Commerzbank mit Radikalumbau: Übernahme von Comdirect!

Mit dem am Freitag der Öffentlichkeit präsentierten „Strategieprogramm Commerzbank 5.0“ will die Commerzbank AG (WKN: CBK100) ihr Geschäftsmodell zukunftsgerecht gestalten. Nach der Deutschen Bank (WKN: 514000) - der CEO Sewing im Juli ebenso eine Radikalkur verodnet hat (wir berichteten) - verstärkt auch die Commerzbank zum wiederholten Male ihre Umbauambitionen. Commerzbank-Aktien verlieren zum Wochenstart in einem schwachem Gesamtmarkt -5,56% auf 5,40 Euro. 

Zu den wichtigsten Schritten des tiefgreifenden Konzernumbaus zählt der Abbau von circa 2.300 Vollzeitstellen. Außerdem soll die Mehrheitsbeteiligung an der polnischen Banktochter mBank veräußert werden. Gleichzeitig dürfte der unter Privatanlegern beliebte Online-Broker Comdirect mitsamt Muttergesellschaft näher an den Commerzbank-Konzern rücken. Die Zahl der Filialen soll um rund 200 auf 800 verringert werden.

Ein Verkauf der mBank aus Polen würde der Commerzbank nach eigenen Angaben "eine schnellere Umsetzung der Strategie und die damit verbundenen Investitionen ermöglichen." Positiv zu werten wäre wohl auch die Reduzierung der risikogewichteten Aktiva, dessen Größenordnung vom Konzern auf rund 17 Milliarden Euro geschätzt wird, und die darüber hinaus zu einer Freisetzung von Eigenkapital bei der Commerzbank AG führen würde, so das Geldhaus.

Zukünftiger Wachstumsmotor Comdirect?

Der Commerzbank-Konzern hält mehr als 80% der Anteile an der Comdirect Bank, nur relativ wenig Anteile befinden sich also in den Händen Dritter. Die Ergebnisse der Comdirect fließen schon jetzt vollständig in den Konzernabschluss der Commerzbank AG ein. Aber auch die Comdirect-Gruppe sah sich 2018 - trotz 8% mehr Kunden, die 10% mehr Depots eröffneten im Jahresvergleich - einer Ergebnisschwäche gegenüber. So sank im Geschäftsjahr 2018 das Ergebnis pro Aktie auf 0,36 Euro (oder ca. 70 Mio. Euro) von 0,51 Euro.

Um den vollständigen Anschluss der Comdirect Bank an den Commerzbank-Konzern zu ermöglichen, erwäge die Commerzbank AG laut eigenen Angaben ein "Erwerbsangebot an die außenstehenden Aktionäre der Comdirect abzugeben". Comdirect-Aktien verteuerten sich am Freitagnachmittag direkt nach Bekanntwerden der Pläne auf bis zu 11,68 Euro ausgehend vom Donnerstags-Schlusskurs bei 9,15 Euro.

Quelle: comdirect AG

Die comdirect AG mit ihrem Brokergeschäft wird von der Börse derzeit mit 1,65 Milliarden Euro bewertet. Die Commerzbank AG kommt selbst auf ein Marktkapitalisierung von knapp 7 Milliarden Euro.

Neue Konzernagenda soll bis 2023 zum Erfolg führen - Dividende im Gespräch

Ein inhalticher Schwerpunkt des Konzernumbaus sollen technologiebasierte Investitionen sein, unter anderem in die Digitalisierung wie auch IT-Infrastruktur. Wie die Commerzbank mitteilte, fokussiere sie sich bis 2023 auf das Erreichen bestimmter "Mittelfristziele".

Die Weiterentwicklung der Strategie soll dazu beitragen, dass die Bank bis 2023 auch in einem sich nochmals verschärfenden Marktumfeld weiteres Wachstum bei Kunden und Assets sowie steigende Erträge erzielt. Die Commerzbank würde für 2023 ein im Vergleich zum laufenden Jahr um rund 600 Millionen Euro verringertes Kostenniveau anstreben. Nach Veräußerung der mBank würde dies im Jahr 2023 zu einer Kostenbasis von höchstens 5,5 Milliarden Euro führen.

Was Anleger besonders interessieren dürfte: Im Falle eines erfolgreichen Abschlusses der Umbaubemühungen stellt das Geldhaus "die Zahlung regelmäßiger Dividenden" in Aussicht.

Der in den vergangenen Jahren von Anlegerseite erwartete erfolgreiche Abschluss des Konzernumbaus schlägt nun ein weiteres Kapitel auf. Bereits seit der Finanzkrise 2008 versucht die Commerzbank ihr Geschäftsmodell - im Gegensatz zu vielen amerikanischen Banken - erfolglos auf einen nachhaltig profitablen Wachstumskurs umzustellen.

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