Cancom-Aktie: Zu Recht so brutal abgestraft?

Nach der Bekanntgabe der Geschäftszahlen ist der Kurs der Cancom-Aktie um rund -16% eingebrochen. Damit ist die Kurserholung seit Jahresanfang wieder vollkommen hinfällig geworden. Am Dienstag erholt sie sich kräftig und steht aktuell bei 23,80 €. Ist dieser Absturz berechtigt oder bietet er eine Kaufchance?

Ertragsprognose gerade so erreicht

Im November letzten Jahres wurde die Prognose für das abgelaufene Geschäftsjahr zurechtgestutzt. Demnach wurde mit einem operativen EBITDA von 112 bis 130 Millionen € gerechnet. Begründet wurde dies mit dem holprigen Geschäftsverlauf und der schwachen Kundennachfrage.

Dieser prognostizierte Ertragswert wurde mit 113 Millionen € gerade so erreicht – im Vorjahr waren es noch 115,7 Millionen €. Besonders schwach fiel das EBITDA im Deutschlandgeschäft aus, gegenüber dem Vorjahr fiel es von 81 auf rund 70 Millionen €. Im internationalen Geschäft konnte es von 34 auf 43 Millionen € verbessert werden.

Beim Umsatz sieht es anders aus. Er verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um 14% auf 1,7 Milliarden €. Damit lag er ebenfalls am unteren Ende der Prognose. Hierbei kam es zu unterschiedlichen Verläufen. Im internationalen Geschäft legte der Umsatz um 55% auf 602 Millionen € zu; in Deutschland blieb er mit 1,1 Milliarden € auf Vorjahresniveau.

Positiv entwickelte sich der Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit, er verbesserte sich um 100 auf 192 Millionen €.

Insgesamt ist die Entwicklung, insbesondere beim Ertrag, nicht zufriedenstellend. Allerdings war dies keine Überraschung. Durch die gesenkte Prognose sowie die vorläufigen Zahlen vom 11. Februar waren die Marktteilnehmer über den Ertragsrückgang informiert.

Vorsichtiger Ausblick erwartet

Die schwache Nachfrage wird sich laut Unternehmensangaben fortsetzen, dies zeigten die bisherigen Zahlen im laufenden Geschäftsjahr. Demnach wird mit einem Umsatz von 1,7 bis 1,85 Milliarden € gerechnet. Beim EBITDA stehen 115 bis 130 Millionen € auf dem Zettel. Diese breite Bandbreite zeigt die hohe Unsicherheit.

Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Prognose genauer gefasst werden. Der Fokus wird weiter auf die Kundenwünsche ausgerichtet. Das sind insbesondere die Künstliche Intelligenz, Cloud und Datencenter sowie Cybersicherheit.

Potenzial vorhanden

Der heftige Kursrückgang ist aus meiner Sicht übertrieben. Verantwortlich dafür dürfte der schwache Ertragsausblick gewesen sein. Aber auch das sollte die Marktteilnehmer nicht überraschen, seit November sind keine gravierenden konjunkturellen Erholungseffekte eingetreten. Somit ist die vorsichtige Ertragsprognose berechtigt.

Der faire Kurs sollte bei 28 € liegen, dieser wurde Mitte März bereits erreicht. Die schwache Nachfrage seitens staatlicher Institutionen dürfte im Jahresverlauf nachlassen. Die Digitalisierung ist in diesen Bereichen dringend nötig.

Warburg Research teilt mit ihrem Zielkurs von 28 € meine Ansicht. Hauck Aufhäuser mit 32 € und die Deutsche Bank mit 33 € sind deutlich optimistischer.

Was für die Aktie spricht, ist die aktuelle Dividendenrendite von 4,3%. Die Dividende soll mit 1 € konstant bleiben. (Apropos: Unser exklusiver Report „Dividenden Top-Picks 2025“ bietet einen detaillierten Einblick in zehn Aktien, die für den Aufbau eines robusten Dividenden-Portfolios besonders interessant sind.)

Mein Fazit: Der Kurseinbruch bietet wieder eine gute Einstiegsbasis.