Brenntag-Aktie: Sind das günstige Einstiegskurse?
Nach dem gestrigen Kurssturz um rund -8% gewinnt die Aktie von Brenntag am Mittwoch leicht und steht aktuell bei 57,50 €. Damit erreicht sie wieder das Niveau vom Oktober 2022 und den Stand zu Beginn der Corona-Pandemie. Lohnt sich jetzt ein Einstieg?
Nachfrageflaute setzt sich fort
Wie im ersten Halbjahr blieb die Nachfrage auch im dritten Quartal verhalten. Hiervon sind die Finanzkennzahlen vom 12. November geprägt.
Der Umsatz in den ersten neun Monaten sank von 12,8 Milliarden € im Vorjahreszeitraum auf 12,2 Milliarden €. Der Rückgang betraf die beiden Segmente Essential und Specialty. Im dritten Quartal blieb der Konzernumsatz mit 4,1 Milliarden € auf Vorjahresniveau.
Die Ertragslage verschlechterte sich deutlich. Das operative EBITA reduzierte sich um 14% auf 838 Millionen €, der Nettogewinn ging von 584 auf 415 Millionen € zurück.
Insgesamt war diese Entwicklung keine Überraschung, dies wurde immer seitens des Unternehmens kommuniziert. Die gesamte Chemiebranche leidet unter der schwachen Konjunktur.
Dr. Christian Kohlpaintner, Vorstandsvorsitzender der Brenntag SE, kommentierte die Entwicklung so:
Die von Brenntag bedienten Chemiemärkte erleben eine länger ausgedehnte Talsohle des Branchenzyklus, die durch einen starken Wettbewerb und Druck auf die durchschnittlichen Verkaufspreise für Chemikalien gekennzeichnet ist.
Prognose bestätigt
Im August wurde die Jahresprognose angepasst. Diese wurde jetzt bestätigt. Demnach wird mit einem operativen EBITA von 1,1 bis 1,2 Milliarden € gerechnet. Zuvor lagen die Gewinnerwartungen bei 1,23 bis 1,43 Milliarden €.
Dass sie jetzt im November bestätigt wird, zeigt, dass dieser Wert zu schaffen ist.
Restrukturierung läuft
Im Hinblick auf die derzeitige Situation wurde im letzten Jahr mit der Restrukturierung des Unternehmens begonnen. Diese ist noch nicht abgeschlossen. Ein Kernelement ist die Steigerung der Profitabilität. Hierzu sollen bis 2027 Kosten in Höhe von 300 Millionen € eingespart werden. Dafür fallen einmalige Sonderkosten an.
Der zweite Punkt ist die Optimierung des Portfolios und die weitere Entflechtung der beiden Segmente. Diese sollen als selbständige Einheiten geführt werden. Später könnte eine Ausgliederung einer Sparte erfolgen. Die eingestiegenen aktivistischen Aktionäre fordern diesen Schritt.
Zur Verbesserung der Absatzgebiete wurden mehrere Übernahmen getätigt. Schwerpunktmäßig wurden Unternehmen in Brasilien gekauft. Im lateinamerikanischen Raum ist das Wachstum sehr hoch. Mit den weiteren Übernahmen in anderen Ländern soll die Marktführerschaft in der Distribution von Chemikalien ausgebaut werden.
Vorerst abwarten
Mittlerweile ist zwar ein Kursniveau erreicht, in dem die meisten negativen Faktoren eingepreist sind. Dennoch sollten Anleger vorerst abwarten. Der Abwärtstrend ist noch voll intakt. Erst, wenn die Kursentwicklung in eine Seitwärtsbewegung übergeht, ist wieder Potenzial vorhanden.
Die Analysten-Einschätzungen sind zweigeteilt. Auf der vorsichtigen Seite ist JP Morgan mit 60 € sowie Jefferies mit 67 €. Die Baader Bank mit 85 € sowie Goldman Sachs mit 94 € halten die Aktie für unterbewertet. Mittelfristig ist deren Einschätzung berechtigt.
Sollte es bei der Dividende von 2,10 € bleiben, entspricht das einer aktuellen Rendite von 3,6%. Das ist ein guter Wert für die Chemiebranche. Mein Fazit: Momentan ist es angebracht, die weitere Entwicklung von außen abzuwarten.
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ℹ️ Brenntag in Kürze
- Die Brenntag SE (WKN: A1DAHH) ist Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen. Sie ist die Dachgesellschaft und übernimmt die Steuerung der Brenntag-Group. Der Konzern bietet seinen Kunden als Zwischenhändler eine bedarfsgerechte Kommissionierung an.
- Der Chemiedistributor ist mit rund 600 Standorten in 72 Ländern vertreten, der Hauptsitz ist in Essen.
- Die Aktie ist im DAX gelistet; die Börsenbewertung beträgt aktuell knapp 8,4 Milliarden €.
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