China Evergrande: Welche Aktien jetzt verkaufen?
Die massiven Probleme von China Evergrande (WKN: A2APDK) sind hier auf sharedeals.de schon erörtert worden. Was für die meisten Anleger allerdings noch wichtiger als die Evergrande-Aktie selbst sein dürfte: Welche anderen Unternehmen wären von einem Untergang des chinesischen Immobiliengiganten ebenfalls betroffen? Welche Aktien sollte man deshalb vielleicht sogar verkaufen? Eine Suche zeigt: Im Kreis der potenziell Betroffenen finden sich auch deutsche Namen.
Bei China Evergrande, vormals Hengda Group, handelt es sich um den – gemessen am Umsatz – zweitgrößten chinesischen Immobilienkonzern. Der Hauptsitz des Unternehmens liegt in Shenzhen in der Provinz Guangdong.
Die Evergrande-Aktie ist kein Problem für den Markt...
Der chinesische Immobilien-Entwickler befindet sich schon länger auf meiner Watchlist. Zunächst, weil die Bewertungszahlen sehr attraktiv waren. Dann nahm ich Abstand, weil die Zahlen zu gut wurden. Im Nachhinein eine goldrichtige Entscheidung. Auf der Aktionärsseite bin ich also zum Glück nicht dabei und bin damit in guter Gesellschaft: Unter den zehn größten Aktionären der Evergrande Group sind nur einige westliche Fondsgesellschaften wie Vanguard und Blackrock Institutional Trust. Sie halten aber nur 0,63% bzw. 0,25% und dürften damit einen Totalverlust verschmerzen können. Die restlichen Aktien werden fast alle von chinesischen Anlegern gehalten. Auf der Eigenkapital-Seite ist ein Evergrande-Crash also hauptsächlich ein chinesisches Problem.
...in den Anleihen schlummert das wahre Risiko!
Die wirkliche Gefahr geht von den Anleihen des Unternehmens aus. Insgesamt beträgt das Volumen der 24 ausstehenden Evergrande-Anleihen knapp 27 Milliarden US$, die alle bis spätestens 2027 fällig werden. Bereits dieses Jahr muss Evergrande darauf 850 Millionen US$ Zinsen zahlen. Fällt eine der nächsten Zinszahlungen aus, dann würde dieser Zahlungsausfall einen Domino-Effekt auslösen: Zahlreiche Kredite würden durch diesen „Default“ vermutlich sofort fällig gestellt, Sicherheiten müssten verwertet werden.
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Welche Tochtergesellschaften haben noch werthaltige Sicherheiten? Wo gehen Gläubiger leer aus? Diese Frage lässt sich seriös nicht beantworten. Ebenso wenig die Frage, welche Tochtergesellschaften als erste umfallen würden. Dazu ist die Konzern-Struktur von Evergrande zu komplex. Anleger können sich deshalb am besten schützen, wenn Sie potenziell gefährdete Unternehmen im Voraus meiden.
Chinesische Banken, aber auch westliche Unternehmen betroffen
Ohne genaue Details zu kennen, können wir sicher davon ausgehen, dass viele chinesische Banken Kredite an Evergrande gegeben haben. Von den börsennotierten Instituten zeigt sich eine Bank of China (WKN: 661725) erstaunlich stabil. Auch wenn die Aktie aufgrund von US-Sanktionen (wir berichteten) sowieso schon sehr günstig ist, nutze ich diese Chance noch zum Ausstieg. Die BOC gehört, neben der ICBC (WKN: A0M4YB), China Construction Bank (WKN: A0M4XF) und der Agricultural Bank of China (WKN: A1C024), zu den vier großen staatlichen Banken in China. Oft auch als „Vierer-Bande“ bezeichnet. Diese wurden allesamt als systemrelevant eingestuft und dürften im Falle des Falles mit massiver staatlicher Unterstützung rechnen. Trotzdem ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Kredite bei diesen Instituten liegt. Da Peking in der Vergangenheit nur selten auf den Markt Rücksicht genommen hat, sind Kurskapriolen nicht ausgeschlossen.
Obwohl nicht direkt betroffen, reagieren chinesische Tech-Aktien ebenfalls sehr sensibel. Hier dürfte die Furcht vorherrschen, dass eine potenzielle Finanzkrise in China das Binnenwachstum der Wirtschaft deutlich verlangsamen würde. Dies ist natürlich Gift für Wachstumstitel wie Tencent Holdings (WKN: A1138D) oder Alibaba (WKN: A117ME). Insbesondere Alibaba ist als „chinesische Amazon“ bei einem reinen Blick auf die Zahlen aktuell wirklich attraktiv. Bis die Evergrande-Krise ausgestanden ist, würde ich von einem Investment dennoch abraten.
Aber nicht nur in China rutschen die Kurse wegen Evergrande: In Deutschland ist der deutsche Versicherer Allianz (WKN: 840400) mit in der Verlosung. Er soll ebenfalls Anleihen des wankenden Immobilien-Riesen halten. Obwohl die Allianz-Aktie wirklich günstig ist, dürfte ein Ausfall der Evergrande-Anleihen das Papier kurzfristig noch tiefer rutschen lassen. Das wäre bei der Allianz dann aber eine Chance zum beherzten Einstieg: Anders als bei den chinesischen Banken dürfte die Allianz einen Ausfall der Kredite problemlos verkraften können.
Fazit: Abwarten und zuschlagen
Während eine Evergrande-Pleite die chinesische Wirtschaft wirklich treffen dürfte, sind die Auswirkungen auf den Rest der Welt eher gering. Trotzdem werden natürlich auch ansonsten attraktive Aktien wie die Allianz Federn lassen müssen. Im Falle der Allianz ist das aber als Chance zum günstigen Einstieg zu sehen. Von neuen chinesischen Aktien, insbesondere im Bereich der Banken, Immobilien und Technologie-Aktien, sollten Anleger vorerst besser die Finger lassen.
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