Brenntag-Aktie: Warum der Kurseinbruch?
Nach dem heftigen Kurssturz auf die Bekanntgabe der Quartalszahlen verliert die Aktie von Brenntag (WKN: A1DAHH) am Donnerstag weiter an Wert und steht aktuell bei 70,12 €. Seit dem Hoch im März bei rund 86 € beträgt der Kursverlust sogar -18%. War das die erwartete stärkere Kurskorrektur?
Schwache Konjunktur schlägt voll durch
Das abgelaufene Geschäftsjahr war von der nachlassenden Konjunktur in der Chemiebranche geprägt. Diese setzte sich auch in den ersten drei Monaten fort. Die geringe Nachfrage nach Konsumgütern und Baustoffen schlägt durch bis zu Chemielieferanten wie Brenntag. Hiervon ist der Quartalsbericht vom 14. Mai geprägt.
Der Umsatz reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 12% auf rund 4 Milliarden €. Der Rückgang fiel in den beiden Sparten Specialties und Essentials gleich stark aus.
Der Ertrag verschlechterte sich überproportional. Das operative EBITDA sank um knapp ein Viertel auf 259,7 Millionen €. Auch hier war der Rückgang in beiden Sparten etwa gleich groß. Unterm Strich verblieb ein Konzernergebnis von 141,4 Millionen € – ein Jahr zuvor waren es 215,9 Millionen €.
Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung nicht zufriedenstellend, das kommt jedoch nicht überraschend. Immer wieder wurde seitens des Konzerns kommuniziert, dass die Nachfrage gering und vorerst mit keiner Besserung zu rechnen sei.
Christian Kohlpainter, CEO von Brenntag SE, kommentierte die Geschäftsentwicklung so:
Wir sind mit unserer Leistung im ersten Quartal 2024 nicht zufrieden. Die schwierigen Marktbedingungen mit geopolitischen Spannungen und anhaltenden Inflationstendenzen führten zu Preisdruck und einer geringer als erwarteten Nachfrage in bestimmten Märkten.
Chemiebranche erwartet langsame Erholung
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) geht von einer Erholung im zweiten Halbjahr aus. Erst im nächsten Jahr soll dann die Nachfrage wieder deutlicher anziehen. Auch Brenntag erwartet im zweiten Halbjahr wieder eine anziehende Nachfrage.
Für das Gesamtjahr behält das Essener Unternehmen an seiner Ertragsprognose fest. Dabei soll das EBITDA allerdings im unteren Bereich des erwarteten Wertes von 1,23 bis 1,43 Milliarden € liegen.
Das Effizienzsteigerungsprogramm „Strategy to Win“ wird weiter fortgeführt. Ziel dabei ist ein beschleunigtes und profitables Wachstum. In den beiden Segmenten soll das Profil geschärft und die Kundenbindung intensiviert werden.
Potenzial vorhanden
In diesem Artikel bin ich darauf eingegangen, dass Anleger vorerst eine stärkere Korrektur abwarten sollten. Diese ist jetzt gekommen. Meiner Meinung nach liegt hier eine Übertreibung vor. Die schlechte Ertragslage kam nicht überraschend. Ich sehe den fairen Wert weiterhin oberhalb von 80 €. Börsenerfolge leben von übertriebenen Kurseinbrüchen.
Das Unternehmen prüft weiterhin alle Optionen bezüglich der Aufteilung seiner beiden Sparten. Sollte der Verkauf einer Sparte erfolgen, dürfte der Kurs stark anziehen. Das ist momentan jedoch nicht relevant.
Die Analysten sind völlig unterschiedlicher Meinungen. Goldman Sachs sieht mit 114 € ein gewaltiges Kurspotenzial. Jefferies mit 67 € hält die Aktie noch immer für überbewertet. Barclays mit 75 € und die Deutsche Bank mit 88,90 € liegen mehr bei meiner Einschätzung.
Mein Fazit: Das jetzige Kursniveau eignet sich wieder zum langsamen Einstieg in die Aktie.
ℹ️ Brenntag vorgestellt
- Die Brenntag SE ist Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen. Sie ist die Dachgesellschaft und übernimmt die Steuerung der Brenntag-Group. Der Konzern bietet seinen Kunden als Zwischenhändler eine bedarfsgerechte Kommissionierung an.
- Der Chemiedistributor ist mit rund 600 Standorten in 72 Ländern vertreten, der Hauptsitz ist in Essen.
- Die Aktie ist im DAX gelistet; die Börsenbewertung beträgt aktuell knapp 9,7 Milliarden €.
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