D-wave Quantum-Aktie: Die Blase ist geplatzt

Aktionäre von D-wave Quantum, die nicht vor rund einer Woche ihre Anteilsscheine am Quantencomputerhersteller bei Kursen von rund 10 US$ verkauften, werden in den letzten Tagen ein paar graue Haare bekommen haben. Der Kurs der D-wave Quantum-Aktie ist in den letzten vier Handelstagen um über -60% eingebrochen. Die Aktie ging gestern mit ca. 3,80 US$ aus dem Handel. Ist die Hype-Blase rund um Quantencomputer geplatzt?

Ein neues Rekordjahr

Das kann man mit Fug und Recht so sagen. Auch die Kurse anderer Quantencomputing-Aktien wie IonQ, Quantum Computing und Rigetti Computing erlitten in den letzten Tagen massive Kursverluste.

Zumindest D-wave Quantum lieferte eine Steilvorlage für steigende Kurse, denn der kanadische Quantencomputerhersteller hatte 2024 ein Rekordjahr. Die Buchungen erhöhten sich im vergangenen Jahr um 120% auf 23 Millionen US$. Vor allem im Schlussquartal explodierte der Auftragseingang um das Vierfache im Vergleich zu 2023.

Eine ebenso gute Nachricht ist, dass D-wave Quantum das Jahr 2024 mit einem Rekordbestand an liquiden Mitteln in Höhe von fast 180 Millionen US$ abschloss. Und auch die Nachricht, dass das erste D-wave Advantage System verkauft wurde, der derzeit leistungsfähigste kommerziell nutzbare Quantencomputer, ist ein Ausrufezeichen.

Der Hype kam zu früh

Doch Anleger scheinen all diese positiven Nachrichten aktuell nicht mehr zu würdigen. Nachdem Nvidia-Chef Huang vor wenigen Tagen verkündete, dass die Entwicklung praktisch sinnvoll einsetzbarer Quantencomputer noch mindestens 15 Jahre dauern werde, ist die Börsenstimmung gegenüber der neuartigen Rechentechnik massiv gekippt.

Offenbar ist Anlegern bewusst geworden, dass der Hype vielleicht doch etwas zu früh kam. Es wird noch viele Jahre dauern und Milliarden an Entwicklungskosten verschlingen, bis Quantencomputer herkömmliche Rechensysteme auf dem Markt ablösen können.

Eine klassische Achterbahn

Der Chart der D-wave Quantum-Aktie zeigt das klassische Bild eines Hypes: die Achterbahn. Nachdem sich der Aktienkurs von Mitte November bis Anfang Januar in etwa versiebenfachte, ging es in den letzten Tagen rasant bergab.

Bei ca. 3 US$ besitzt die D-wave Quantum-Aktie einen Support. Die kommenden Tage werden zeigen, ob dieser hält.

Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber

Wie in meiner letzten Analyse kann ich Anleger auch weiterhin nur vor der D-wave Quantum-Aktie warnen. Ein Investment in die Quanteninformatikaktie ist mehr als spekulativ.

Sehr viele zentrale Fragen in Bezug auf die Quanteninformatik im Allgemeinen und das Unternehmen im Besonderen sind noch offen. Wann ist mit nennenswerten Umsätzen aus dem Verkauf von Quantencomputern zu rechnen? Welchen Platz wird die von D-wave verfolgte Annealing-Technologie im Quantencomputing einnehmen? Haben die Kanadier langfristig die finanziellen und personellen Ressourcen, um mit IT-Schwergewichten wie Alphabet und IBM zu konkurrieren?

Solange diese überlebenswichtigen Fragen nicht ansatzweise geklärt sind, ist der Kurs der D-wave Quantum-Aktie ein reiner Hoffnungswert. Und dieser Hoffnungswert ist zum Jahresbeginn etwas zu hoch gestiegen. Mit einer Bewertung von über 2,5 Milliarden US$ war meiner Meinung nach absurd viel Zukunftsfantasie in den Aktienkurs der Kanadier eingepreist.

Anleger sollten mich nicht falsch verstehen: Auch ich halte Quantencomputing für eines der „next big things“ (frei nach Steve Jobs) auf den IT-Markt. Aber ich halte es auch mit Nvidia-Chef Huang. Es wird noch sehr viele Jahre dauern, bis dieses nächste große Ding im großen Stil auf den Markt kommt.

Anleger dürfen nicht vergessen, dass die Basistechnologie der Quanteninformatik bereits seit gut vier Jahrzehnten erforscht wird. Bis heute ist daraus kaum kommerzieller Nutzen zu ziehen. Ungeduld ist im Quantencomputing kein guter Ratgeber.

Wer übrigens auf der Suche ist nach den Hidden Champions im KI-Sektor: Unser neuer Report deckt auch weniger bekannte, aber hochinteressante Aktien auf.