Brenntag-Aktie: Kursfantasie trotz Unsicherheiten?

Die Brenntag-Aktie (WKN: A1DAHH) hat seit Mitte Dezember einen hervorragenden Lauf. Der Kurs stieg um +19% auf aktuell 66,70 €. Allerdings ist das Papier äußerst volatil, größere Schwankungen von 10 bis 15% prägten den Kursverlauf im letzten Jahr. Im Vergleich zum Allzeithoch vom August 2021 von rund 87 € fehlen noch etwa 24%. Um dieses Kursziel wieder anzustreben, müsste der Abwärtstrend in einen Aufwärtstrend umschwenken.

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Die in Essen ansässige Brenntag SE ist Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen. Innerhalb des Konzerns übernimmt sie die Holdingfunktion für die strategische Ausrichtung der Gruppe, das Risikomanagement sowie die zentrale Finanzierung. Das Unternehmen, als Bindeglied zwischen Chemikalienhersteller und Kunden, untergliedert sich in die zwei Geschäftsfelder Brenntag Essential und Brenntag Specialties. Der Chemiedistributor ist mit rund 700 Standorten in 78 Ländern vertreten. Die Marktkapitalisierung beträgt 10,2 Milliarden €.

Starke Geschäftsentwicklung

Die Geschäftszahlen zeigen die exzellente Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten. Demnach ist der Umsatz um 42% auf 14,7 Milliarden € gestiegen, besonders stark gewachsen ist er in der Sparte Essential.

Auch das operative EBITDA legte um 45,9% auf 1,45 Milliarden € zu. Diese Entwicklung zeigt die Wachstumsdynamik des Konzerns.

Transformation des Konzerns

Vor zwei Jahren wurde die Transformation des Essener Konzerns beschlossen. Ziel dabei ist, das Wachstum und die Ertragskraft deutlich zu steigern. Darüber hinaus soll die führende Stellung des Unternehmens verstärkt zum Vorschein kommen.

In der ersten Phase, dem „Project Brenntag“, ging es darum, die Geschäftsfelder neu zu definieren und um eine klare Kundensegmentierung. Ebenfalls sollte die Produktivität bis 2023 gesteigert werden. Diese Phase ist mittlerweile fast abgeschlossen.

Die zweite Phase, die sogenannte „Strategy to Win“, beginnt im Anschluss und dauert bis 2026. Steuerungsinstrument für die Konzernausrichtung wird das operative EBITDA. Hier wird ein jährliches Wachstum von 6 bis 8% angestrebt.

Kräftige Investitionen

Geplante Gesamtinvestitionen von 350 Millionen € sollen bis dahin einen EBITDA-Zuwachs von 200 Millionen € bringen. Ein weiterer Schwerpunkt sind die M&A-Ausgaben, diese sollen auf 400 bis 500 Millionen € verdoppelt werden. Übernahmen oder Fusionen sollen das Wachstum beschleunigen.

Christian Kohlpaintner, Vorstandsvorsitzender der Brenntag SE, kommentiert diesen Prozess so:

Brenntag ist der unangefochtene und resiliente Marktführer in einem attraktiv wachsenden und stark fragmentierten, unverzichtbaren Markt. Wir haben nun definiert, wie wir diese Position stärken und weiter ausbauen können. Wir werden das Wachstum in unseren globalen Geschäftsbereichen mit klaren, differenzierten Strategien fördern. Darüber hinaus bauen wir ein umfassendes digitales und datentechnisches Rahmenwerk und eine Architektur auf, um unsere Kunden weltweit besser bedienen zu können und die nächste Stufe der betrieblichen Effizienz, des Wachstums und der Exzellenz zu erreichen.

Weitere Übernahme abgeschlossen

Um diesen Wachstumspfad zu gehen, erfolgte im August 2022 die Übernahme der britischen Prime Surfactants Limited. Hierbei handelt es sich um einen Distributionsspezialisten im Kosmetikbereich. Der Umsatz des britischen Unternehmens lag 2021 bei 22 Millionen britischen Pfund.

Absage der Gespräche mit dem US-Rivalen Univar Solutions

Ende November wurde bekannt, dass Gespräche zur Übernahme des US-Rivalen Univar geführt werden. Diese wurden nach dem Protest des aktivistischen Aktionärs Primestone Capital zwischenzeitlich wieder beendet.

Primestone, mit 2% an Brenntag beteiligt, fordert, dass der Konzern sein Kerngeschäft stärken soll und keine riskanten Übernahmen in diesen Größenordnungen tätigt. Weitere Forderungen dieses Aktionärs sind, dass die Aktie in drei Jahren bei 150 bis 170 € stehen soll und dass eine Aufteilung des Unternehmens in zwei eigenständige Gesellschaften vorgenommen werden soll.

Höhere Dividende?

Die Absage der Gespräche mit Univar wurde vom Markt mit Erleichterung aufgenommen und mit Kurssteigerungen honoriert. Ein weiterer Schub könnte die Bekanntgabe der Zahlen für das vierte Quartal geben. Die letzte Anhebung der EBITDA-Prognose (1,75 bis 1,85 Milliarden €) deutet darauf hin, dass das Geschäftsjahr sehr erfolgreich werden wird.

Vielleicht wird auch eine Dividendenerhöhung erwogen. Zuletzt wurde eine Dividende von 1,45 € gezahlt, dies entspricht einer Rendite von 2,1%.

Analysten sehr optimistisch

Die Mehrzahl der Analysten ist hinsichtlich der Kursentwicklung sehr zuversichtlich, deren mittleres Kursziel liegt bei 86 €. Die DZ Bank ist mit 95 noch zuversichtlicher. Selbst der Zielkurs der UBS mit 72,50 € bietet noch erhebliches Kurspotenzial.

Kurssteigerungen wahrscheinlich, aber hohe Volatilität

Meiner Meinung nach sind mittelfristig Kurse bis 75 € realistisch. Wenn die geplante Transformation weiter fortgeschritten ist, dürften Kurse über 80 € möglich sein.

Allerdings hat die Absage der Gespräche mit Univar gezeigt, welche Macht von dem aktivistischen Aktionär ausgeht. Solche Forderungen können sich auch negativ auf die Kursentwicklung auswirken.

Anleger sollten daher davon ausgehen, dass der Kursverlauf auch zukünftig sehr volatil bleiben dürfte. Vor einem Einstieg sollte eine Kurskorrektur abgewartet werden.

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