Cancom-Aktie: Ist das jetzige Kursniveau berechtigt?

Trotz des jüngsten Kursanstieges befindet sich die Aktie von Cancom (WKN: 541910) mit einem Kurs von 27,40 € auf dem Niveau von Mitte 2017. Nach der Pandemie erlebte sie einen Kurseinbruch, in dessen Zuge der Kurs vom damaligen Hoch von 62 € auf den Tiefststand im Oktober 2023 auf 22 € fiel. Besteht hier wieder Kursphantasie?

Eine Übernahme wirkt sich positiv aus

Im Mai erfolgte die vollständige Übernahme des österreichischen IT-Unternehmens KBC. Mit diesem Schritt verstärkte das Münchener Unternehmen seine Marktstellung in der Dachregion. KBC erzielte mit seinen 1.650 Mitarbeitern zuletzt einen Umsatz von 520 Millionen € sowie ein operatives EBITDA von 28 Millionen €.

Nachdem die beiden Vorquartale schwach ausfielen, zeigt sich in dem 9. November veröffentlichten Quartalsbericht eine deutliche Verbesserung. Im dritten Quartal sind die Zahlen von KBC voll integriert. Der Umsatz verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26,2% auf 415,8 Millionen €. Das operative EBITDA stieg von 28,9 auf 35 Millionen €. Unterm Strich verblieb ein Konzernergebnis von 10,4 Millionen €.

Rüdiger Rath, CEO der CANCOM Gruppe, kommentierte das dritte Quartal so:

Im dritten Quartal haben unsere Kollegen in Österreich hervorragende Ergebnisse erzielt, während wir in Deutschland erwartungsgemäß in den Bereichen Arbeitsplatzinfrastruktur und E-Commerce mit einer deutlich schwächeren Nachfrage konfrontiert waren.

Auf Sicht der ersten neun Monate wirkte sich die Einbeziehung von KBC schwächer aus.  Hier verbesserte sich der Konzernumsatz um 14% auf 1,06 Milliarden €. Das um 5% gesunkene operative EBITDA von 76,6 Millionen € ist durch einmalige Sondereffekte in Höhe von 10,2 Millionen € belastet. Diese Zusatzkosten fielen im Rahmen eines Effizienzsteigerungsprogramms sowie der KBC-Übernahme an.

Insgesamt zeichnet sich eine positive Geschäftsentwicklung ab. Diese basiert allerdings überwiegend auf der Einbeziehung der KBC-Daten.

Die Prognose wurde bestätigt

Nachdem nach der Übernahme die Jahreswerte erhöht wurden, erfolgte im zweiten Quartal wieder eine Reduzierung der Jahresprognose. Diese wurde jetzt bestätigt. Demnach wird mit einem Jahresumsatz von 1,52 bis 1,58 Milliarden € gerechnet – zuvor lagen die Erwartungen bei 1,63 bis 1,70 Milliarden €.

Beim operativen Gewinn wird ein Wert von 116 bis 126 Millionen € erwartet. Diese Ziele sollten machbar sein, zumal das Unternehmen für das vierte Quartal mit einer höheren Nachfrage rechnet.

Ist die Aktie fair bewertet?

Der starke Kursverfall ist eine natürliche Reaktion auf den vorherigen Anstieg. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Konzern heute besser dasteht. Insbesondere die Übernahme von KBC eröffnet neue Perspektiven im europäischen Raum. Diese sind meines Erachtens noch nicht vollständig eingepreist. Ich halte daher einen Kurs von 32 € für vertretbar. In der Prognose für 2024 wird sichtbar, wohin die Reise geht.

Seitens der Marktexperten herrscht vollkommene Uneinigkeit. Die DZ Bank sieht den fairen Wert bei 21 €. Sie begründet dies damit, dass die Ertragsprobleme weiterhin akut sind. Mit ihrem Zielkurs von 40,50 € hält Hauck & Aufhäuser die Aktie für völlig unterbewertet. Ihre Begründung ist, dass bei der Ertragslage der Boden erreicht wurde und es zukünftig wieder aufwärts geht. Die Berenberg Bank liegt mit der Bewertung von 30 € in der Nähe meiner Einschätzung.

Mein Fazit: Das jetzige Kursniveau eignet sich für erste Einstiege.