CureVac: Können Anleger neue Hoffnung schöpfen?
Lange Zeit im Rahmen der Corona-Pandemie ein Liebling deutscher Anleger, ist es um die Aktie von CureVac (WKN: A2P71U) recht still geworden. Seit dem Höhenflug auf über 100 € im Juni 2021 ist der Kurs um -80% abgestürzt, was natürlich dem dramatischen Scheitern des Corona-Impfstoffs zu verdanken war. Heute startet das Papier plötzlich um über +5% auf 17,72 € durch – was ist hier los?
CureVac ist ein Biotech-Unternehmen mit rechtlichem Sitz in den Niederlanden und Zentrale in Tübingen, das sich auf die Erforschung und die Entwicklung von Arzneimitteln auf der Grundlage des Botenmoleküls mRNA spezialisiert hat. Im vergangenen Sommer musste der Wirkstoffhersteller den Zulassungsantrag für seinen ersten Corona-Impfstoff aufgrund schwacher Studienergebnisse zurückziehen. Derzeit arbeitet das Unternehmen zusammen mit dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) an einem verbesserten Corona-Vakzin.
Die Folgen des Corona-Fehlschlags
Das Tübinger Biotech-Unternehmen leidet noch unter den Folgen seines Corona-Fehlschlags – und mit ihm die Anleger. Das verhehlt CureVac auch bei der Präsentation seiner Finanzergebnisse für das erste Quartal nicht. Finanzvorstand Pierre Kumula räumt unumwunden ein, man sei „noch von Effekten in Zusammenhang mit früheren Verpflichtungen für unseren Impfstoffkandidaten der ersten Generation, CVnCoV, beeinflusst“.
Laut Kumula sind die Tübinger bemüht, die Kosten weiter zu kontrollieren und ihre Schlüsselprogramme voranzutreiben. Die meisten der früheren Verpflichtungen seien bereits aufgelöst worden.
Die Umsätze beliefen sich im ersten Quartal auf 24,4 Millionen €, das ist ein Plus von 144% (Vorjahr: 10 Millionen €). Dahinter verbergen sich vor allem Erlöse aus den beiden Kooperationen mit GlaxoSmithKline (GSK). So bekam CureVac mit Beginn der klinischen Studie zum Grippe-Impfstoff eine Meilensteinzahlung von 10 Millionen €.
Forschungs- und Entwicklungskosten drastisch zurückgefahren
Unterm Strich fuhren die Tübinger einen operativen Verlust von 15,3 Millionen € ein. Das sind 100 Millionen € weniger als im Vorjahresquartal. Hauptgrund: Die Forschungs- und Entwicklungskosten für klinische Studien wurden drastisch zurückgefahren.
Immer besonders wichtig bei Biotech-Unternehmen: die Cash-Position. Hier ist CureVac zwar noch relativ komfortabel aufgestellt, doch gleichzeitig wird das Dilemma sichtbar. Ende März hatten die Tübinger 658,2 Millionen € in der Kasse, zum Jahresende 2021 waren es noch 811,5 Millionen €.
Kürzlich hatten wir in diesem Artikel aufgezeigt, dass der mRNA-Impfstoffkandidat der zweiten Generation in einer präklinischen Studie eine hohe Wirksamkeit gegen verschiedene Covid-19-Varianten gezeigt hat. CureVac und Partner GSK erwarten die Ergebnisse dieser Untersuchung in der zweiten Jahreshälfte. Der Bund hat bereits Interesse signalisiert und einen Vorabkaufvertrag über 80 Millionen Dosen im Falle der Zulassung geschlossen.
Wer nicht rechtzeitig ausgestiegen und den Kurssturz der Aktie – vor dem wir eindringlich gewarnt hatten – mitgemacht hat, dem bleibt nach wie vor nur das Prinzip Hoffnung, dass der zweite Corona-Kandidat besser funktioniert als der krachend gescheiterte erste.
Zwar gibt es durchaus vielversprechende Hinweise darauf, aber die Frage lautet: Wie realistisch ist es, dass CureVac den großen Rückstand zu den zugelassenen und etablierten Impfstoffherstellern aufholen und hier hohe Umsätze generieren kann?
Sehr sportliche Bewertung
Fakt ist, dass das Unternehmen derzeit an der Börse mit rund 3,3 Milliarden € bewertet ist. Selbst wenn es neben dem Covid-Kandidaten der zweiten Generation noch über einen aussichtsreichen Grippe-Kandidaten sowie über Onkologie-Programme verfügt, so ist dies bei einem Kassenbestand von 658,2 Millionen € Ende März immer noch eine sehr sportliche Bewertung.
Außerdem muss sich erst noch erweisen, ob die mRNA-Technologie der Tübinger wirklich (besser) funktioniert als die der Wettbewerber BioNTech/Pfizer und Moderna.
Ich lasse daher lieber die Finger von dieser Aktie.
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