Blue Apron: Einmal Himmel, einmal Hölle und zurück
Zu den größten Gewinnern am US-Aktienmarkt zählt heute, mit Kursgewinnen von über +50%, ausgerechnet die Aktie von Blue Apron (WKN: A2PMA8). Der Grund für diesen Kurssprung ist dabei eine Partnerschaft mit Beyond Meat, die auch diese Aktie heute leicht beflügeln kann. Doch wer oder was ist Blue Apron überhaupt und wie ist diese Partnerschaft zu bewerten? Rechtfertigt sie wirklich solch exorbitante Kursgewinne? Schauen wir uns das mal näher an!
Zunächst einmal dürften viele Menschen in Deutschland Blue Apron noch gar nicht kennen. Dies liegt sicherlich auch daran, dass der Börsengang des Unternehmens im Jahr 2017 völlig verpatzt wurde. So fiel die Aktie, die seinerzeit zu 10 US-Dollar ausgegeben worden war, auf ein Allzeittief von unter einem US-Dollar im Jahr 2018. Seitdem jedoch hat sich der Titel vervielfacht und kann heute sogar auf neue Allzeithochs klettern.
Doch was macht Blue Apron eigentlich? Nun, am einfachsten kann ich Ihnen das erklären, in dem ich Ihnen das deutsche Pendant nenne, nämlich HelloFresh. Genau wie HelloFresh verschickt Blue Apron also an seine zahlenden Kunden (Abonnenten) täglich Kochboxen. Diese können dann mit den entsprechenden Lebensmittel sowie dem dazugehörigen Rezept ihre eigenen Mahlzeiten zubereiten. Ein Geschäftsmodell, das in gewissem Sinne genial ist.
Endlich mal anständige Margen im Lebensmitteleinzelhandel, aber...
Doch was soll an diesem Geschäftsmodell so genial sein? Nun, schauen Sie sich nur mal die großen deutschen Supermarktketten wie Edeka, Kaufland/Lidl oder Rewe an. Allen gemeinsam ist diesen, dass sie zwar enorme Umsätze erzielen, davon jedoch nur vergleichsweise wenig in deren Kasse hängen bleibt. Mit anderen Worten: Die Margen im Lebensmitteleinzelhandel sind, auch wegen des starken Wettbewerbs, äußerst gering, so dass die Unternehmen vergleichsweise wenig Gewinn einfahren.
Dies ist bei Unternehmen wie HelloFresh respektive Blue Apron völlig anders. So sind diese Gesellschaften ja prinzipiell direkte Konkurrenten der Supermärkte. Trotzdem schaffen sie es Gewinnmargen von 5% und mehr zu erzielen, wovon Edeka und Co. nur träumen können. Allerdings hat die Sache natürlich einen Haken. Denn grundsätzlich dürften die Geschäftsmodelle solcher Firmen sehr konjunkturabhängig sein. Schließlich macht man sich ja nur die Bequemlichkeit der Menschen zunutze, was diese sicherlich auch wissen.
Läuft es jedoch konjunkturell schlechter, werden sich viele Kunden drei Mal überlegen, ob sie sich ihre Bequemlichkeit weiter leisten können bzw. wollen. Oder ob sie nicht doch selbst in die Supermärkte fahren oder gehen und dort deutlich günstiger einkaufen. Zumal mit einer konjunkturellen Schwäche oftmals auch Verluste von Arbeitsplätzen einher gehen. Und wer keine Arbeit mehr hat und folglich den ganzen Tag zu Hause sitzt, hat schlicht und einfach mehr Zeit seine Einkäufe selbst zu erledigen – inkl. damit verbundener sozialer Kontakte.
Blue Apron war schon einmal im Himmel
Insofern verwundert auch der Kursverlauf der Aktien von Blue Apron sowie auch HelloFresh nicht wirklich. Beide Unternehmen wurden in der Vergangenheit schon mal hochgejubelt, ehe die Aktienkurse kurzfristig mehr oder weniger stark abstürzten. Konkret stürzte Blue Apron vom Himmel in die Hölle und ist jetzt plötzlich wieder zurück. Die Frage ist halt nur, wie nachhaltig dieses Comeback sein wird.
Wissen kann das natürlich heute noch niemand. Allerdings halte ich insbesondere den heutigen Kurssprung infolge der Kooperation mit Beyond Meat für weit überzogen. Hier hat man sich bei Blue Apron wohl einfach den aktuellen "Hype" um pflanzlichen Fleischersatz zunutze gemacht, was der Aktie auch tatsächlich auf die Sprünge geholfen hat. Zu solchen Euphoriekursen würde ich den Titel jedoch definitiv nicht mehr kaufen!
Fazit: Blue Apron wird erneut abstürzen – und ist erst dann wieder ein Kaufkandidat!
Die konjunkturelle Lage schwächt sich derzeit weltweit immer stärker ab. Daher ist mit einer Rezession zu rechnen, auch in den USA. Da das Geschäftsmodell von Blue Apron jedoch sehr konjunkturabhängig ist, sollte die Aktie im Zuge einer solchen Rezession nochmals abstürzen. Zwar dürfte sie nicht ganz auf die bisherigen Tiefstkurse von unter einem US-Dollar zurückfallen, man wird die Aktie jedoch höchstwahrscheinlich nochmals unter fünf US-Dollar bekommen.
Genau wie es Mut erforderte die Aktie einst unter einem US-Dollar zu kaufen, erfordert es auch Mut die Aktie dann einzusammeln. Aber auf Regen folgt immer Sonnenschein und auf eine Rezession auch wieder bessere Zeiten. Dann werden die Geschäfte von Blue Apron wieder besser laufen und sich die Aktie dementsprechend erholen. In die derzeitige Euphorie hinein würde ich den Titel nicht mehr kaufen, sondern verkaufen. Aber in Angst und Panik ist Blue Apron – wie aber auch HelloFresh – wohl eine gute, wenngleich spekulative Wette!