D-wave Quantum-Aktie: Ist das jetzt ein Kaufkurs?

Die D-wave Quantum-Aktie erlebte in den beiden letzten Tagen einen heftigen Kurseinbruch. Nachdem es bereits am Mittwoch um über -6% nach unten ging, fiel das Papier des Quantencomputerherstellers am Donnerstag um -36% in den Kurskeller. Was steckt hinter dem Debakel und ist das jetzt wieder ein Kaufkurs?

Huang versus Baratz

Auslöser des Blutbades von Quantencomputeraktien an der Börse war Nvidia-CEO Jensen Huang, der in einer Rede auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas das kurzfristige Potenzial von Quantencomputern stark in Zweifel zog.

Wenn man sagt, in 15 Jahren könnten sehr nützliche Quantencomputer existieren, wäre das wahrscheinlich optimistisch,

so Huang.

Seiner Meinung nach wird die Quanteninformation noch gut 20 Jahre brauchen, um kommerziell brauchbare Computersysteme herzustellen. Die Worte Huangs als Chef des wichtigsten Chipentwicklers der Welt haben selbstverständlich Gewicht in der Technologiebranche. D-wave Quantum-CEO Alan Baratz sah sich angesichts dieser Vorwürfe genötigt, dem Statement von Huang etwas entgegenzusetzen.

Selbstverständlich sieht Baratz Huang im Unrecht und betonte, dass D-wave Quantum bereits heute Quantencomputer für den Einsatz in der Praxis herstelle. So werden Computer von D-wave beispielsweise vom Kreditkartenkonzern Mastercard und vom japanischen Telkomunternehmen NTT Docomo zur Optimierung von Geschäftsprozessen eingesetzt.

Zwei Arten von Quantencomputing

Möglicherweise reden Baratz und Huang aber nur aneinander vorbei. Vorsicht, jetzt wird es ein wenig technisch. Die Quantencomputer von D-wave Quantum basieren auf dem sogenannten „Annealing-Ansatz“. Das Annealing-Quantencomputing ist speziell auf die Bewältigung von Optimierungsproblemen ausgerichtet. Der andere Ansatz, auf den sich Huang bezieht, heißt „Gate“. Das Gate-basierte Quantencomputing bietet im Gegensatz zum Annealing eine große Flexibilität und Vielfalt bei der Erstellung von Algorithmen.

Für einen Großkonzern wie Nvidia ist selbstverständlich der Gate-Ansatz wesentlich interessanter. Huang dürfte nicht Unrecht damit haben, dass in den kommenden beiden Jahrzehnten noch keine Kommerzialisierung von Gate-Quanteninformatiksystemen zu erwarten ist.

Zu viele offene Fragen

Die Bewertung von D-wave Quantum hat sich in den beiden letzten Handelstagen von rund 2,6 auf 1,6 Milliarden US$ verringert. Trotzdem halte ich dieses Bewertungsniveau immer noch für viel zu hoch. Es entspricht in etwa dem 200-fachen Jahresumsatz des Unternehmens.

Man muss D-wave Quantum zugutehalten, dass das Unternehmen eine führende Rolle in der Kommerzialisierung von Quantencomputern einnimmt. Trotzdem wird es noch viele Jahre dauern, bis die Kanadier signifikante Umsätze garantieren.

Zudem besteht die Gefahr, dass D-wave Quantum in diesem Zeitraum von anderen Quantencomputing-Unternehmen technologisch überholt wird. Vor allem Konzerne wie Alphabet und IBM verfügen über Ressourcen, die weit über jene von D-wave hinausgehen.

Quantencomputing wird kommen, das steht für mich außer Frage. Die Frage ist jedoch, in welcher Geschwindigkeit, in welchem Ausmaß und mit welchen Technologien. Ich glaube, die meisten Anleger haben inzwischen eingesehen, dass sie mit der D-wave Quantum-Aktie einem kurzfristigen Hype aufgesessen sind. Für langfristige Kurssteigerungen ist es meiner Meinung nach noch viel zu früh.

Wer übrigens auf der Suche ist nach den Hidden Champions im KI-Sektor: Unser neuer Report deckt auch weniger bekannte, aber hochinteressante Aktien auf.