Boeing-Aktie: Noch mehr Öl ins Feuer

Am Freitag sackte die Boeing-Aktie (WKN: 850471) um fast 4% auf ein neues Jahres- und zugleich 12-Monatstief bei 157 US$ ab. Grund für den Kurseinbruch ist der Ausbruch eines Streiks. Kann Boeing das Feuer noch löschen oder steht der Konzern lichterloh in Flammen?

Der Streik hat begonnen

Die Zeichen stehen auf Sturm. Ein Großteil der Belegschaft von Boeing hat sich für eine Arbeitsniederlegung entschieden. Die größte Gewerkschaft des Flugzeugbauers hat ihre Mitglieder über einen Streik abstimmen lassen und dafür eine überwältigende Zustimmung von über 90% erhalten.

Die Arbeitnehmervertreter hatten eine Lohnerhöhung um 40% gefordert. Boeing bot letztlich ein Plus von 25% über eine Laufzeit von vier Jahren an. Das war der Gewerkschaft offenbar zu wenig. Seit der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag ruht deshalb in vielen Boeing-Werken die Arbeit.

Boeing kam der Gewerkschaft nicht nur bei den Lohnforderungen weit entgegen, sondern sagte außerdem zu, neue Flugzeugmodelle in den gewerkschaftlich organisierten Werken zu bauen. Seit Jahren baut der US-Flugzeugbauer das Langstreckenmodell 787 Dreamliner in einer Fabrik im Bundesstaat South Carolina, wo es keine Gewerkschaftsvertretung gibt. Dies ist den Arbeitnehmervertretern seit langem ein Dorn im Auge.

Für Boeing kommt der Arbeitsausstand zur Unzeit. Der Konzern steckt mitten in einer der größten Krisen seiner Geschichte. Nach zwei Abstürzen von Boeing-Maschinen und zahlreichen technischen Pannen ist der US-Flugzeugbauer im Visier der Flugaufsichtsbehörde und der Justiz.

Zuletzt wurde bei Boeing im Jahr 2008 gestreikt. Die damalige Arbeitsniederlegung dauerte fast zwei Monate und kostete den Konzern schätzungsweise rund 2 Milliarden US$. Wie lange sich der Ausstand diesmal hinzieht und wie kostspielig er wird, lässt sich noch überhaupt nicht absehen.

Noch keinen Boden gefunden

Die Bodenbildung bei der Boeing-Aktie scheint immer noch nicht abgeschlossen zu sein. Das im August aufgestellte 12-Monatstief bei 163 US$ wurde Anfang September und nun Mitte des Monats erneut unterboten. Ein stabiler Seitwärtstrend ist noch nicht in Sicht.

Kommt ein neuer Wettbewerber?

Trotz der ständigen Hiobsbotschaften aus dem Hause Boeing, ist die Boeing-Aktie für mich derzeit eine Kaufempfehlung. Mit dieser Meinung stehe ich übrigens nicht alleine da. Auch die Investmentbank Goldman Sachs rät zum Kauf der Aktie und sieht ihr Kursziel bei 232 US$, was einem Upside von fast 50% entspricht.

Ich glaube, dass es Boeing in den kommenden Monaten gelingen wird, seine Qualitätsprobleme in den Griff zu kriegen. Etwas anderes bleibt dem Flugzeugbauer auch gar nicht übrig. Nur wenn Boeing es schafft, wieder technisch einwandfreie Maschinen zu bauen, werden die derzeitigen Produktionsbeschränkungen aufgehoben.

Hinzu kommt, dass Kunden außerhalb Chinas nur Airbus als alternativen Lieferanten für größere Passagiermaschinen haben. Beim europäischen Flugzeugbauer sind die Auftragsbücher allerdings so voll, dass Fluggesellschaften jahrelang auf ihre georderten Maschinen warten müssen.

Für viel Aufsehen hat in jüngster Vergangenheit der chinesische Flugzeugbauer Comac gesorgt. Mittel- bis langfristig dürften sich die Chinesen als dritter Hersteller von Passagierflugzeugen etablieren. Ob sie auch international Erfolg haben werden, ist allerdings eine andere Frage. Ich sehe derzeit nicht, dass amerikanische oder europäische Fluggesellschaften Maschinen von einem chinesischen Unternehmen kaufen werden.