Charles Schwab: Broker sorgt für "Crash" im Sektor

Sascha
02.10.19

Erst vor wenigen Tagen kam es zu einem Abverkauf der Aktien von Online Brokern, nachdem mit Interactive Brokers einer der Marktführer angekündigt hatte einen Service zum kommissionsfreien Aktienhandel einzuführen. Gestern zog dann der US-Online Broker Charles Schwab (WKN: 874171) nach und bietet nun den kommissionsfreien Handel von nahezu sämtlichen Produkten an, seien es Aktien, ETFs oder selbst die in den USA bei "Zockern" durchaus beliebten Optionen.

Schon die Meldung von Interactive Brokers sorgte dabei für einen Ausverkauf der Aktien der Online Broker wie E-Trade Financial, TD Ameritrade und Co. Insofern erscheint es logisch, dass der noch weitergehende Schritt von Charles Schwab diesen kurzfristigen Ausverkauf sogar nochmals befeuerte. Doch oft ist die erste Reaktion der Anleger bekanntlich falsch. Schauen wir uns daher mal an, ob dieser "Crash" im Sektor berechtigt erscheint – oder nicht.

Nun, grundsätzlich müssen wir feststellen, dass mit dem Verzicht auf Ordergebühren der Handel bei den entsprechenden Online Brokern günstiger, aber noch keinesfalls kostenlos wird. Denn andere Gebühren, die beispielsweise die Börsenbetreiber erheben, bleiben davon unberührt. Aber auch schon die Tatsache, dass es günstiger wird, dürfte die Handelsaktivität natürlich tendenziell weiter anfeuern – was man eigentlich negativ bewerten müsste.

Die starke Automatisierung der entsprechenden Prozesse macht es möglich

Denn schließlich entgehen den Online Brokern umso mehr Einnahmen, je mehr gehandelt wird. Zudem dürfte jede Order durchaus gewisse Kosten verursachen, so dass eine intensivere Handelsaktivität diese Kosten weiter befeuern könnte. Allerdings dürften diese Kosten, angesichts einer heutzutage weitestgehenden Automatisierung der entsprechenden Prozesse letztendlich eher marginal steigen. Ein großes Problem sehe ich darin somit nicht.

Zumal die betreffenden Online Broker im Gegenzug etwas bekommen, was in der heutigen Zeit viel wertvoller erscheint, nämlich Daten. Dabei meine ich gar nicht die persönlichen Daten der einzelnen Kunden, die die Online Broker ja ohnehin schon immer besitzen. Sondern die entsprechenden Handelsdaten. Zwar besaßen sie auch die schon, sie werden jedoch – Stichwort: Big Data – umso wertvoller, je mehr es sind.

Daher darf der Schritt den Handel mit den genannten Produkten kommissionsfrei zu stellen durchaus als wohlüberlegter Schachzug angesehen werden. Geplant haben dies wahrscheinlich alle schon in den nächsten Wochen und Monaten. Mit zunächst Interactive Brokers und nun eben Charles Schwab gibt es nur eben zwei Online Broker, die den Schritt auch vollzogen haben. Zumal es gerade in diesem Bereich ja auch schon entsprechende Konkurrenz wie Robin Hood gibt.

Fazit: Die Anleger haben langfristig falsch gehandelt!

So verständlich daher die Abverkäufe in den Aktien der Online Broker zuletzt auf den ersten Blick erscheinen mögen, aus mittel- bis langfristiger Perspektive haben die Anleger falsch gehandelt. Denn wenn Daten tatsächlich das Öl des 21. Jahrhunderts sind, waren die Schritte von Interactive Brokers sowie Charles Schwab goldrichtig. Daher dürften E-Trade Financial, TD Ameritrade und andere bald nachziehen. Letztlich opfern diese Online Broker kurzfristige Gewinne nur, sozusagen als eine Art gute Investition, um mittel- bis langfristig erfolgreich(er) zu werden.

Da ich selbst mal bei einem Startup gearbeitet habe, bei dem es unter anderem genau um die Sammlung solcher Daten zur Bestimmung des sogenannten Sentiments ging, weiß ich auch wovon ich spreche. Zumal dieses Startup letztlich unter Vermittlung eines New Yorker Hedgefonds von einem, inzwischen sogar selbst schon börsennotierten, japanischen Konkurrenten aufgekauft wurde. Daher weiß ich aus eigener, persönlicher Erfahrung, was Unternehmen solche Daten heute wert sind!

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