CRISPR Therapeutics-Aktie: Kaum zu verstehen

Die CRISPR Therapeutics-Aktie (WKN: A2AT0Z) sackte am vergangenen Freitag um über -8% im US-Handel ab, obwohl es hervorragende Nachrichten gab. Wie erklärt sich die auf den ersten Blick unverständliche Kursreaktion?

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ℹ️ CRISPR Therapeutics vorgestellt

Die CRISPR Therapeutics AG mit Sitz in der Schweiz verändert durch den Einsatz von Genscheren gezielt menschliche DNA, um dadurch Krankheiten zu verhindern. Das Biotech-Unternehmen wurde 2013 gegründet, unter anderem durch die spätere Chemienobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier, die maßgeblich an der Entwicklung der CRISPR-Genschere mitwirkte. CRISPR Therapeutics hat mehrere Medikamente in Entwicklung. Ein Wirkstoff zur Behandlung der seltenen Blutkrankheiten Beta-Thalassämie und Sichelzellanämie wurde bereits in mehreren Ländern zugelassen. Das an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistete Unternehmen ist mir ca. 5,1 Milliarden US$ bewertet.

Die US-Zulassung ist da

Wie bereits im Vorfeld erwartet (sharedeals berichtete), erhielt CRISPR Therapeutics von der US-Arzneimittelbehörde FDA am Freitag die Zulassung für die gemeinsam mit dem Partner Vertex Pharmaceuticals entwickelte Casgevy-Therapie.

Bei Casgevy handelt es sich um eine neuartige Behandlungsmethode der sogenannten „Sichelzellanämie“. Die erbliche Krankheit hat zur Folge, dass die roten Blutkörperchen im menschlichen Körper leichter zerfallen. Der Name der Krankheit stammt von den halbmondförmigen Strukturen der Blutkörperchen bei betroffenen Menschen.

Die Sichelzellkrankheit hat sehr schmerzhafte und teils lebensbedrohliche Durchblutungsstörungen zur Folge. Allein in den USA leiden schätzungsweise rund 100.000 Personen an der Krankheit.

Casgevy ist eine wahrlich bahnbrechende Therapie, da sie zum ersten Mal in der Medizingeschichte die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete CRISPR-Technologie nutzt, um die DNA der Patienten dahingehend zu ändern, dass ihre Blutkörperchen die gesunde Vollmondform beibehalten. In klinischen Studien konnte Casgevy die Schmerzkrisen der meisten Probanden lindern.

Vertex, der Entwicklungs- und Vertriebspartner von CRISPR Therapeutics, plant nun, sich in einem ersten Schritt auf die rund 32.000 Patienten in den USA und in Europa zu konzentrieren, die unter schwerer Sichelzellanämie leiden.

Mit Kosten in Höhe von ca. 2,2 Millionen US$ ist die Casgevy-Therapie alles andere als günstig. Bis 2028 rechnen die beiden Partnerunternehmen mit einem Jahresumsatz bis 2028 in Höhe von 1,2 Milliarden US$.

Verschnaufpause nach der Rallye

Die CRISPR Therapeutics-Aktie ist gegenwärtig charttechnisch sehr schwer zu deuten. Nach einer massiven Rallye in den ersten drei November-Wochen ging der Biotech-Titel in einen Seitwärtstrend über, dessen Unterstützung durch den Kursverlust am Freitag durchbrochen wurde. Die Kursgewinne zum Wochentakt deuten jedoch an, dass sich der Seitwärtstrend weiter fortsetzen dürfte.

Was erklärt den Kursverlust?

Warum also der Kursverlust angesichts der guten Nachrichten? Die einzige meines Erachtens logische Erklärung ist, dass die CRISPR Therapeutics-Aktie die US-Zulassung im Zuge ihrer Rallye in den letzten Wochen bereits vorweggenommen hatte und Aktionäre nun die Gelegenheit nutzten, um Gewinne einzustreichen.

An den europäischen Börsen geht es mit der CRISPR Therapeutics-Aktie am Montagmorgen bereits wieder bergauf. Insofern dürfte es sich am Freitag um einen einmaligen Kurseinbruch gehandelt haben.

Die Reaktion des CRISPR Therapeutics Wettbewerbers bluebird bio ist wesentlich dramatischer. Die bluebird bio-Aktie schmierte am Freitag um mehr als -40% ab und das, obwohl auch das US-Biotech-Unternehmen mit seiner Lyfgenia-Therapie die Zulassung für die Behandlung der Sichelzellkrankheit in den USA erhielt.

Anscheinend sieht der Markt die Casgevy-Behandlung von CRISPR Therapeutics und Vertex klar im Vorteil. Das hat zwei gute Gründe: Zum einen ist die Therapie von bluebird bio fast um 1 Millionen US$ teurer als jene von CRISPR und Vertex. Und zum anderen traten in der klinischen Studie von bluebird Fälle von Blutkrebs auf, weshalb die FDA vor den Nebenwirkungen warnte.

Eine großartige Zukunft

Ich sehe die CRISPR Therapeutics-Aktie vor einer großartigen Zukunft. Die erstmalige Zulassung der CRISPR-Technologie in einer Therapie ist nichts weniger als der Beginn einer neuen medizinischen Ära.

Zwar ist CRISPR nicht allein in der Erforschung neuer Behandlungsmethoden auf Basis der nobelpreisgekrönten Genschere, aber das Unternehmen ist zweifellos einer der technologischen Vorreiter. Für Anleger mit einem langen Atem und einer hohen Volatilitätstoleranz ist die CRISPR Therapeutics-Aktie in meinen Augen ein sehr spannendes Investment.

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