Cavendish Hydrogen -15%: Jetzt beim Nel-Ableger investieren?

Was für eine Börsen-Achterbahnfahrt: Der Aktienkurs von Cavendish Hydrogen (WKN: A40EDQ9) hat sich nach dem IPO vergangene Woche innerhalb von 3 Tagen halbiert. Zwischen Dienstag und Donnerstag ist der Titel dann regelrecht explodiert mit insgesamt über +150% Kursgewinn. Am Freitag folgt die Korrektur. Was steckt hinter der Wahnsinns-Rallye und ist der Nel-ASA-Spinoff der neue Stern am Wasserstoff-Himmel?

Goldman-Sachs-Einstieg beflügelt

Nach holprigem Börsendebut vergangene Woche hat das Nel-ASA-Spinoff Cavendish Hydrogen in den letzten 3 Tagen den Kursturbo gezündet: Dienstag +46%, Mittwoch +42%, Donnerstag +21%. Jetzt notiert der Wasserstoff-Titel bei 37,26 norwegischen Kronen (NOK) und damit deutlich über dem Ausgabepreis von 29 NOK.

Die irre Erholungsrallye dürfte das Unternehmen dem Einstieg von Goldman Sachs Anfang der Woche zu verdanken haben. Der US-Investmentriese hat sich dem Vernehmen nach mit 3% an der ehemaligen Nel-Tochter beteiligt.

Nachdem das Listing von zahlreichen Marktteilnehmern bereits als Desaster bezeichnet wurde, hat sich das Desinteresse schnell in Euphorie umgewandelt, die Skepsis in Zuversicht.

Das zu Recht?

Hohe Verluste

Sicher ist, dass Cavendish derzeit noch meilenweit davon entfernt ist, profitabel zu sein.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die ehemalige Fueling-Sparte von Nel zwar ein Umsatzwachstum von über 40%. Der operative Verlust summierte sich in dem Zeitraum jedoch auf 250 Millionen NOK (22 Millionen €). Das hat den Löwenanteil des Gesamtkonzern-Fehlbetrags ausgemacht.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Es gibt einfach noch viel zu wenige Wasserstoff-Fahrzeuge, um mit dem Tank-Geschäft Geld verdienen zu können. Kein Wunder, dass die Sparte von Nel-Aktionären eher als Ballast empfunden wurde.

Nachdem das Management Ende Februar die Ausgliederung bekanntgegeben hat, verdoppelte sich der Kurs der Nel-Aktie innerhalb von drei Monaten. Der Markt hat die Fokussierung des Mutterkonzerns auf das Elektrolyseur-Geschäft als einen wichtigen strategischen Schritt gewertet.

Der nun eigenständigen Fueling-Sparte wurde hingegen nicht zugetraut, in naher Zukunft Gewinne zu erzielen – insbesondere in einem sich in die Länge ziehenden Hochzinsumfeld, das für Wasserstoff-Player eine massive Belastung darstellt.

Neue EU-Politik als Sprungbrett?

Die Experten von Goldman Sachs glauben mittlerweile offenbar jedoch an den Erfolg von Cavenish Hydrogen.

Das junge Unternehmen kann tatsächlich schon auf über zwei Jahrzehnte an Erfahrung zurückblicken bei der Entwicklung von Wasserstoff-Betankungslösungen für Straßenfahrzeuge. Bislang wurden die Geschäfte überwiegend in den USA getätigt, doch nun rechnen die Norweger dank neuer politischer Rahmenbedingungen durch die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) mit einer Auftragsflut aus Europa.

Laut der neuen Vorschriften, die die EU beschlossen hat, muss alle 200 Kilometer mindestens eine Tankstelle mit hoher Kapazität vorhanden und von beiden Straßenseiten zugänglich sein. Das bedeute, dass bis zum Ende des Jahrzehnts 400 bis 650 neue Standorte gebaut werden müssten, rechnete Cavenish-CEO Robert Borin vor einigen Wochen schon vor.

Einen ersten aufsehenerregenden Auftrag gab es vor kurzem schon. Alperia Greenpower SRL bestellte Wasserstoffbetankungsanlagen für einen Standort in Südtirol, Italien. Das Projekt umfasst einen Gesamtwert von 3,8 Millionen € und dürfte vor allem aufgrund seiner Strahlkraft wichtig sein, da es als Aushängeschild für die Olympischen Spiele 2026 geplant ist.

Zu früh für ein Investment

Was das Potenzial der Cavenish-Aktie für Anleger angeht, schließe ich mich vorerst den Zweiflern an.

Nach den riesigen Aufwärtsschritten ist eine Korrektur kurzfristig unumgänglich. Keine Überraschung also, dass der Titel am Freitagmorgen an der Osloer Börse mit einem zweistelligen prozentualen Minus startet.

Davon abgesehen sehe ich für langfristig orientierte Investoren derzeit keine Eile, beim Nel-Spinoff einzusteigen. So dürften noch viele Jahre mit hohen Verlusten und Abhängigkeit vom Kapitalmarkt vergehen, bis sich der H2-Tankstellen-Markt halbwegs konsolidiert hat.

Es gibt derzeit eindeutig aussichtsreichere Kandidaten für ein Wasserstoff-Investment. Stöbere mal in unserer großen Ratgeber-Serie und entdecke die 15 vielversprechendsten Wasserstoff-Aktien.