichert Anleger so stark?

Die BioNTech-Aktie (WKN: A2PSR2) befindet sich im Sinkflug und verzeichnet seit Anfang Juni einen Wertverlust von -15%. Investoren zeigen sich nachhaltig verunsichert, nachdem die Hoffnungen auf die Krebs-Pipeline einen herben Dämpfer erlitten haben. Wie geht es jetzt weiter bei dem einstigen Corona-Highflyer?

Ein Schlag ins Kontor

Es hätte vieles passieren dürfen bei der BioNTech-Aktie, aber genau das eben nicht: Die US-Zulassungsbehörde FDA hat den Mainzern vergangene Woche einen kräftigen Strich durch die Rechnung gemacht (wir berichteten), und das ausgerechnet bei einem Krebsmedikament.

Zwar geht es nur um einen Kandidaten der chinesischen MediLink Therapeutics, an dem sich BioNTech die Rechte gesichert hatte, und nicht um einen aus der eigenen Pipeline. Doch die Onkologie ist das Zukunftsthema für die BioNTech-Aktie schlechthin. Und hier kommen jetzt anscheinend Zweifel auf, ob die Hoffnungen, die Anleger in die Forschung des Impfstoffspezialisten gesetzt haben, tatsächlich berechtigt sind. Entsprechend steht die Aktie unter Verkaufsdruck.

Ganz „nebenbei“ zeichnet sich durch das Einschreiten der FDA, aufgrund dessen der chinesische Partner seine Phase-1-Studie in den USA teilweise unterbrechen muss, auch noch ein finanzielles Debakel für die Mainzer ab. Sie könnten im schlimmsten Fall eine Milliarde €, so schwer war der Deal, versenkt haben.

Positive Nachrichten verpuffen

Kein Wunder also, dass es derzeit niemanden interessiert, wenn es positive Nachrichten an anderer Stelle gibt. So haben BioNTech und Partner Pfizer am Donnerstag bekanntgegeben, der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) habe die Marktzulassung für den monovalenten Impfstoff Omicron JN.1-adapted Covid-19 für Personen ab sechs Monaten empfohlen.

Die Europäische Kommission wird die Empfehlung des Ausschusses nun prüfen und voraussichtlich bald eine endgültige Entscheidung treffen.

Auch eine zweite Nachricht, die bereits am Montag kam, verpuffte wirkungslos, obwohl auch sie das Thema Onkologie betraf. So haben BioNTech und Partner Duality Biologics von der FDA für ihren Kandidaten BNT324/DB-1311 zur Behandlung von metastasierendem kastrationsresistentem Prostatakrebs den Fast-Track-Status erhalten. Was sehr positiv ist, denn dieser beschleunigt das gesamte Zulassungsverfahren.

Chart sieht übel aus

Beim ersten Blick auf den Chart fallen sofort die dicken roten Kerzen hintereinander auf, die das Desaster verraten. Die Aktie befindet sich im Abwärtstrend und am 52-Wochen-Tief. Kurz-, mittel- und langfristig sind die Indikatoren fallend. Die nächste Unterstützung liegt bei 75,87 US$. Sollte diese nicht halten, könnte es bis auf 68,64 US$ hinabgehen, wo die nächste Unterstützung wartet.

Haupt-Widerstände auf der Oberseite liegen bei 90,61 US$ und bei 93,23 US$.

Ein langer Atem ist nötig

Für Anleger, die bereits investiert sind, ist derzeit guter Rat teuer. Derzeit sieht es nicht danach aus, als würde die Aktie rasch einen Boden finden. Hier ist also nicht nur Geduld, sondern auch eine gehörige Position Überzeugung notwendig, dass BioNTech es schaffen wird, in den nächsten Jahren für einen oder sogar mehrere Krebsmedikamente eine Zulassung zu erhalten.

Zumindest ein Problem vieler anderer Biotech-Unternehmen hat BioNTech nicht: Durch den Verkaufsschlager Comirnaty ist die Kasse gut gefüllt, hier sind also keine Kapitalmaßnahmen notwendig, um die (teure) Forschung zu finanzieren.

Für kurzfristig orientierte Trader könnten die derzeitigen Tiefkurse hingegen eine gute Chance zum Einstieg sein. Ich würde hier allerdings abwarten, ob die Aktie am 52-Wochen-Tief nach oben dreht oder weitere Tiefs markiert.