Cannabis-Roundup: Crashgefahr bei Canopy, Aurora oder Aphria?

Die großen kanadischen Cannabiswerte befinden sich wieder im Höhenrausch. Der Marktführer Canopy Growth (WKN: A140QA) legte seit Mitte Dezember über 60% zu. Cronos Group (WKN: A2DMQY) erreichte mit seinem Kursanstieg von 50% sogar ein neues Allzeithoch. Und The Green Organic Dutchman (WKN: A2JLEE) führt die Verfolgergruppe mit 40% Gewinn an.

Der Hauptgrund für den dynamischen Anstieg der Cannabisaktien lag vor allem an den sehr positiven Preisentwicklungen für Cannabis selbst. Der Preis für legales Marihuana bleibt sehr hoch bei 10 CA$ pro Gramm. Gleichzeitig waren die Anleger nach der Legalisierung im Oktober zunächst aus ihren Aktien ausgestiegen und erwarteten eine Abkühlung. Damit waren sie offensichtlich zu früh.

Cannabispreise steigen 17 Prozent auf neue Allzeithochs

Laut einem Bericht von Radio CBC Canada notierten die Cannabispreise unter Berufung auf Statistics Canada Ende Dezember bei relativ hohen 9,70 CA$ pro Gramm.

Der Preis für Cannabis ist demnach seit Oktober um mehr als 17 Prozent gestiegen, seit es für den Freizeitgebrauch zugelassen wurde.

Dieser Preisanstieg kommt für viele Anleger überraschend, da sie nach der Legalisierung eigentlich von günstigeren Preisen ausgegangen waren. Doch das hat seine Gründe.

Wer in Kanada Cannabis kaufen will, der hat zwei Möglichkeiten:

Man kann Cannabis weiterhin wie bisher beim "Dealer des Vertrauens" um die Ecke erwerben und das sogar steuerfrei. Aber das ist natürlich illegal, wenngleich das zurzeit niemanden zu stören scheint.

Wer legal Cannabis kaufen will, der hat die Möglichkeit, lizenzierte Shops, teils bereits online erreichbar, zu besuchen und kauft dort 50% teurer ein.

Die Statistik zeigt, dass die Mehrheit der neuen Käufer, die zum ersten Mal Cannabis probiert, auf legale Kaufoptionen zurückgreift. Quelle: unsplash.com (Symbolbild eines Stores in Colorado, USA)

Positive Nachrichten sind für Kanada weitgehend eingepreist

Bei den großen kanadischen Cannabiswerten sind wir zwar optimistisch, dass sie langfristig ein spannendes Geschäftsmodell entwickelt haben, aber in den gegenwärtig hohen Bewertungen dürfte das Wachstum auf Sicht der nächsten 12 Monate eingepreist sein.

Alle Kanadier zusammengenommen befinden sich in einer Blase

Bevor wir auf Chancen und positive Aspekte zu sprechen kommen, wollen wir einmal deutlich und vehement die Bewertung des Sektors mit rund 100 Mrd. CA$ in Frage stellen. Das ist für einen so jungen Sektor mit zumeist wenig werthaltigen Unternehmen einfach nur verrückt und viel zu hoch.

Natürlich können einzelne Unternehmen noch von Fusionen und Übernahmen profitieren, die nach 2019 auf der Tagesordnung stehen, wenn große Genussmittel- und Pharmakonzerne sich im Cannabissektor positionieren werden, was vereinzelt auch die jeweiligen Aktien stützt, wie zuletzt beim Cronos-Deal mit dem Tabakkonzern Altria.

Aber viele kleinere Aktien, die sich in den Depots deutscher Privatanleger befinden, haben wohl kaum solche gewichtigen Wettbewerbsvorteile aufzuweisen und werden darum kaum für eine Übernahme in Frage kommen.

Hier spekulieren Anleger wohl in der Hoffnung, dass sich die Preise halten werden.

Diese Spekulation könnte, wenn sie nicht aufgeht, horrende Verluste bedeuten.

Wie heißt es so schön: Die Spreu trennt sich vom Weizen...

Cannabis wird sich immer mehr zu einem Rohstoff entwickeln

Auch wenn es nicht immer leicht fällt, jeden einzelnen Cannabiswert zu analysieren, wissen wir, wie sich der Sektor entwickeln wird.

In den nächsten 12 Monaten werden die Preise stark fallen.

Der temporäre Anstieg, den wir zurzeit beobachten, ändert nichts an dieser Prognose und überrascht mich auch nicht, denn erwartungsgemäß zieht der Preis an und das Angebot zieht nach.

Sofern sich die großen Cannabiskonzerne nicht dazu entschließen, ein Kartell zu bilden, was aufgrund des Konkurrenzkampfs praktisch auszuschließen ist, werden ab dem 2. Halbjahr und 2020 gigantische neue Produktionskapazitäten starten, die nicht nur imstande sind, das aktuelle Angebotsdefizit auszugleichen, sondern außerdem eine Überkapazität herbeizuführen.

Als Rohstoffexperte mit über 20 Jahren Erfahrung weiß ich nur zu gut, wie die Preise und Aktienkurse in diesem Fall reagieren. Sie kollabieren. Es könnte sogar ein Szenario eintreten, bei dem viele Anbieter gezwungen sind, ihre Überproduktion zu praktisch jedem Preis zu verkaufen, falls sie finanziell unter Druck stehen und Kredite bedienen müssen.

Was ungefähr auf den Markt zukommt, haben die Analysten von Grizzle Research in einem sehr kritischen Artikel im Frühjahr 2018 aufgezeigt:

Quelle: Grizzle.com

Demnach wird der Cannabismarkt in Kanada 2020/21 in eine Überkapazität springen, die dann wiederum die Preise in Richtung ­3 CA$ pro Gramm drücken könnte. Es entstünde ein Preisloch, bis die kleinen und die Schwarzmarkt-­Produzenten an die Wand gespielt wurden. Fraglich ist außerdem, ob diese überhaupt noch Absatzkanäle finden.

Zwar dürfte die stagnierende Nachfragekurve, die Grizzle-Analyst zeichnet, zu pessimistisch sein, insbesondere da essbares Cannabis und Getränke, die bisher nur zuhause hergestellt werden dürfen, bis zum Herbst 2019 im Einzelhandel erhältlich sein werden. Hier haben Branchenexperten die Erwartung, dass sich Cannabis z.B. zur Alternative von Alkohol und Spirituosen entwickeln könnte. Aber um die entstehenden Überkapazitäten aufzufangen, bräuchte der Markt einen unmittelbaren Nachfrageschub von 50%.

Die erwarteten Exporte können das wohl schwerlich ausgleichen, da in anderen legalen Ländern, die Cannabis legalisieren, eigene Produktionsanlagen entstehen werden.

Vermutlich werden die Preise für Roh-Cannabis um 10 CA$ pro Gramm ihr finales Hoch erreichen, das für sehr lange Zeit nicht mehr erreicht wird.

Darum machen wir uns beim kanadischen Cannabis auf eine gewaltige Preisrutsche gefasst. Denn von 10 CA$ kann es auf Sicht von 12-18 Monaten eigentlich nur zwischen 50-70% tiefer gehen.

Schockierend? Nun, das sind heute schon die ganz normalen Inlandspreise im US-­Markt, der sich völlig anders entwickelt.

Auch der populäre Leerverkäufer Andrew Left von Citron Research bläst ins gleiche Horn und erwartet, dass die "kanadischen Cannabisaktien implodieren werden".

Diese Aktien sind nach wie vor aussichtsreich oder absturzgefährdet

Canopy Growth ist als Benchmark-Aktie und Marktführer mit der richtigen Markenstrategie relativ gut positioniert. Trotzdem erwarten wir auch dort in den nächsten 12 Monaten heftige Kursschwankungen und netto eher Verluste.

Aufgrund der aktuellen Euphorie wäre ein knappes neues Allzeithoch erreichbar. Danach sollten sich Anleger zumindest für die nächsten zwei bis drei Jahre von der Aktie trennen.

Relativ gut positioniert sind zudem Cronos und Aphria. Doch auch hier sollten Anleger an Gewinnmitnahmen denken, zumal diese Aktien ebenfalls keinesfalls günstig sind und eine hohe Sektorkorrelation, auch zu Canopy, aufweisen.

Sehr viel kritischer sehen wir die Ausgangslage bei Aurora. Diese geriet zuletzt durch waghalsige Wandelanleihenemissionen in die Schlagzeilen.

Fragwürdig erscheint uns zudem der Goodwill mit über 700 Mio. CA$, der fast die Hälfte des Eigenkapitals ausmacht und teils aus relativ kleinen Beteiligungen besteht, die nicht alle werthaltig sein müssen. Die Marktkapitalisierung von fast 8 Mrd. CA$ steht darum in keinem Verhältnis zur fundamentalen Ausgangslage.

Die relativ hohen Kurse resultieren hier sicher noch daraus, dass Anleger auf einen Deal mit einem größeren Konzern hoffen. Darauf würde ich mich eher nicht verlassen.

Kanada Bye - USA Buy?

Wo Schatten fällt, da gibt es auch Licht. Denn wir finden immer noch Geschäftsmodelle, die funktionieren.

Mittlerweile fokussiere ich mich aber stärker auf die Chancen im US-Markt und internationale Werte und lasse den kanadischen Binnenmarkt weitgehend links liegen.

Dass Cannabis ein Megamarkt wird, daran haben wir nicht die geringsten Zweifel.

Der gesamte Raum Nordamerika wird in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich ein 50-100 Milliarden US-Dollar Markt.

Europa, das ähnliche Legalisierungsbestrebungen hegt, könnte die USA mit über 100 Mrd. US$ sogar überholen.

Wenn der „Rest der Welt“ mit ihren 6 Mrd. Einwohnern noch einmal ein solches Marktpotenzial ermöglicht, wäre das eine 300 Mrd. US$ Industrie.

Die Marktkapitalisierung der Marktführer wäre dann erst bei einigen hundert Milliarden US$ gesättigt.

Mit diesem versöhnlichen Langfristausblick möchten wir uns heute von Ihnen ins Wochenende verabschieden.

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