Covestro-Aktie: Gelingt die Übernahme diesmal?
Noch ist es nicht ausgemacht, aber die Covestro-Aktie (WKN: 606214) reagierte auf die Bekanntgabe des Übernahmeinteresses mit einem kräftigen Kursanstieg. In der Spitze explodierte der Kurs um +18% auf 47,50 €, ermäßigt sich mittlerweile aber wieder leicht und steht aktuell bei 45,80 €. Sollte der Deal zustande kommen, könnten auch noch höhere Kurse aufgerufen werden.
Covestro ist ein Werkstoffhersteller mit Sitz in Leverkusen. Das Unternehmen ist 2015 aus der ehemaligen Kunststoffsparte von Bayer hervorgegangen. Es entwickelt, produziert und vertreibt Polymer-Werkstoffe an etwa 50 Standorten in Europa, Asien und Amerika. Die Marktkapitalisierung beträgt 8,71 Milliarden €.
Gespräche aufgenommen
Noch sind es nur Gerüchte, dass der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) Gespräche hinsichtlich einer Übernahme aufgenommen hat. Sollte Covestro diese bestätigen, wird es für Anleger richtig interessant. Entscheidend dabei wird sein, ob die Leverkusener an einer Übernahme generell interessiert sind.
Als der Finanzinvestor Apollo Global Management im September Kontakte bezüglich einer Übernahme aufnahm, lehnte der Konzern diese ab. Gründe wurden keine genannt, wahrscheinlich hielt das Management den angebotenen Übernahmepreis für zu niedrig.
Sollten jetzt ernsthafte Gespräche geführt werden, wird der Übernahmepreis einer der zentralen Aspekte sein. Es werden Preise rund um 55 € genannt, das würde einem Übernahmepreis von rund 10,5 Milliarden € entsprechen.
Erst wenn die Gespräche in eine vertiefte Phase übergehen, werden weitere Details zum Übernahmepreis pro Aktie bekannt.
Analysten uneins
Gestern haben einige Analystenhäuser auf die Gerüchte reagiert und ihre Einschätzungen überprüft. Dabei ist keine einheitliche Meinung vorhanden, insgesamt wurden die bisherigen Einschätzungen beibehalten.
Goldmann hat seinen Zielkurs von 64 € bestätigt, das wäre gegenüber dem gehandelten Übernahmekurs von 55 € immer noch ein Aufschlag von +16%, gegenüber dem aktuellen Kurs beträgt der Aufschlag rund +40%.
Anderer Meinungen sind Jefferies und die UBS, beide haben ihre Einschätzung ebenfalls bestätigt. Jefferies sieht den fairen Kurs bei 46 €, also bei dem jetzigen Kursniveau. Hier blickt man eher skeptisch auf ein Gelingen der Übernahmeabsichten.
Die UBS ist eher der Meinung, dass die Übernahme nicht zustande kommt. Das jetzige Angebot liegt etwa bei dem damaligen Angebot von Apollo – und daraus wurde nichts.
Wie geht es mit der Covestro-Aktie weiter?
Wirtschaftlich ist die Lage des Konzerns angespannt, eine genaue Prognose für das laufende Geschäftsjahr wurde nicht gemacht. In diesem Artikel bin ich auf die Geschäftsentwicklung eingegangen.
Das Interesse von Adnoc hat die Lage verändert. Sollte die Übernahme kommen, ist in dem jetzigen Kursanstieg vieles bereits vorweggenommen. Bleibt es bei 55 €, bedeutet die Differenz mit rund 10 € noch ein gutes Steigerungspotenzial. Alles, was über 55 € hinausgeht, ist aus heutiger Sicht positiv.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass keine Übernahme kommt, in diesem Fall ist mit einem Rückgang auf das alte Kursniveau auszugehen. Anleger, die jetzt noch einsteigen, erleiden dann wahrscheinlich erhebliche Verluste.
Eine genaue Aussage zum Gelingen der Übernahme ist derzeit nicht möglich. Hier ist abzuwarten, ob offizielle Gespräche aufgenommen werden. Ebenfalls ist es ungewiss, welche Vorteile es für den Chemiekonzern hätte.
Aus den bisherigen Beteiligungen von Adnoc sind keine Synergiepotenziale erkennbar. Was auffällt, ist, dass der Ölkonzern sich breiter aufstellt, um sich neben dem Kerngeschäft zu diversifizieren. So bestehen Beteiligungen an dem österreichischen OMV-Konzern sowie an dem Kunststoffhersteller Borealis AG. Zusammen mit dem Finanzkonzern Apollo ist die Übernahme des brasilianischen Polyolefinkonzerns Braskem geplant. Auch hier ist noch nichts konkret.
Nicht mehr einsteigen
Meiner Meinung sollten Anleger zu den jetzigen Kursen nicht einsteigen, die Unsicherheit ist sehr hoch. Die Gefahr besteht darin, dass die Gespräche ohne Ergebnis abgebrochen werden. In diesem Fall ist mit einem Kursrückgang zu rechnen.
Erst wenn die Gespräche in eine offizielle Phase übergehen, ist erkennbar, mit welchem Übernahmepreis zu rechnen ist. Solche Verhandlungen sind zeitintensiv, während dieser Zeit ist mit einer hohen Volatilität zu rechnen.
Momentan eignet sich ein Kauf eher für risikobewusste Anleger, die auf eine erfolgreiche Übernahme setzen. Aktionäre können entspannt die weitere Entwicklung abwarten.
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