Boeing-Aktie: Schon wieder im Sinkflug

Die Boeing-Aktie (WKN: 850471) kommt einfach nicht aus dem Tal der Tränen heraus. Nach einer kurzen Kurserholung Anfang Juni ging es in den vergangenen Tagen wieder bergab mit dem Dow Jones-Titel. Zum Wochenstart verliert Boeing abermals über -1% im europäischen Handel. Müssen sich Anleger auf ein neues Jahrestief einstellen?

Es droht Ärger mit der Justiz

Die Nachrichtenlage bei Boeing ist jedenfalls alles andere als positiv. Auf den US-Flugzeugbauer könnte eine massive Geldstrafe in Höhe von 25 Milliarden US$ zukommen. Diese Summe fordern jedenfalls Hinterbliebene der 346 Opfer, die bei zwei Abstürzen von Maschinen des Typs 737-Max in den Jahren 2018 und 2019 ums Leben kamen.

Insiderberichten zufolge empfiehlt die US-Staatsanwaltschaft, Anklage gegen den Flugzeughersteller zu erheben. Im Jahr 2021 hatte Boeing mit dem US-Justizministerium eine Vereinbarung geschlossen, die genau das verhindern sollte. Der Deal zwischen den beiden Parteien: Boeing überarbeitet seine Compliance-Verfahren und die US-Justiz sieht von einer Strafverfolgung ab.

Doch nun sehen Staatsanwälte die Vereinbarung zwischen Boeing und dem Justizministerium als verletzt an. Bis zum 7. Juli muss nun das Ministerium über eine mögliche Strafverfolgung des Flugzeugbauers entscheiden.

Die technischen Probleme reißen nicht ab

Derweil reißen die schlechten Nachrichten rund um technische Mängel bei Boeing-Maschinen nicht ab. Eine Maschine des Typs 777 musste am Sonntag auf dem Flug von Amsterdam nach Rio de Janeiro knapp nach dem Start aufgrund eines Defekts umkehren. Wie ernst die Situation in der Luft war, ist bislang noch nicht bekannt.

Und auch im Weltall läuft es nicht viel besser. Nachdem die Starliner-Raumkapsel von Boeing bereits auf dem Weg zur Raumstation ISS mit mehreren Problemen zu kämpfen hatte, verzögert sich nun ihre Rückkehr zur Erde wegen technischer Probleme.

Eigentlich sollten die beiden von der Boeing-Raumkapsel transportierten Astronauten nur eine Woche im All bleiben. Inzwischen sind daraus bereits zwei Wochen geworden.

Auf dem Weg zum 12-Monatstief

Die Boeing-Aktie notiert aktuell nur noch gut 5% über ihrem Ende April aufgestellten Jahres- und zugleich 12-Monatstief. Die Kursverluste der letzten Handelstage deuten darauf hin, dass der Dow Jones-Titel dieses Tief ein weiteres Mal testen könnte.

Langer Atem gefragt

Vor diesen Hintergründen kann ich Anlegern derzeit nur dringend von einem Investment in die Boeing-Aktie abraten. Sollte die US-Justiz Anfang Juli entscheiden, eine Strafverfolgung des Flugzeugbauers in die Wege zu leiten, könnte das einen massiven Kursrutsch zur Folge haben.

Auch die zahlreichen technischen Defekte bei Flugzeugen leisten ihren Beitrag, den Kurs der Boeing-Aktie weiter nach unten zu drücken. Das Image des US-Traditionsunternehmens ist inzwischen sowohl bei Fluggesellschaften als auch bei Passagieren schwer angekratzt.

Kurzfristig ist ein Investment in Boeing demnach keine gute Idee. Langfristig stellen sich die Dinge meiner Meinung nach aber anders dar. Boeing ist neben Airbus das einzige Unternehmen, das Passagiermaschinen in höheren Stückzahlen herstellen kann. Daran wird sich trotz der massiven Probleme des US-Konzerns in den kommenden Jahren nichts ändern.

Deshalb ist die Boeing-Aktie in meinen Augen mittel- bis langfristig ein hochspannender Turnaround-Kandidat an der Börse. Während die Airbus-Aktie in den letzten drei Jahren um über +30% zulegen konnte, ging es mit Boeing um mehr als -20% bergab.

Irgendwann wird sich diese Renditelücke wieder schließen. Anleger mit einem langen Investmenthorizont können darauf warten.