Covestro: Wann greifen die Big Boys zu?

Sascha
11.05.20

Regelrecht verprügelt wurde im Zuge der Corona-Krise auch die Aktie des Leverkusener Spezialchemiekonzerns Covestro (WKN: 606214). Während die Covestro-Mutter Bayer sich jedoch rechtzeitig von größeren Aktienpaketen getrennt hat, wurden hier einige Großanleger auf dem falschen Fuß erwischt.

Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage ob und wann diese, die die Aktie zu deutlich höheren Kursen als günstig ansahen, hier auf dem nun deutlich verbilligten Kursniveau zugreifen. Grundsätzlich denke nämlich auch ich, dass dies nicht die dümmste Idee wäre. Schließlich ist Covestro in normalen Zeiten ein durchaus gesundes, gutes Unternehmen – und wird auch gar nicht so hart von der Covid-19-Pandemie getroffen.

Der Grund, warum Bayer sich von Covestro und Lanxess trennte!

Doch um das zu verstehen, müssen wir uns erst einmal kurz mit der Historie des Konzerns befassen, die natürlich eng mit der Historie von Bayer verbunden ist. So ist Bayer, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, zu einem riesigen Chemiekonzern herangewachsen. Das Problem dabei war nur, dass zwar alle Geschäftsbereiche irgendeinen Bezug zur Chemiebranche hatten, es sich jedoch letztlich doch um ein Konglomerat handelte.

Da es Zeiten an der Börse gab, in denen Anleger Konglomerate aufgrund ihrer starken Diversifizierung mochten, war das auch zunächst kein Problem. In den letzten zwei, drei Jahrzehnten jedoch drehte sich die Stimmung. So bevorzugten Anleger plötzlich eher stark spezialisierte Unternehmen, die durch ihre starke Fokussierung höhere Margen erzielen konnten. Letztlich war diese Entwicklung auch eine Folge der zunehmenden Globalisierung.

Das Management von Bayer trotzte lange diesem neuen Trend. Doch mit der Übernahme des Chefpostens durch den Niederländer Marijn Dekkers änderte sich dies schlagartig. So setzte dieser den zuvor, von seinem Vorgänger Werner Wenning noch etwas halbherzig, eingeleiteten Konzernumbau konsequent um. Daher folgte auf die Abspaltung und Trennung von Lanxess in den Jahren 2004/2005 schließlich die Abspaltung und Trennung von Covestro im Jahr 2015.

Letztlich war der Grund für die Trennung von Lanxess sowie Covestro also nicht etwa, dass das Bayer-Management hier die Erfolgsaussichten der beiden Konzerne negativ beurteilt hätte. Vielmehr wollte man den eigenen Konzern stärker auf Geschäftsbereiche fokussieren, von denen man sich insbesondere mittel- bis langfristig noch mehr Wachstum versprach. Inwiefern diese Beurteilung aus heutiger Sicht richtig oder falsch war, lasse ich mal dahingestellt (Stichwort: Monsanto!).

Covestro im Jahr 2018 stark vom Rhein-Tiefwasser getroffen, aber...

Auf jeden Fall liefen die Geschäfte nach der Trennung vom Mutterkonzern sowohl seinerzeit bei Lanxess als auch zuletzt bei Covestro unverändert recht gut. Dies hatte natürlich auch entsprechende Kurssteigerungen der Aktie zur Folge, die auch deshalb den DAX-Aufstieg schaffte. Dann jedoch kam im Jahr 2018 das Tiefwasser des Rheins, was Covestro kurzfristig stark zurückwarf. Nicht umsonst spottete der früher sehr erfolgreiche Hedgefondsmanager Florian Homm seinerzeit, dass er nicht in Aktien von Unternehmen investieren wolle, die ein Rhein-Tiefwasser aus der Spur werfe.

Das Jahr 2019 hätte dann eigentlich ein großes Comeback der Aktie bringen sollen. Darauf jedenfalls setzten viele institutionelle Anleger. Tatsächlich kam es auch in den ersten Monaten 2019 zu einer kleinen Kursrally. Doch anschließend begannen die Kurse wieder abzubröckeln. Als dann der Corona-Crash die Börsen erfasste, war es endgültig vorbei. Die Aktie fiel unter sämtliche charttechnischen Unterstützungen und kostete im Ausverkauf weniger als 25 Euro.

Fundamental fairer Wert dürfte zwischen 50 und 60 Euro liegen

Zuletzt kam es dann zu einer quälend langsamen Erholung des Aktienkurses auf inzwischen wieder 30/31 Euro. Damit gehört die Aktie unverändert zu den schwächeren Titeln im DAX. Allerdings dürfte die Covid-19-Pandemie den Konzern letztlich gar nicht so stark treffen wie andere Unternehmen, auch wenn man ein großer Zulieferer für die Autoindustrie sein mag. Schließlich dürften die Lieferketten von Covestro weniger von SARS-CoV-2 getroffen werden als das bei anderen Konzernen der Fall ist.

Vor diesem Hintergrund halte ich die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau für recht günstig. Sicherlich braucht man hier einen Anlagehorizont von mindestens zwei bis drei Jahren. Wer diesen jedoch hat, darf sich aller Voraussicht nach auf eine Verdopplung des Aktienkurses freuen. Denn den fundamental fairen Wert der Aktie sehe ich zwischen 50 und 60 Euro, aktuell natürlich noch eher um 50 Euro. Greifen die Big Boys hier zu, kann es sehr schnell nach oben gehen. Um oder unter 30 Euro jedenfalls ist die Aktie aus meiner Sicht ein klarer Kaufkandidat!

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