Boeing-Aktie -7%: Kein Ende der Talfahrt in Sicht?

Ein Blick auf den Chart verrät Bände: Die Boeing-Aktie (WKN: 850471) taumelt dem Abgrund entgegen. Am Donnerstag gab es mit -7,55% auf 172,21 US$ die nächste Rutsche, womit das Papier den Dow Jones in die Tiefe riss. Seit Jahresbeginn summiert sich der Wertverlust auf -31,66%. Was hat jetzt schon wieder die Investoren vergrault? Und wo könnte die Boeing-Aktie einen Boden finden?

Finanzchef mit Grusel-Ansage

Immer wenn man meint, es geht nicht mehr, kommt ein Finanzchef daher – und plötzlich geht es sogar noch schlimmer. So hat am Donnerstag Boeing-Finanzvorstand Brian West mit Grusel-Ansagen die Aktie seines eigenen Unternehmens tiefer in den Keller geschickt.

Immerhin war er so ehrlich einzuräumen, dass es nach dem 4 Milliarden US$ schweren Verlust im ersten Quartal auch im laufenden zweiten Quartal ähnlich schlecht oder sogar noch schlechter laufen könnte. Hintergrund sind die weiter anhaltenden Probleme bei der Produktion und mit den Lieferketten. So wird der Flugzeughersteller auch im zweiten Quartal nicht mehr Maschinen ausliefern können. Laut Brian West sei es damit unwahrscheinlich, dass Boeing im laufenden Geschäftsjahr einen positiven Cashflow erwirtschaften werde.

Schulungen gegen Qualitätsmängel

Angesichts solcher Horror-Aussagen verpuffte natürlich eine weitere Meldung des Konzerns am Donnerstag, dass die Schulungen für neue Mitarbeiter in den Bereichen Fertigung und Qualität ausgeweitet worden seien. Sie pausierten seit Ende Februar.

Wie notwendig diese sind, dürfte jedem klargeworden sein angesichts der gravierenden Qualitätsmängel der Boeing-Maschinen, die zu Flugzeugabstürzen geführt hatten und wohl auch strafrechtliche Ermittlungen des US-Justizministerium nach sich ziehen werden. Die Pannenserie hält seit langem an. Immer wieder werden mehr oder weniger schwerwiegende technische Probleme an Boeing-Maschinen gemeldet.

Die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) hat sich längst eingeschaltet und prüft, ob die technischen Probleme mit der Produktion und einer möglicherweise mangelhaften Wartung zu tun haben.

Weiter im Abwärtstrend

Charttechnisch ist eine kurze Erholungsbewegung seit dem 24. April bei der Boeing-Aktie verpufft. Sie befindet sich wieder in ihrem seit Jahresbeginn anhaltenden Abwärtstrend. Es dürfte erneut zu einem Test des Jahrestiefs kommen, die wichtige Unterstützung bei 164,33 US$ muss unbedingt halten. Die dicke rote Kerze im Chart von Donnerstag verheißt leider kurzfristig weiteres Ungemach. Eine Bodenbildung ist vorerst nicht in Sicht.

Erst das Überschreiten des Widerstands bei 186,61 US$ wäre ein erstes Aufatmen. Von einer Umkehr des Abwärtstrends könnte man erst beim Überwinden des Widerstands bei 207 US$ reden.

Aktie aktuell meiden

Leider muss man es so deutlich sagen: Boeing-Aktionäre sind wahrlich nicht zu beneiden. Sie werden eine Engelsgeduld mitbringen müssen, denn es zeichnet sich noch kein Ende der Misere beim schwer angeschlagenen Flugzeugbauer ab. Kein halbwegs vernünftiger Anleger dürfte – und sollte – aktuell auf die Idee kommen, diese Aktie zu kaufen. Die Talfahrt ist meiner Meinung nach noch nicht beendet.

Erst wenn es sich zumindest abzeichnet, dass der Konzern seine Qualitätsmängel in den Griff bekommt und damit die Produktion wieder normal laufen kann, kann man hier ein Investment erwägen.

Für Anleger mit sehr weitem Horizont könnte es sich allerdings auszahlen, sich tranchenweise im Abschwung einzukaufen. Es gibt nämlich außer Wettbewerber Airbus keinen anderen Flugzeugbauer dieser Größenordnung in der Welt. Womit die Boeing-Aktie langfristig betrachtet ein sehr lohnenswertes Investment werden dürfte.