Covestro-Aktie: Und wenn die Übernahme scheitert?
Die Aktie von Covestro (WKN: 606214) sinkt weiter um -1,8% und steht aktuell bei 47,55 €. Damit hat sie inklusive des gestrigen Verlustes -4,3% verloren. Grund hierfür waren die sehr schlecht ausgefallenen Geschäftszahlen für das zweite Quartal. Für Anleger stellt sich die Frage, was passiert, wenn die Übernahme scheitert.
Covestro ist ein Werkstoffhersteller mit Sitz in Leverkusen. Das Unternehmen ist 2015 aus der ehemaligen Kunststoffsparte von Bayer hervorgegangen. Es entwickelt, produziert und vertreibt Polymer-Werkstoffe an etwa 50 Standorten in Europa, Asien und Amerika. Die Marktkapitalisierung beträgt 9,03 Milliarden €.
Geschäftszahlen sehr schlecht ausgefallen
Die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal verlief wie vom Unternehmen erwartet. Eine weiterhin schwache Nachfrage und eine geringe operative Marge prägten die Finanzkennzahlen.
Der Umsatz sank um rund ein Fünftel auf 3,7 Milliarden €. Besonders stark war der Rückgang in dem Segment Performance Materials, hier sank der Umsatz um 27,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,8 Milliarden €. Im Segment Solutions & Specialties fiel der Rückgang mit 13,5% auf 1,9 Milliarden € moderater aus.
Die geringere Marge wirkte sich verheerend aus. Das operative EBITDA verschlechterte sich um 30% auf 385 Millionen €. Das Konzernergebnis sank um 76% auf 46 Millionen €.
Zusammen mit dem ersten Quartal fielen die Halbjahreswerte dementsprechend schlecht aus. Der Umsatz sank um 20,5% auf 7,5 Milliarden €. Das operative EBITDA halbierte sich auf 671 Millionen €. Ganz hart traf es das Konzernergebnis, es sank von 615 Millionen € im Vorjahr auf 20 Millionen €. Das entspricht einem Minus von 96,7%.
Insgesamt sind die Zahlen sehr schlecht ausgefallen und liegen unter den Erwartungen der Marktexperten.
Dr. Thomas Toepfer, CFO von Covestro, kommentierte die Entwicklung so:
Das zweite Quartal ist unseren Erwartungen entsprechend verlaufen, aber wir befinden uns nach wie vor in einem konjunkturell herausfordernden Umfeld.
Ausblick bestätigt
Trotz des schwachen ersten Halbjahres wurde die Jahresprognose bestätigt. Danach wird mit einem EBITDA von 1,1 bis 1,6 Milliarden € gerechnet. Allerdings wurde angedeutet, dass der Wert eher im unteren Bereich liegen werde.
Beim operativen EBITDA im dritten Quartal wird weiter von einem sinkenden Wert ausgegangen. Erwartet werden 240 bis 340 Millionen €.
Übernahmeangebot erhöht
Noch hält der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) an seinen Übernahmeplänen fest. Die Rede war von einer Erhöhung des Übernahmepreises pro Aktie von 55 € auf 57 €. In diesem Artikel bin ich auf das Übernahmeangebot eingegangen.
Medienberichten zufolge wird Adnoc von der Investmentbank Goldman Sachs beraten.
Fazit: Besser vorerst abwarten
Noch sind keine formellen Gespräche in Bezug auf die Übernahme aufgenommen worden. Jedoch kann es passieren, dass keine Einigung erzielt wird. Eine Übernahme wurde bereits einmal seitens der Leverkusener abgelehnt. Daher besteht auch jetzt wieder die Gefahr, dass die Offerte nicht auf Zustimmung stößt.
Dieses Szenario hätte fatale Folgen für die weitere Kursentwicklung. Dann orientiert sich die Aktie an den wirtschaftlichen Gegebenheiten – und die sind sehr schlecht. Ein zweistelliger Kurssturz auf das Niveau vor dem Aufkommen der Gerüchte dürfte dann eintreten. Auch eine Unterschreitung des damaligen Niveaus von rund 37 € ist möglich.
Die jüngsten Analysteneinschätzungen zeigen, dass die Gefahr des Scheiterns sehr hoch ist. Die UBS bewertet die Aktie mit 41 €. JPMorgan erwartet einen Zielkurs von 38 €. Lediglich die Berenberg Bank ist mit 50 € nicht ganz so negativ eingestellt, allerdings liegt deren Wert ebenfalls unter dem erwarteten Übernahmepreis.
Meiner Meinung nach ist die Gefahr des Scheiterns der Übernahme real. Wichtig wäre jetzt, dass die formellen Gespräche schnellstmöglich aufgenommen werden. Anleger, die noch nicht investiert sind, sollten vorerst abwarten. Kritisch wird es für die Aktionäre. Je nach Einstiegskurs kann eine Gewinnmitnahme sinnvoll sein.
Mein Fazit: vorerst abwarten.
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