China-Kracher iQIYI leistet unerbittlichen Widerstand gegen Netflix
Mit iQIYI (WKN: A2JGN8) steht die chinesische Netflix (WKN: 552484) vor einer möglicherweise ähnlich rasanten Wachstumsphase, von der Anleger profitieren könnten, die bei Netflix die dynamischste Entwicklung verpasst haben. Auch Apple (WKN: 865985) steht mit dem Rücken zur Wand.
Wir schreiben das Jahr 2019. Die ganze Welt ist von Netflix besetzt. Die ganze Welt? Nein! Ein von unbeugsamen Chinesen bevölkertes Reich hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China lässt auf beiden Seiten Mauern entstehen, die selbst für innovative Technologien kaum überwindbar sind. Diese Zweiteilung bietet auch Chancen für Anleger.
Präsident Trump verfolgt seine eigene "Heim ins Reich"-Politik
Die Unsicherheiten im Wirtschafts- und Handelskrieg zwischen den USA und China, der längst ein Cyberwar geworden ist, nehmen immer weiter zu und eine dauerhafte Einigung erscheint praktisch unmöglich.
Kommt es zu keiner gütlichen Einigung, bedrohen exorbitante Zölle in dreistelliger Milliardenhöhe die US-Importe und das würde auch chinesische Exporteure belasten.
Anleger sollten sich deshalb nicht auf die Aussagen der Politik verlassen. Die Hoffnung, dass es weniger schlimm kommt als erwartet, gilt höchstens kurzfristig. Langfristig steuern die beiden Machtblöcke unaufhaltsam auf einen mindestens kalten Konflikt zu, der sich sogar zu einem heißen Konflikt zuspitzen könnte.
"Die Vereinigten Staaten brauchen einen sehr starken europäischen Pfeiler. Ich denke, in 15 Jahren - das ist nicht unvermeidlich, aber es ist eine sehr große Wahrscheinlichkeit - befinden wir uns im Krieg mit China", sagt Generalleutnant a.D. Ben Hodges.
So verrückt sich eine kriegerische Auseinandersetzung anhört, unmöglich scheint sie nicht.
Doch vorher werden beide Staaten schon allein aus geopolitischen und strategischen Interessen versuchen, sich voneinander los zu sagen.
Der US-Konsum ist so stark wie nie von den Importen aus China abhängig, China wiederum von den Technologien der USA.
Bis 2024 könnte das US-Handelsbilanzdefizit mit China beseitigt werden
Beide Staaten arbeiten auf politischer Ebene daran, ihre gegenseitige Abhängigkeit zu verringern und sprechen offenbar schon davon, das Handelsdefizit bis Mitte des nächsten Jahrzehnts zu beseitigen.
Wie der US-Wirtschaftskanal CNBC berichtet, bot China den US-Unterhändlern eine sechs Jahre anhaltende Erhöhung bei den Importen an, die das mehr als 300 Mrd. US$ betragende Handelsbilanzdefizit bis 2024 ausgleichen würde, dem Jahr, in dem China aller Voraussicht nach die USA als größte Volkswirtschaft der Welt einholen wird.
Danach könnte China den USA die Forderungen diktieren, so die Theorie.
Die Konsequenzen für Anleger sind schemenhaft erkennbar
Alle Folgen sind nur schwer abschätzbar. So könnte Apple eines nicht allzu fernen Tages gezwungen werden, seine Produktionsstätten von China in die USA zurückzuholen.
US-Präsident Donald Trump forderte zuletzt im Oktober, dass Apple seine Produkte in den USA und nicht in China herstellen solle, um nicht unter den Folgen seines Handelskrieges mit Peking zu leiden.
Es ist nicht so unwahrscheinlich, wie viele Anleger glauben, dass sich Trump mit seiner Politik letzten Endes durchsetzt, schließlich kam er der Industrie mit Milliardengeschenken, in Form von dauerhaft niedrigeren Steuern und straffreier Repatriierung von Auslandsvermögen entgegen, die fleißig für Aktienrückkäufe genutzt werden. Bald erwartet er sicher eine Gegenleistung.
Trump dürfte auch klar sein, dass der dafür einzuplanende Zeitraum eine Dekade umfasst und selbst erste Schritte erst wirklich in seine zweite Amtszeit fallen, sofern er wiedergewählt würde, was nicht unwahrscheinlich ist und wahrscheinlicher wird, je früher eine US-Rezession ausbricht.
Chinas Tech-Aktien haben kräftiges Wachstumspotenzial
Das erklärte Ziel Chinas wird es sein, sich von der US-Hegemonie im Techsektor unabhängiger zu machen.
Darum sind chinesische Tech-Aktien langfristig keine schlechte Wahl
Chinas Masterplan zur Entwicklung der High-Tech-Industrie heißt "Made in China 2025", er umfasst eine Reihe von Initiativen von Software- und Halbleiterentwicklungen bis zum Kauf ausländischer Technologien, für die laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bis zu 288 Mrd. US$ bereit stehen.
Den chinesischen Internetaktien kommt zugute, dass der chinesische Staat die Weichen für inländische Konzerne stellt, die globale Monopole nachahmen.
- Baidu ist das Google Chinas
- Tencent ist teils fortschrittlicher als Facebook
- Alibaba kämpft gegen Amazon
- Xiaomi vereint die Geschäftsmodelle von Alarm.com, iRobot und Apple
Wer die China-Varianten von Netflix, Google, Facebook oder Apple für einen billigen Abklatsch hält, der liegt falsch. Sicher geht der Ursprung auf die Erfindungen im Silicon Valley zurück, aber China holt immer schneller auf.
China bildet von allen Universitätsabsolventen die meisten Ingenieure aus
Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl der chinesischen Uni-Abgänger im Alter zwischen 25 und 34 Jahren bis 2030 um 300 Prozent steigen wird, verglichen mit nur 30 Prozent Wachstum in den USA und Europa.
Laut Weltwirtschaftsforum sind die chinesischen Unis mit Abstand führend bei den STEM Fächern, darunter fallen Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik. Im Jahr 2016 waren es 4,7 Millionen STEM-Absolventen. Die Chinesen sind den USA damit um Faktor 8:1 überlegen.
Die USA haben es immer schwerer ihren technologischen Vorsprung zu halten.
Ein Sektor, der von Anlegern wegen seines Wachstums gefeiert wird, sind Internet Streaming-Anbieter.
Netflix erobert das globale Streaming-Geschäft
Ein Geschäftsmodell, das die ganze Welt in Lichtgeschwindigkeit erobert, sind die Streamingdienste. Netflix degradiert die TV-Kabelnetze zu reinen Internetverteilern, deren Kunden kaum höhere Monatspreise für Pay-TV bezahlen.
Netflix, der weltweit führende Online-Streamer, investierte 2018 rund 8 Mrd. US$ für die Produktion von 700 Folgen seiner weltweit beliebten Serien, die von 139 Millionen Abonnenten geglotzt werden.
Diese knapp 140 Millionen Kunden teilen sich in 60 Millionen US- sowie 80 Mio. Globalkunden auf
Die Strategie baut auf "Der Gewinner bekommt alles"-Grundlage auf, die vorher bei Facebook oder Google funktionierte.
Darum sehen viele Anleger Netflix als den globalen Gewinner.
iQIYI besitzt mit über 400 Millionen Nutzern mehr Reichweite als Netflix
Doch zumindest bei der Reichweite muss sich Netflix mit Chinas iQIYI geschlagen geben, einer Tochter der chinesischen Google, Baidu.com.
Die Chinesen haben deutlich mehr als 400 Millionen Nutzer, von denen bereits mehr als 50 Millionen die Premium-Angebote nutzen, für die etwa 3 US$/mtl. bezahlt werden.
Kein 1:1-Vergleich möglich
Das Geschäftsmodell von iQIYI ist eher vergleichbar mit dem von YouTube, weil man auch auf Freelancer-Akteure baut, die eigene Inhalte veröffentlichen, die gratis verteilt werden, finanziert durch Werbung.
Trotzdem besitzt iQIYI eine für Chinas Tech-Konzerne typische chinesische Mauer, die Netflix vor einem Markteintritt in China abhält. Chinas Regierung verlangt, dass 70% der Inhalte chinesisch sein müssen. Einfach US-Serien zu übersetzen geht also nicht. Zumal Chinesen ohnehin ihren eigenen Geschmack haben.
Außerdem musste Netflix vor zwei Jahren eine Partnerschaft mit iQIYI schließen, um überhaupt einen Fuß in den chinesischen Markt zu bekommen.
iQIYI-Aktie volatil, aber vielversprechend
Die Aktien von iQIYI stiegen nach dem im Frühjahr 2018 erfolgten IPO schnell von 15 auf 50 US$. Im Zuge der NASDAQ-Korrektur und auslaufenden Sperrfristen für Altaktionäre fiel der Kurs zuletzt wieder unter 20 US$. Mit einer Marktkapitalisierung von 14 Mrd. US$ liegt die Bewertung bei einem Zehntel von Netflix.
Zwar wies iQIYI im letzten Quartal operative Verluste und einen negativen freien Cash Flow aus. Aber dass Internetkonzerne nicht nach gewöhnlichen Bewertungsmaßstäben, sondern auf Zukunftspotenzialen aufbauen, wissen Netflix-Anleger ebenso.
Die schiere Reichweite, die erfolgreiche Konvertierung zu Premium-Nutzern und die leicht durch Werbeumsätze und Preiserhöhungen darstellbaren Monetarisierungsmöglichkeiten, zeichnen das Bild eines künftig vielversprechenden Unternehmens.
Langfristige Anleger sollten bei iQIYI in die Kursschwäche hinein investieren, aber mindestens einen Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren mitbringen.
Dreck ist besser als Tech - jetzt kommen die Rohstoffe
Grundsätzlich sind wir beim Goldherz Report der Ansicht, dass Anleger, trotz aller Chancen, bei ausgesuchten chinesischen Tech-Werten besser beraten sind, deren Aktie nur in kleinen Stückzahlen zu akkumulieren.
Aus Bewertungssicht werden Tech-Aktien in einer zyklischen Wirtschaftsabschwächung nämlich noch einige Monate oder sogar noch in den nächsten Jahren eher Gegenwind spüren, während Rohstoffe wieder einen Rückenwind bekommen werden. Ähnlich wie von 2002-2007.
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