CropEnergies-Aktie: Neuer Hoffnungsschimmer – zurecht?
Die Erprobung von E20 Benzin sowie eine Kaufempfehlung sorgten am Dienstag für einen Kurssprung von +9% bei der CropEnergies-Aktie (WKN: A0IAUP). Aktuell notiert sie bei rund 8,50 €. Zuletzt mussten die Aktionäre des Bioenergieherstellers starke Nerven haben. Binnen Jahresfrist hat sich der Kurs mehr als halbiert. Daher kam die Nachrichten sehr gut bei den Marktteilnehmern an. Was bedeutet das jetzt für die Aktie?
ℹ️ CropEnergies vorgestellt
CropEnergies ist ein führender europäischer Hersteller von Bioethanol für den Kraftstoffsektor. Als Nebenprodukte fallen dabei wichtige Produkte wie flüssiges Kohlendioxid und Eiweißfuttermittel an. Als Basis für die Produktion dienen Zuckerrüben, Stroh und minderwertiges Getreide. Der Bio-Hersteller ist eine Tochter der Südzucker-Gruppe und hat seinen Sitz in Mannheim. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit rund 740 Millionen €.
E20 an öffentlicher Tankstelle erprobt
Seit längerer Zeit forscht das Mannheimer Unternehmen daran, den Bioethanolanteil am Benzin zu erhöhen. Bisher gab es nur eine Tankstelle auf dem firmeneigenen Gelände. Dies soll sich jetzt ändern. Erstmals wird E20-Benzin an einer öffentlichen Tankstelle eingeführt. Noch handelt es sich um eine Testphase, bei der nur bestimmte Firmenflotten betankt werden dürfen.
Als einer der größten Hersteller von Bioethanol in Europa könnte das für neuen Schwung bei CropEnergies sorgen. Zuletzt gingen die Umsätze und Erträge des Konzerns deutlich zurück. Ursache hierfür ist der starke Preisverfall für Bioethanol. Der Preisrückgang resultiert auch aus den starken Importen, insbesondere aus Brasilien und den USA. Dort sind die Rohstoffpreise deutlich günstiger; zudem ist die heimische Herstellung sehr stark von der „Tank oder Teller“-Debatte belastet.
In einer ersten Reaktion hat der Nabu wieder eine Kritik diesbezüglich geäußert. Die Ethanolherstellung stehe in Konkurrenz zur Erzeugung von Nahrungsmitteln. Für die Produktion setzt der Konzern zunehmend auf minderwertiges Getreide sowie Abfallprodukte.
Geschäftsentwicklung rückläufig
Aus dem Halbjahresbericht vom 11. Oktober wird ersichtlich, dass sich die Geschäftsentwicklung deutlich normalisiert hat. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die Preise wieder auf ein Normalmaß gesunken. Der Umsatz sank von 849 Millionen € auf 631 Millionen €. Das operative EBITDA reduzierte sich von 201 Millionen € auf 56 Millionen €.
Mit einer deutlichen Erholung in der zweiten Jahreshälfte ist nicht zu rechnen. Die Jahresprognose wurde bestätigt. Demnach rechnet der Konzern mit einem Umsatz von 1,27 bis 1,37 Milliarden €. Beim operativen EBITDA stehen 140 bis 190 Millionen € auf dem Zettel.
Der Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum sollte nicht überbewertet werden. Damals wurden Rekordwerte erzielt.
Auswirkungen auf die weitere Kursentwicklung
Positiv ist, dass die Nachricht am Markt zu deutlichen Kursgewinnen führte. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass es sich hierbei um einen Test handelt. Ob die Einführung staatlich zugelassen wird, ist noch offen. Zudem eignet sich aus heutiger Sicht nur eine geringe Zahl von Autos für diesen Treibstoff.
Dennoch ist es ein wichtiger Schritt für CropEnergies. Es zeigt, dass dort an neuen nachhaltigeren Treibstoffen intensiv geforscht wird. Sollte die Testphase positiv verlaufen und die Einführung von E20 kommen, wird die Nachfrage nach Bioethanol deutlich steigen. Das dürfte sich langfristig positiv auf Umsatz und Ertrag auswirken.
Der aktuelle Kursanstieg dürfte jedoch nicht nachhaltig sein und schon bald wieder korrigieren. Insgesamt handelt es sich um einen Zukunftswert, das Marktumfeld für Energieaktien ist derzeit jedoch schlecht.
Neben der Erprobung von E20 ist die heutige Kaufempfehlung von Kepler mit einem Zielkurs von 15 € verantwortlich. Matelan Research sieht den fairen Wert sogar bei 19,50 €. So optimistisch bin ich nicht, momentan sind Kurse um 10 € als gut zu bezeichnen.
Mein Fazit: Anleger sollten die Aktie vorerst meiden.
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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens CropEnergies. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.