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Cantourage-Aktie: Ein unentdeckter Value-Wert?

Fundamentale Bewertung

Momentan befindet sich die Cantourage-Aktie in einer schwachen Phase. Seit dem Hoch Ende Januar mit 5,20 € fiel sie zuletzt deutlich. Am Freitag  gewinnt sie leicht und steht aktuell bei 4,40 €. Neben der Chartanalyse ist auch die Fundamentalanalyse ein wichtiger Indikator, um die Aussichten beurteilen zu können. Wie sieht es da bei der Cantourage-Aktie aus?

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Ermittlung des inneren Wertes

Oftmals schauen Anleger nur auf die Kursentwicklung und vergessen, die Aktie hinsichtlich der Finanzkennzahlen zu beurteilen. Das ist der Kern der Fundamentalanalyse. Hauptanliegen ist es, den inneren Wert einer Aktie zu ermitteln.

Hieraus wird dann die Aktienanalyse angewandt. Es gibt dann drei Szenarien: Der Aktienkurs entspricht dem inneren Wert (faire Bewertung); der Aktienkurs liegt über dem inneren Wert (Überbewertung) oder der Aktienkurs liegt unter dem inneren Wert (hier besteht aufgrund der Unterbewertung weiteres Potenzial).

Ein klassischer Value-Investor ist Warren Buffett. Er orientiert sich weniger an dem bisherigen Kursverlauf, sondern nimmt seine Investitionen aufgrund der Fundamentalanalyse vor. Der Erfolg gibt ihm zweifellos recht.

Die Bilanz sowie die Gewinn-und-Verlust-Rechnung sind die wichtigsten Basisdaten. Hier wurde das Geschäftsjahr 2023 zugrunde gelegt; der Geschäftsbericht für 2024 steht noch aus.

Verschuldungsgrad als Bonitätsfaktor

Hier wird das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt. Je höher der Verschuldungsgrad, umso anfälliger ist das Unternehmen auf Zinsveränderungen. Bei hohem Fremdkapital muss zudem ein ausreichender Cashflow vorhanden sein, um Zinsen und Tilgung zu gewährleisten.

Bei Cantourage bestehen keine Verbindlichkeiten gegenüber Finanzgläubigern. Die Verbindlichkeiten aus Leistung und Lieferung sind mit 2,6 Millionen € gering. Das Eigenkapital wird mit 40 Millionen € ausgewiesen. Der Verschuldungsgrad liegt somit mit 0,065 nahezu bei null.

Entwicklung des operativen Gewinns

Um die Profitabilität beurteilen zu können, kommt es darauf an, wie der operative Gewinn sich entwickelt. Bei jungen Unternehmen ist es daher besonders wichtig, zu erkennen, wann der Break-Even-Point im operativen Bereich erreicht wird.

Hier zeigt sich folgender Verlauf: 2021 lag der operative Verlust bei 0,8 Millionen €, 2022 bei 2,4 Millionen €, 2023 bei 0,2 Millionen € und für das laufende Geschäftsjahr wird ein operativer Gewinn von 3 bis 4 Millionen € erwartet.

Der Break-Even-Point wird somit im vergangenen Geschäftsjahr erreicht. Der Hauptgrund für diesen positiven Ertragsverlauf war der überproportionale Umsatzanstieg. Lag er 2021 noch bei 5,2 Millionen €, so wird im laufenden Geschäftsjahr mit 51 Millionen € gerechnet.

Verhältnis Kurs zu Buchwert (KBV)

Der Buchwert wird oftmals auch als innerer Wert bezeichnet. Der Buchwert ermittelt sich aus dem Vermögen abzüglich der Schulden. Eine einfache Berechnung ist, das Eigenkapital durch die Anzahl der Aktien zu teilen. Bei Cantourage beträgt der Buchwert somit 3,20 € (40 Millionen € geteilt durch 12,5 Millionen Aktien).

Das KBV beträgt aktuell 0,75%. Das bedeutet, dass der Kurs zu drei Viertel aus dem Buchwert gedeckt ist. Je niedriger das KBV, umso höher ist das Kursrisiko.

Weitere Kennzahlen wie beispielsweise das KGV können derzeit nicht berechnet werden. Bisher wurde kein Gewinn pro Aktie erzielt; 2024 könnte erstmals ein positives Konzernergebnis erzielt werden.

Beurteilung der Fundamentalanalyse

Die ermittelten Werte zeigen, dass Cantourage fundamental gut aufgestellt ist. Positiv ist einerseits die hervorragende Kapitalstruktur. Da keine Finanzverbindlichkeiten vorhanden sind, stellen steigende Zinsen kein Risiko dar.

Das Erreichen des Break-Even-Point innerhalb so kurzer Zeit spricht für das Unternehmen. Hier zeigt sich, dass der Fokus auf einem profitablen Wachstum liegt.

Was in hohem Maße für die Aktie spricht, ist, dass der aktuelle Kurs zu einem hohen Anteil aus dem Buchwert gedeckt ist.

Was bedeutet das für die Aktie?

Unter dem Value-Ansatz spricht vieles für die Cantourage-Aktie. Sollten sich Umsatz und Ertrag weiter positiv entwickeln, dürften steigende Kurse die Folge sein.

Neben dieser Unternehmensanalyse entscheiden auch weitere Faktoren über den zukünftigen Kursverlauf. Diese sind das allgemeine Börsenklima und subjektive Faktoren. Momentan befinden sich die Börsen weltweit in einer unruhigen Phase. Ursachen hierfür sind politische und konjunkturelle Unsicherheiten.

Bei Cantourage sind die politischen Einstellungen zum medizinischen Cannabisgebrauch maßgebend. Seitens der Medizin wird der Einsatz positiv gesehen. Eine alternde Gesellschaft dürfte zu einem Ansteigen der medizinischen Cannabisprodukte führen. Dass die medizinische Behandlung durch Cannabisprodukte verboten wird, ist daher eher unwahrscheinlich.

Die subjektiven Faktoren sprechen derzeit nicht für den Kauf der Aktie. Der Kursverlauf zeigt, dass der Ausgabekurs anscheinend zu hoch war. Der hohe Kursrückgang seit dieser Zeit verunsichert die Anleger. Wichtig ist daher, dass die Aktie sich stabilisiert und ein nachhaltiger Boden gefunden wird.

Das jetzige Kursniveau bietet aus meiner Sicht gute Voraussetzungen hierfür. Sollte die Prognose für das laufende Geschäftsjahr positiv ausfallen, kommt auch wieder das Vertrauen zurück.

(Nebenbei bemerkt: In unserem ausführlichen Wissensbeitrag erfährt man alles dazu, warum speziell der deutsche Medizin-Cannabis-Markt 2025 so richtig durchstarten könnte)

ℹ️ Cantourage in Kürze

  • Die in Berlin ansässige Cantourage Group SE, kurz Cantourage, (WKN: A3DSV0) ist ein führendes europäisches Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb von Medizinpräparaten und Arzneimitteln auf Basis von Cannabis.
  • Für den Cannabisanbau setzen die Berliner auf ein globales Partnernetzwerk.
  • Das Unternehmen wurde 2019 gegründet und ist seit Ende 2022 im Scale-Segment an der Börse notiert.
  • Die Marktkapitalisierung liegt derzeit bei rund 54 Millionen €.
  • Alle Details zum Investment-Case nachlesen.

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Interessenkonflikt: Mitarbeiter des Herausgebers sowie der Herausgeber selbst halten Aktien des besprochenen Unternehmens Cantourage. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor und Herausgeber beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Ein weiterer erheblicher Interessenkonflikt besteht darin, dass der Herausgeber für seine Berichterstattung über Cantourage vom Unternehmen vergütet wurde. 

Zugehörige Kategorien: Cannabis-Aktien Small Caps

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