Brenntag-Aktie: Das ist jetzt für Anleger ratsam

Der Kursrückgang bei der Aktie von Brenntag (WKN: A1DAHH) von -22%, der von Mai bis Mitte August zu verzeichnen war, ist anscheinend vorläufig gestoppt. Vom damaligen Tief bei 60 € ist das Papier auf aktuell knapp 67 € vorgerückt. Ist mit einer Fortsetzung der Kurserholung zu rechnen?

Erholung auf Quartalsbasis begonnen

In der Regel erfolgt ein Vergleich der Geschäftsentwicklung auf Basis der Vorjahreswerte. Gerade in schwierigen Zeiten ist zudem ein Vergleich mit den Vorquartalen ebenfalls sinnvoll. Momentan leidet die gesamte Chemiebranche unter einer Absatzflaute. Ursache hierfür ist die schwache Konjunktur. Eine Besserung ist vorerst nicht zu erwarten.

Um das Unternehmen dennoch profitabel aufzustellen, leitete das Essener Unternehmen letztes Jahr ein Effizienzsteigerungsprogramm ein. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Das operative EBITDA im zweiten Quartal verbesserte sich gegenüber dem Vorquartal von 259 auf 297 Millionen €. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ging es jedoch um 10,6% zurück. Die gleiche Entwicklung ist beim Nettogewinn eingetreten. Es stieg im Quartalsvergleich von 143 auf 151,3 Millionen €.

Diese positive Entwicklung kommt im Halbjahresbericht vom 12. August nicht zur Geltung. Hier sank das EBITDA gegenüber dem Vorjahr um 17% auf 556,8 Millionen € und der Nettogewinn um 27% auf 296 Millionen €.

Der Umsatz in den ersten sechs Monaten sank von 8,8 auf knapp 8,2 Milliarden €. Im Quartalsvergleich fiel das zweite Quartal ebenfalls stärker aus.

Dass die Geschäftsentwicklung rückläufig ausfiel, war keine Überraschung. Positiv ist jedoch die Verbesserung auf Quartalssicht.

Dr. Christian Kohlpaintner, Vorstandsvorsitzender der Brenntag SE, kommentierte diese Entwicklung so:

In den herausfordernden Märkten des zweiten Quartals 2024 haben wir erfreuliche Trends und positive Entwicklungen gesehen. Die sequenzielle Erholung unserer Absatzmengen von Quartal zu Quartal ist wie erwartet eingetreten.

Prognose gesenkt

Da im weiteren Jahresverlauf keine wesentliche Verbesserung zu erwarten ist, wurde die Ertragsprognose gesenkt. Statt eines EBITDA von 1,23 bis 1,43 Milliarden € stehen jetzt 1,1 bis 1,2 Milliarden € auf dem Zettel.

Interessant wird wiederum der Quartalsvergleich. Eine Steigerung wie im ersten Halbjahr ist jedoch eher unwahrscheinlich.

Vorerst abwarten

Obwohl ich mittelfristig positiv gestimmt bin und wieder deutlich höhere Kurse erwarte, sollten Anleger vorerst an der Seitenlinie abwarten. Aktien der Chemieunternehmen stehen derzeit nicht im Fokus der Anleger; dies wird vorerst auch so bleiben.

Mit einer Besserung der Nachfrage ist frühestens nächstes Jahr zu rechnen. Daher besteht keine Eile zum Einstieg. Vorerst dürfte der Kurs sich volatil seitwärts bewegen. Die Zielsetzung des Konzerns liegt darauf, einer der führenden Chemie-Distributeure weltweit zu werden. Die „Strategy to win“ nimmt konkrete Züge an; im ersten Halbjahr wurde mit fünf Akquisitionen die weltweite Präsens ausgebaut.

Die Analysten sind sich nicht einig: JP Morgan mit 60 €, die DZ Bank mit 64 € und Jefferies mit 67 € liegen eher bei meinen Erwartungen. Warburg Research mit 79 €, die Deutsche Bank mit 86,30 € und Goldman Sachs mit 99 € sehen dagegen weiteres Kurspotenzial.

Bleibt es bei der letzten Dividende von 2,10 €, entspricht dies einer aktuellen Rendite von 3%. Eine erneute Anhebung wie in den letzten 13 Jahren ist eher nicht zu erwarten.

Mein Fazit: Momentan ist es angebracht, die weitere Entwicklung von der Seitenlinie zu beobachten.